City
Blues Connection – Favourite Recording Sessions Volume 2 Mir ist bei meinen vielen Besuchen bei diesjährigen Blues-Festivals aufgefallen, es kommen immer weniger Jüngere zu den geladenen Blues-Messen. An den Spekulationen dazu möchte ich mich an dieser Stelle erst einmal nicht beteiligen. Jedoch sind unsere renommierten deutschen Blues-Musiker aktiver wie nie, nutzen nach der schleppenden Wiederbelebung der Kultur jede Möglichkeit zu Auftritten, aber auch im Studio ist etwas los. Selbst vor einem Club-Auftritt fern der Heimat in Castrop-Rauxel als Trio vor kleinem Publikum schreckt der Mahner des Blues nicht zurück. Die drei Musiker kommen ins Ruhrgebiet, bauen auf und liefern erstklassig ab. |
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45 Jahre nach Gründung
in Hamburg und eine Dekade seit formieren der Blues-Big-Band City Blues
Connection, feiert Norbert mit vielen Musikern, die nach der
Wiedervereinigung tragende Rollen hatten, im Studio. Das Ergebnis ist
„Favorite Recording Sessions Volume 2“, das Motto: Was denkst du wer
du bist, was denkst du wer wir sind!! Norbert Egger ist mit seiner
Einstellung und den kritischen Texten ein lautstarker Mahner, wie er dem
Blues, besonders auch hier im deutschsprachigen Raum und in diesen
unruhigen, belastenden Zeiten gut zu Gesichte steht: „Die Reflexion von
Menschheitsproblemen; wie Umweltzerstörung, Krieg, soziale
Ungerechtigkeit, Rassismus; bis hin zu erlebten inakzeptablen Verhalten im
Kleinen und Großen auf der einen Seite und der Einsatz für eine
lebenswerte Welt, Demokratie, Gerechtigkeit und die Dankbarkeit für das
erfahrene Gute; wie Freundlichkeit, Solidarität, Hilfsbereitschaft, Güte
und Liebe auf der anderen Seite.“ Das zuletzt genannte sind wahre
menschliche Werte und Teil der x-tausendjährigen Evolution, dafür kämpfen
glücklicherweise einige Prominente, Politiker, aber auch viele nicht so
bekannte Menschen ihr gesamtes Leben. Einem Menschen, dem ich vorher
gesagtes absolut abnehme und der immer dafür Farbe bekennt und das auch
lautstark in die Welt bringt ist der Blues-Mahner Norbert Egger. Und er
benutzt das traditionelle Werkzeug Musik mit Klang und Stimme, das wurde
schon immer verwendet, nicht nur im Blues, aber auch dort. Er versucht
damit, auch genau zu den oben genannten Themen und sogar in Deutsch,
Aufmerksamkeit zu bekommen, sich Gehör zu verschaffen, viele Menschen
aufzurütteln, damit sie nicht wieder ein paar unerträglichen, gefährlichen
Schreihälsen auf den Leim gehen. Norbert, danke für deine klaren
Botschaften, die ich hiermit mit meiner Botschaft mische und in die Welt
bringe!! Mal sehen, wer Mut hat diese weiterzutragen, hier trennt sich nun
die Spreu vom Weizen!! Unseren Blues-Maniac
Norbert Egger vom Königsee muss man hier nicht mehr groß vorstellen. Wir
haben seine Reise im Studio und auf Bühnen seit mehreren Jahren intensiv
begleitet und immer wieder ausführlich berichtet. Einige andere
quatschen, er macht. Er nimmt durch sein unglaubliches Engagement viele
Kollegen mit, animiert nimmermüde durch Produktionen, Aktionen, Konzerte,
Songs. Bei der Produktion seines Materials in Gänze und kompletter Ausprägung
gibt es beim Blues-Botschafter Norbert Egger in all seinen vielen
Projekten seit dem Wiederbeleben seiner Aktivitäten ab 2013 bis heute
keinerlei Kompromisse. Er will nicht nur einfach irgendein Lied irgendwie
aufnehmen, sondern jeder Titel soll eine Geschichte erzählen, bei der die
traditionellen Vorgaben in jeder Hinsicht auch eine tragende Rolle spielen
sollen. Da ich schon früh von Norbert auf seine Reise mitgenommen wurde,
die Geschichten sehr lange mitverfolge und tief eingetaucht bin in viele
