Blanko Nach den beiden Alben „The MagiX Box“ und „Loopings“ erschien am 31.03.2017 das dritte Album von Cinema, dem Musikprojekt des ehemaligen Tibet-Gitarristen Jürgen „Pöngse“ Krutzsch. Es trägt den Titel „The Discovering Of Time“ und enthält Stücke, die in der Zeit zwischen 2011 und 2015 entstanden sind. Krutzsch bildet seit mehreren Jahren zusammen mit Brigitte Grafe (ex-Absaits) ein kreatives Duo. Grafe dabei für Programmierung und den Mix verantwortlich. |
||||
Auf
dem neuen Album mischt Krutzsch Ambient, traditionelle elektronische Musik
der Marke Tangerine Dream & Co. mit rockigen Elementen und erschafft
so einen neuen Soundkosmos. Die zehn Instrumentaltracks des Albums bewegen
sich zwischen 4:05 und 7:44 Minuten Länge. Der
fünfminütige Opener „Riding The Iron Horse“ ist ein echter Knaller,
bei dem herrliche Harmonien und ein knackiger Beat von Krutzsch ab der Hälfte
des Stückes auf die mitreißenden Gitarrenläufe von Benjamin Peiser
treffen. Für mich ist dieses Stück schon eines der Highlights des
Albums. „Lost In Space“ zeigt sich dagegen von einer sehr spacigen
Seite. Sanft, fast sakral wirken die ersten elektronischen
Klangformationen. Dann setzt ein dezenter Rhythmus (wie eine tickende Uhr)
ein, der dann in weitere Flächen überleitet. Der Track schwebt quasi
durch unseren Orbit und wird durch die sphärische Gitarrenarbeit von Jörg
Dudys und einem pulsierenden Rhythmus noch verstärkt. Hier klingt eine
Spur Tangerine Dream & Co. durch. „Frozen
Time“ bietet atmosphärische Sounds mit herrlichen, sanften
Gitarrenparts von Christian Schwarzbach. In diesem Stück kann man förmlich
die Eisblumen am Fenster wachsen sehen. Ein traumhaftes Stück, in das man
sich fallen lassen kann. „Springtime“ mit seinen anfänglich perlenden
Klangfarben wechselt im weiteren Verlauf in einen Track, der ein wenig an
Michael Rother erinnert, was durch Jörg Dudy’s Saitenbearbeitung
hervorgerufen wird. Auch Strukturen, die an Harald Nies oder F.D. Project
erinnern, kommen in diesem Track auf. Sehr
perkussiv zeigt sich dann „Big City Night“ das mit loungigen Elementen
- inkl. Trompetensounds - versehen ist. Dabei kann man sich gut eine
Skyline bei Nacht vorstellen. Leichtes Ashra-Flair kommt dann zu Beginn in
„Melting Ice“ auf. Diesen atmosphärischen Track mit seiner herrlichen
Pianomelodie verziert Christian Schwarzbach durch wunderbare
Gitarrenlicks. Ein traumhaftes Stück, das nach dem Beginn eine rockige
Note bekommt. Ein weiteres Highlight des Albums, bei dem der Hörer von
den Gitarrensaiten gefangen genommen wird. AXXIS-Schlagzeuger
Dirk Brand zeigt im Track „Diving Into The Devil’s Hole“ das er
nicht nur in der Lage ist eine Hardrockband nach vorn zu treiben, sondern
das er auch einem Track der elektronischen Musik den richtigen Drive
verleihen kann, ohne dominant zu wirken. Im
Track „The Children Of Syria“ widmet sich Krutzsch der dramatischen
Lage in dem Kriegsumkämpften Land. Sehr gefühlvoll geht er in diesem
Track zu Werke. Dem schließt sich dann das recht loungige „Down To The
Caves Of No Return“ an. Mit sanften Flächen, denen rhythmische
Sequenzen und Gitarreneinschübe von Christian Schwarzbach hinzugefügt
werden (die teils einen floydigen Ansatz haben), verabschiedet uns
Krutzsch dann mit dem Titelstück aus dem Album. „The
Discovering Of Time“ ist ein wirklich klasse Album, bei dem Jürgen
Krutzsch und seine musikalischen Gäste die Grenzen zwischen
Elektronikmusik und atmosphärischem Rock aufheben. Herrliche Melodien und
Harmonien treffen auf atmosphärische Gitarren und druckvolle Rhythmen. Stephan Schelle, April 2017 |
||||