Chickencage Experience – An Eggspoiltation Movie

Chickencage Experience – An Eggspoiltation Movie
Nasoni Records (2012)
(CD: 6 Stücke, 76:43 Minuten Spielzeit
DVD: 13 Stücke, 95:55 Minuten Spielzeit)

Chickencage Experience, was für ein abgedrehter Name für eine Band. Auch die Pseudonyme der Bandmitglieder stehen dem in nichts nach. So finden sich folgende Musiker im LineUp wieder: H. M. Fishli (Gesang, Perkussion, Nasenflöte), MichaeLa Flame (Gesang, Keyboards), Emir Of Quaver (Schlagzeug), Wum (Gitarre) und Onkel (Bass, Keyboards). Vier dieser Musiker sind mir schon bei der Band Polytoxicomane Philharmonie über den Weg gelaufen. Nun firmieren sie unter neuem Namen.


Ob „An Eggspoiltation Movie“ die erste Veröffentlichung ist, kann ich nicht genau sagen, es sieht aber genau danach aus. Entstanden ist die neue Formation, als die Sängerin der Band Polytoxicomane Philharmonie, H.M. Fishli, die aus Österreich stammende Sängerin MichaeLa Flame traf. Die beiden wollten gemeinsam etwas produzieren und hatten dabei freie Improvisationen im Kopf. Begeistert von dieser Idee stopften die Mädels die „Gebrüder Schlimm“ (Schlagzeug, Gitarre, Bass - Polytoxicomane Philharmonie) und den Video-Akrobaten „Le Lüd“ in einen kleinen Käfig und alle musilisch verschrobenen Verrücktheiten wurden mit Mikrophon und Kamera dokumentiert. Heraus kam ein Musik-Film, bei dem eine aufrichtige Verbeugung vor Ken Kesey und Douglas Adams spürbar ist.

Das Ergebnis liegt nun auf „An Eggspoiltation Movie“ vor. Neben der Veröffentlichung als CD/DVD-Version, die mir vorliegt, kommt das Werk auch noch als limitierte DoppelLP/DVD heraus.

Während auf dem Album sechs Songs mit Laufzeiten zwischen 9:30 und 17:35 Minuten enthalten sind, werden die Stücke auf der DVD in weitere kürzere Stücke eingebettet.

Ein anschwellender Synthie, so als ob man in den Weltraum abheben würde (kennt man von alten Science Fiction-Filmen) leitet in „The Eternal End“, das 9:31minütige Eröffnungsstück ein. Dann kommen die beiden Sängerinnen zum Einsatz und die andern Instrumente steigen ein. Der hypnotische Psychodelictrip startet. Sofort nehmen einen die vom Schlagzeug angetriebenen und den psychedelischen Gitarrenläufen untermalten hoch melodischen Klangkaskaden gefangen. Wow, was für ein Anfang.

Ruhiger geht es dann im zweiten Stück „Lascivious Dungeon Tales“ weiter. Hier klingt die Band - vor allem auch wegen der Orgel - wie Pink Floyd in ihren psychedelischen Anfangstagen. Der Track wird im Zeitlupentempo vorgetragen, so dass sich eine hypnotische Wirkung beim Hören einstellt.

Auch der erste Longtrack „Novelette Of Bitter And Sweet“ ist recht sphärisch, hat aber verschiedene Parts in denen sich die Stimmungen verändern. Insgesamt wirkt er aber auch wie ein Psychedelictrack aus den späten 60’ern. Aus ganz anderem Holz ist der zweite Longtrack „The Owl, The Bell And The Club Of Veterans“ geschnitzt. Hier gehen Chickencage Experience wesentlich rhythmischer vor. Viel Zeit nehmen sich die Musiker um zu jammen und Soli einzustreuen.

Im folgenden „Ride Ridden Shine“ kommen gar jazzige Elemente hervor. Auch durchziehen diesen Track eigenwillige Sounds, die asiatisch klingen. Aber der Fokus liegt deutlich auf experimenteller Musik und Jazz. Dieser Track ist nicht ganz einfach zu konsumieren. Rockig, mit eingängigen Melodielinien geht es dann mit dem zehnminütigen „Homesick Tours“ aus dem Album.

Die DVD enthält dann auf ca. 95 Minuten die Tracks sowie weitere Zwischenspiele in Ton und Bild. Nach einem Vorspann, bei dem einige Texte vor einer Weltraumlandschaft (Galaxie) den Einstieg in den Film bieten, startet dieser. Man sieht eine Autofahrt, ein Spielzeugkroko („Kroko Redd“), einige alte Filmaufnahmen sowie die beiden Sängerinnen zunächst wie in einem Spielfilm agieren. Dann geht es mit dem ersten Song los - im Probenraum - immer wieder von weiterem Bildmaterial unterbrochen. Musik und Bilder sind hier gut aufeinander abgestimmt, so dass es Spaß macht sich diesen Film anzuschauen.

Das Album wird in der CD-Version in einer Art Mini-LP-Hülle ausgeliefert. Neben den beiden Silberlingen ist noch ein auffaltbares Poster in der Verpackung enthalten.

Mit „An Eggspoiltation Movie“ ist Chickencage Experience ein klasse Psychedelic-Rock-Album gelungen, Allein schon der Opener „The Eternal End“ ist ein Highlight des Genres. Unbedingt anhören und ansehen.

Stephan Schelle, September 2012

   

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