Bullfrog – High In Spirits

Bullfrog – High In Spirits
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1977/2009)
(16 Stücke, 73:44 Minuten Spielzeit)

Das dritte Album aus zweiten Runde der German Rock Classic-Reihe von Sireena Records ist das zweite Album der sich in Bayern gegründeten Band Bullfrog. Ursprünglich war Bulldogg, aus denen später Bullfrog wurde, von Schlagzeuger Ali Halmatoglu zusammengestellt worden, weil er im Jahr 1973 vom Besitzer einer Kinokette darum gebeten wurde. Dieser stellte der „Kerntruppe“ zunächst sowohl finanzielle Mittel wie auch ein Wohnhaus in Niederbayern zur Verfügung. Noch bevor die erste Platte aufgenommen wurde, trennten sich die Wege des Sponsors und des Schlagzeugers Ali vom Rest der Truppe.


Die vier restlichen Musiker, das waren Gerd Hoch (Gesang), Vincent Trost (Bass), Sebastian Leitner (Gitarre) und Harald Kaltenecker (Keyboards), blieben jedoch zusammen. Sie suchten einen neuen Schlagzeuger, den sie zunächst in Seppl Niemeyer fanden und der einige Zeit später durch Bruno Perosa ersetzt wurde. Mit Perosa zusammen wurde das zweite Album unter dem Titel „High In Spirits“ aufgenommen. Als weitere Gäste agieren Uwe Hillmer, Günther Kaup und William Candler als Background-Sänger.

Acht Stücke enthielt das 77’er Album, die neben ihrer ursprünglichen Fassung, die in dem legendären Studio von Conny Plank gemischt wurden, als Bonus auch noch in einer alternativen, bisher unveröffentlichten Version auf der CD vorliegen. Betitelt ist dieser Bonus als „The unreleased Hiltpoltstein Mix“. Die Unterschiede der beiden Mixe sind recht marginal, allerdings kommt der Hiltpoltstein Mix meiner Meinung nach weicher rüber. Wer nun der bessere der beiden ist, bleibt dem Hörer selbst überlassen.

Ein Markenzeichen von Bullfrog war der straighte Rock der Band, der sich vom typischen Krautrock der anderen angesagten deutschen Bands abhob und amerikanischer klang. Ein weiteres Kennzeichen war die Reibeisenstimme von Sänger Gerd Hoch. Mit diesem Sound hatten sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in Portugal Erfolg, denn „High In Spirits“ schlug zu aller Überraschung dort richtig ein.

Mit dem Titelstück legen sie los und setzen schon mal eine erste Duftmarke, die zum einen von wuchtigen Orgelpassagen, gefolgt von den Tonangebenden Gitarrenläufen bestimmt wird. Das ist Rhythm & Blues getränkter erdiger Rock. Gleich im zweiten Stück „Feelin’ Alright“ kommen perlende Keyboards zum Einsatz die unweigerlich an den Song „Fly Like An Eagle“ von der Steve Miller Band denken lassen. Dies ist aber nur eine kleine Nuance die dem Song beigefügt wurde.

Die Single „Be Yourself“ mit ihrer recht eingängigen, fast schon simplen Melodie, hat für mich heute teilweise eine Wirkung wie die Musik von Smokie & Co. Fast Uriah Heep mäßige Orgeln führen in den Song „Rollin’ Again“ ein und der mehrstimmige Gesang hat etwas Chor artiges. Da kommen bei diesem Sound wieder alte Erinnerungen hervor. Boogie mit Ragtime-Piano und Chorgesang, als sei er in einem Pub aufgenommen worden, wird dann bei „Free Spirit“ geboten. Mit „A Housepainter’s Song“, das es auf fast neun Minuten bringt, ist dann noch ein Longtrack auf dem Album, der mir persönlich am besten gefällt, weil sich die Band hier genügend Zeit für ausufernde Instrumentalpassagen nehmen kann. Nach dem rockigen (mit Jon Lord artiger Orgel) „Live“ endet das Album mit dem abrockenden „L.A. Police # 55“ (auch hier spielt Harald Kaltenecker seine Orgel streckenweise in Jon Lord Manier).

Zwar kommen Bullfrog qualitativ nicht ganz an die anderen Sky-Veröffentlichungen wie Harlis, Octopus oder Shaa Khan heran, aber „High Spirits“ bietet trotz alledem respektablen Rock. Das 16seitige Booklet des im Digipack verpackten Albums enthält eine Menge an Informationen zur Band. So muss eine Wiederveröffentlichung nach meinem Geschmack aussehen.

Stephan Schelle, September 2009

   

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