Cockney Rebel feat. Steve Harley - Cavaliers – An Anthology 1973-1974

Cockney Rebel feat. Steve Harley - Cavaliers – An Anthology 1973-1974
EMI (2012)
(49 Stücke, 227:13 Minuten Spielzeit)

Anfang der 70’er Jahre war die Zeit des Glam-Rocks. In diesem Umfeld gründeten sich zahlreiche Bands in Großbritannien. Zu dieser Zeit formierte Steve Harley einige Musiker um sich und nannte diese Formation Cockney Rebel, nach einem britischen Dialekt, der in London zu Hause ist. Und auch sein Gesangsstil zeichnete sich durch diesen ungewöhnlichen Stil aus. Schon mit dem ersten Album „The Human Menargerie“ und der Singleauskopplung „Sebastian“ machten Cockney Rebel 1973 auf sich aufmerksam.


Durch den charismatischen Gesang ihres Frontmannes und Songschreibers Steve Harley (Gesang, Akustikgitarre) und dem außergewöhnlichen, manchmal etwas verschrobenen Musikstil der Band, bestehend aus Paul Jeffreys (Bass), Stuart Elliott (Schlagzeug, Perkussion), Milton Reame-James (Keyboards) und Jean-Paul Crocker (elektronische Violine, Gitarren, Mandoline), der sie unter anderem auch in die Nähe von Bands wie Roxy Music brachte, verzeichneten sie schon zu Beginn ihrer Karriere einige Erfolge. Nicht ganz ein Jahr später folgte im Jahr 1974 mit „The Psychomodo“ ihr zweiter Streich.

Die EMI bringt am 26.10.2012 eine 4-CD-Box auf den Markt, die diese beiden Alben würdigt. Neben den beiden Platten, die in remasterter Form und mit Bonusstücken (Single A- und B-Seiten) versehen sind, finden sich auch noch zwei Bonus-CDs im Package, die alternative Versionen sowie Livemitschnitte von der BBC, oder den John Peel-Sessions aus dem Jahr 1974 beinhalten.

Allein die beiden ersten Werke der Band, die später mit Songs wie „Make Me Smile (Come Up and See Me)“ oder der Beatles-Interpretation „Here Comes The Sun“ Megaseller produzierte, sind es wert, dass man sich näher mit ihnen beschäftigt.

Die ungewöhnliche Kombination von Violine, sanftem Schlagzeug und wunderbaren Keyboardmotiven, auf denen dann Steve seinen unverwechselbaren Gesang legt, machen schon den Opener „Hideaway“ zu einer fesselnden Nummer, die sofort in den Musikkosmos von Cockney Rebel zieht. Das Album ist voll von herrlichen – teils verschrobenen – Nummern, deren Faszination man sich in den 70’er Jahren und auch heute kaum entziehen konnte bzw. kann. Durch die Violine kommt auch immer wieder ein gewisses Folk-Flair in die Stücke. Aber es finden sich auch jazzige Elemente in der Musik der Briten.

„Sebastian“ ist wohl eines der intensivsten Stücke, die Cockney Rebel und die Glam-Rock-Szene je hervorgebracht hat. Der Song vernebelt einem auch im neuen Jahrtausend noch die Sinne. Eine symphonische Meisterleistung, die klingt, als wäre sie mit großem Orchester eingespielt worden. Von ähnlicher Qualität ist das fast zehnminütige „Death Trip“. Als Bonus gibt es die Singles „Sebastian“ und „Judy Teen“ (letztgenannter ist auf keinem Studioalbum zu finden) sowie deren Single B-Seiten.

1974 kam dann mit „The Psychomodo“ das zweite Album der Briten heraus, auf dem sich zwar kein solcher Hit wie „Sebastian“ befand, das aber zahlreiche, hinreißende Songs enthält. Darunter finden sich so großartige Stücke wie „Mr. Soft“, das atmosphärische „Ritz“, das betörende „Cavaliers“ und das melancholisch verträumte und verspielte „Tumbling Down“. Als Bonus sind hier die Steve Harley-Single „Big Big Deal“ und die B-Seite „Such A Dream“ enthalten. Anzumerken ist hier noch, dass das Album seinerzeit neben Steve Harley von keinem geringeren als Alan Parsons produziert wurde, was von einem perfekten Sound zeugt.

Für Fans sind aber vor allem die CDs Nummer 3 und 4 von größtem Interesse. CD 3 ist voll mit alternativen Versionen der Stücke von den beiden ersten Alben, die bisher unveröffentlicht waren. CD Nummer 4 beinhaltet fünf Songs von einem BBC-Konzert aus dem Jahr 1974, zwei weitere Stücke, die bei BBC-Aufnahmen mitgeschnitten wurden (Old Grey Whistle Test) und drei Stücke aus den John Peel Session.

Mit „Cavaliers – An Anthology 1973-1974“ ist der EMI eine gelungene Retrospektive einer der außergewöhnlichsten Bands des Glam-Rock geglückt. Die beiden ersten Alben von Cockney Rebel sind von hoher Qualität und stellen ein Muss für den Musikfreund dar, der sich musikalisch in den 70’er Jahren zu Hause fühlt. Das Bonusmaterial ist darüber hinaus opulent ausgefallen. Hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, Oktober 2012

   

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