Entstehungsprozesse, kann ich das, glaube ich, ganz gut beurteilen. Er hatte bisher immer;
in Studios und auf vielen Bühnen; stets leidenschaftliche, fachkundige,
musikalische Menschen an seiner Seite, die zusammen mit ihm seine Visionen
in reale musikalische Werke umsetzten. Genau wie im alltäglichen Leben
eines jeden, hinterlässt die Zeit spuren, es ist ein kommen und gehen,
manchmal sind es triviale Gründe, das Dinge sich ändern. Auch diesmal
bei „Favorite Recording Sessions Volume 2“, denn davon sind
musikalische Prozesse auch nicht ausgenommen. Zu den allseits bekannten
Musikanten aus seinen Projekten, kamen diesmal auch wieder zwei neue Namen
hinzu, Sängerin Lydia Stone und Bertram Liebmann am Klavier. Wie immer
hat Norbert Egger bei der Auswahl und Mischung seiner Mitspieler ein gutes
Händchen gehabt. Und das zeigt bei diesen zehn großzügig improvisierten
Liedern auch wieder das riesige solistische Potenzial aller zehn
beteiligten Session-Teilnehmer. Wer wie Norbert Egger
fast alle Stilrichtungen des Blues über ein Jahrhundert abbilden will,
von Solo bis Big-Band, der braucht Durchhaltevermögen und das passende
Personal in Quantität, Qualität und Individualität. Nicht jeder
Vokallist passt zu jeder Komposition, das ist natürlich auch bei jedem
Instrument ebenso. Und bei einer Blues-Big-Band wie City Blues Connection,
hier bereits gesagt in Mannschaftsstärke, müssen bei jedem Titel sogar
alle Komponenten in Kleinstarbeit wie bei einem Puzzle mühsam zusammengefügt
werden. Allein das ist eine Mammutaufgabe. Und wer sich den ersten der
zehn Titel „T’Ain’t Nobody’s Bizness If I Do“ anhört, wird mit
solistischen und Big-Band Höchstleistungen überschwemmt. Unglaublich was
diese Truppe aus dem Grenzgebiet um Salzburg hier präsentiert. Und auch bei dem
Egger-Klassiker „She’s Great“, den gibt es bereits in verschiedenen
Versionen und den hat er auch in Castrop-Rauxel im Trio mit Norbert &
Stefan Kreipl druckvoll Live gespielt, zeigt, was man mit einem neuen
Arrangement, hier mit Orchester, aus einem bekannten Lied machen kann.
Norbert Egger in Bestform an Gitarre, mit sich selbst im Chor, ein
Multitalent der seine Truppe fingerschnippend zu Hochleistung bringt. Mich
erinnert das auch immer etwas an die zwar seltenen rockigeren Titel die so
wahre Orchester-Giganten wie Max Greger, Hugo Strasser, Paul Kuhn, James
Last, damals noch im Fernsehen in Schwarz-Weiß, gespielt haben. Die haben
mich aber schon als Kind begeistert. Ja, mich haben nicht nur die üblichen
Verdächtigen der Yeah-Yeah-Yeah-Zeit geprägt, sondern auch viele andere
Stile. Mit dem Cover „I’d
Rather Go Blind“ bekommen wir Sängerin Lydia Stone dann schon zum
zweiten Mal nach der Start-Nummer zu Gehör. Eine echt ausdrucksstarke
Stimme, die gut zum Repertoire der drei Formate um Norbert Egger passt, da
sind sicher noch einige Variationen von Blues-Klassikern zu erwarten. Auf
hohem Niveau geht es weiter durch das ganze Album, „Love You Pretty
Baby“ mit Johnny-Guitar-Watson-Gitarre und starkem Dialog zwischen
Egger-Gesang und dem sagenhaften Gebläse. Dann der Blues-Stampfer
„Playin’ Blues“, weiter und etwas ruhiger im Programm, wieder mit
Lydia, zur Ballade „Trust In Me“. Auch hier trifft das
Orchester-Arrangement punktgenau, ich fühle mich nostalgisch beim hören
zurück in den 60er, als ich mir genau solche Lieder in Dauerschleife auf
unserer hochpoliert-heiligen Musik-Truhe, so groß und schwer wie vier
Waschmaschinen nebeneinander, ja solche riesigen Kästen gab es damals,
angehört habe. Das gleiche trifft auch auf „Anna Liza“ und „We’ll
Handle That“ zu, beide dargeboten in wunderschönen orchestralen Gewändern.
