Colour Haze – Tempel
 

Colour Haze – Tempel
Elektrohasch www.elektrohasch.de (2006)
(8 Stücke, 48:20 Minuten Spielzeit)

Das deutsche Heavy-Psychedelic-Trio Colour Haze legt mit „Tempel“ seine sechste Studioveröffentlichung vor. Bisher kannte ich die Gruppe nur vom ersten Stück der THE PSYCHEDELIC AVENGERS „...And The Curse Of The Universe“-CD, bei dem sie Timo Lommatzsch mit schweren, hypnotischen Riffs musikalisch begleiten.

Damit sind die Schlüsselbegriffe schon genannt: schwer, hypnotisch, sowie heavy und psychedelisch. Vom Heavy-Rock der Endsechziger kommt der oft schleppende und trotzdem groovende Rhythmus von Bass und Schlagzeug, von der Psychedelic die fließenden Gitarrenimprovisationen. Zusammen ergibt das einen Stil, der je nach Betrachtungsweise an Grateful Dead als Heavymetalband, oder an Black Sabbath als Hippiegruppe denken lässt.


Fundament für Stefan Kogleks Ausflüge ist die Rhythmusfraktion. Immer solide spielend, pendelt sie variantenreich zwischen Ethno, Rock und Jazzeinflüssen. Koglek selbst klingt mal filigran und sauber, um gleich danach verzerrte Riffs so hart wie Stahlbeton herauszuhauen. Bestes Beispiel dafür der Titelsong, der fast zart beginnt und sich mantraähnlich von sehr jazzigen Gitarrenimprovisationen hin zu einem Heavymetalstück entwickelt. Die mantraförmige Struktur der Songs ist ein weiteres Merkmal der Gruppe, das den Reiz dieser CD ausmacht.

Dass sie leisere, fast schon ambientmäßige Soundstrukturen ebenso beherrschen, zeigt anfangs „Ozean“ - flirrende Gitarrenlinien, sanft dahinschwebend, zeigen die Ruhe des Meeres, bis verzerrte Riffs die Wucht eines solchen im Sturm offenbaren. Ähnlich sanft für Colour Haze ist auch „Stratofarm“ - das wieder in Richtung „jazzig angehauchte Improvisation“ im Stile der frühen Dead geht.

Der Gesang ist zum größten Teil „nur“ ein weiteres Melodieinstrument, lediglich in „Mind“, „Gold & Silver“ sowie „Earth“ gibt es klar erkennbare Leadvocals. In den ersteren beiden gibt es gelungene Hammondorgeleinlagen des Gastmusikers Christian Haweller. Das tut der Musik aber keinen Abbruch, im Gegenteil, dieses Merkmal sollten sie ausbauen. Allerdings fallen die beiden letztgenannten in meinen Ohren gegenüber den stärker instrumental gehaltenen ab, da sie durch den Gesang ein konventionelleres Songschema bedienen.

Ähnlich wie die Kollegen von Trigon, die bei gleicher Besetzung eine musikalisch etwas andere Ausrichtung haben, bietet Colour Haze eine rundum gelungene Leistung für Freunde der härteren gitarrenorientierten Musik mit Psychedeliceinschlag. Ich kann mir vorstellen, dass diese Musik live noch eine viel stärkere Wirkung hat – wenn die Ohren mitmachen:-)

Andreas Plaeschke, Juli 2008

   

CD-Kritiken-Menue