Die beiden letzten Titel sind deutliche Ansagen an einige Parteien und
Politiker auf beiden Seiten des Atlantik. „More Shame“ ist
eine Neuinterpretation eines Natural Blues Klassikers, deutlich adressiert
an den schändlichen Wirrkopf Donald Trump und alle seine Vasallen. Zum
Abschluss mit „Wir Stehen Gemeinsam Gegen Rechts“ ein Debüt für
Norbert Egger, ein Blues in Deutsch und das mit einer glasklaren,
unmissverständlichen Botschaft, bei der man genau hinhören sollte und
die es gilt weiterzuverbreiten bevor es zu spät ist. Nicht erst seit dem
Live Rock Gegen Rechts Festival (09-2023) an geschichtsträchtiger Stelle
in Berchtesgaden sind auch die neuen Nazis eines seiner Herzensthemen. Das
Lied hat er auch in Castrop-Rauxel vorgetragen, hier haben alle im
Publikum zuletzt mit eingestimmt. Er nimmt mutig wie kaum ein anderer Künstler
hierzulande mit diesem Liedtext unmissverständlich Stellung. Und damit am
besten JEDER deutschsprachige Mensch in der ganzen Welt diese deutliche
Mitteilung auch versteht, ist Norbert’s Blues-Mahnung hier zum ersten
Mal in Deutsch verfasst. Fazit: Ein homogen sehr
gutes Big-Band-Blues-Album, meines Erachtens das bisher Beste vom
Kollektiv City Blues Connection, es bekommt von mir Höchstpunktzahl!!
Chapeau, Blues-Mahner vom Königssee und das nicht zum ersten Mal. Was mir erneut bei der
physikalischen Ausgabe besonders gefällt; unabhängig vom puren, erdigen
Blues; ist das detaillierte, umfangreiche Artwork. Wie gesagt, jedes Jahr
habe ich armselige Vinyl- und Silberscheiben Produkte mit lieblosen
Artwork/Büchlein (wenn überhaupt) in den Händen, manchmal kann ich nur
den Kopf schütteln. Bei AAA Culture, ich wiederhole mich leider, spürt
man bei jedem Buch, CD/DVD, Vinyl die Wertschätzung für alle daran
Beteiligten. Auch damit unterstreicht Norbert Egger seine von mir zitierte
Text-Botschaft von seinem Vorwort auf Seite 2 des 16-seitigen Büchlein.
Denn wer schreibt: „Wir danken allen Musiker/innen, Tontechniker,
Fotografen und allen weiteren Menschen, welche diese Produktion möglich
machten!!“ der gibt damit eine klare und deutliche Botschaft ab. Auch
hier wiederhole ich mich. Wieder einmal ein durchgängig klar
gegliedertes, informatives und lobenswertes Werk, alle daran beteiligten
Menschen werden im Text und meist auch mit Bild vorgestellt. Man erfährt
wichtige, teils wenig bekannte Informationen. Weiter so AAA Culture!! Roland Koch, November 2024 |
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