Brian May –
Another World Sechs Jahre nach seinem Solodebüt „Back To The Light“ legte der Queen-Gitarrist Brian May im Jahr 1998 sein zweites Soloalbum nach. Am 22.04.2022 wird dieses Album in verschiedenen Versionen im Rahmen der „Brian May Gold Series“ wiederveröffentlicht. „Wir haben es überarbeitet und neu gemastert, aber mit den exakten Originalmixen. Ursprünglich erschienen vor 24 Jahren, erfährt ‚Another World’ jetzt eine Wiedergeburt – in seiner ursprünglichen Form.” – Brian May. 2022 |
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Mir
lag zur Besprechung die 2CD Expanded Version vor, die auf CD 1 das
remasterte Originalalbum beinhaltet und eine weitere CD mit 15 Bonustracks
enthält. Die CD erscheint in einem sechsseitigen Digipack und 24seitigem
Booklet. Musikalisch ist es eine Steigerung zu seinem Solodebüt. Unterstützt
wurde May (Gesang, Gitarren, Bass, Keyboards, Programmierung) von
zahlreichen Musikern, darunter Schlagzeuger Cozy Powell, der noch vor der
Albumveröffentlichung auf tragische Weise ums Leben kam, Neil Murray
(Bass), Foo Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins und Jeff Beck (Gitarre).
Neben zehn Eigenkompositionen finden sich auch drei Coverversionen auf dem
Album („One Rainy Wish“ von Jimi Hendrix, „Slow Down“ von Larry
Williams und „All The Way From Memphis“ von Ian Hunter, bei dem Hunter
auch als Special Guest mitwirkte). Bei
seiner ursprünglichen Veröffentlichung im Jahr 1998 wurde das Album von
der Presse gefeiert und brachte vier elektrisierende Singles hervor:
„The Business (Rock on Cozy Mix)“, ‚“On My Way Up“, „Another
World“ und „Why Don’t We Try Again“. Außerdem führte das Album
Brian May und seine Band auf eine äußerst erfolgreiche 42-tägige
Tournee rund um den Globus mit ausverkauften Konzerten in prestigeträchtigen
Veranstaltungsorten wie der Londoner Royal Albert Hall. Das
0:48minütige „Space“, mit dem das Album beginnt, ist die Ouvertüre des Albums und beschäftigt sich mit der Idee, Räume
zu öffnen, in denen man sicher atmen und kreativ tätig sein kann. Dem
schließt sich nahtlos „Business“ an, eine
kraftvolle Hymne und dem unverwechselbaren Brüllen der Red
Special-Gitarre – ursprünglich 1993 von Brian in Auftrag gegeben für
die britische TV-Show „Frank Stubbs Promotes“. Dieser Song klingt
deutlich nach Queen. Brian
machte sich diese Geschichte von „einem ewigen Optimisten“ zu Eigen
und setzte Cozy Powells Beitrag dazu an die erste Stelle. „Man hört
sofort diesen gewaltigen Drum-Track hereinkommen und das ist Cozy, wie wir
ihn kannten. Es soll so groß klingen wie nur möglich – ich möchte,
dass Cozys Leben so fett wie möglich unterstrichen wird“, sagte Brian
damals. „Es geht nicht darum, dass jemand auf etwas draufhaut, es geht
um die innere Energie und Stärke und den Optimismus dieses Typen. Er ist
ein entscheidender Teil dieses Albums und ich weiß nicht, was zum Teufel
ich ohne ihn machen werde.“
Ein weiterer Kracher ist das druckvolle „China Belle“ mit Satzgesang
im typischen Queen-Stil. Weiter
geht es mit der nachdenklichen
Ballade „Why Don’t We Try Again“. Auf dem Song, der Jahre zuvor
entstand, aber für Queen als zu persönlich erachtet wurde, klingt Brian
in seinem Stimmumfang überragend sicher. Der nächste Song „On My Way
Up“ ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil von Brians Solokonzerten
und ein herrlich mitreißender, wilder Song, der für die zweite Staffel
von „Frank Stubbs“ in Auftrag gegeben wurde, während gleichzeitig die
Arbeit an Queens Album „Made in Heaven“ weiterging. Die Backgroundsängerinnen
Cathy Porter und Shelley Preston verhelfen der Melodie zu einem Höhepunkt,
der im Einklang steht mit Stubbs als Hauptfigur der Serie. „Die zentrale
Figur dieses Songs ist jemand, der im Grunde genommen ein Verlierer ist,
aber totale Zuversicht und eine Art wahnsinnigen Optimismus hat. Und er
geht seinen Weg und darum geht es in dem Song. Und wieder spielten
verschiedene Dinge hinein, sobald ich mit der Arbeit anfing, aber im
Grunde ist es ein witziger Song. Witzig, optimistisch und laut.“ „Cyborg“
ist ein für May recht ungewöhnlicher Song, der recht düster wirkt. Die
Inspirationsquelle für „Cyborg“ ist eher im Sci-Fi-Bereich zu suchen
- in Brians Mitarbeit an den Videospielen „Rise Of The Robots“ und
„Rise 2: Resurrection“. Der Song nimmt die Perspektive eines Roboters
ein, der sich danach sehnt, seiner Hülle zu entkommen (eine Metapher für
die Sehnsucht der Menschheit nach einer anderen Welt?). Geprägt wird der
Titel von donnerndem Trommeln, diesmal von Taylor Hawkins. Es war die
Anfangszeit der Foo Fighters und Brian war voll des Lobes für seinen
Gast: „Er hatte noch nie wirklich eine Studiosession für jemand anderen
gemacht, also war er total unter Strom, wie man sich vorstellen kann. Und
er rief: „Wie geil ist das denn!“ Ich meine, von diesem Typen ging
eine Energie aus, unglaublich! Ich denke, er kommt in diesem Song gut zur
Geltung – es ist Wahnsinn, wie viel Energie da drauf ist.“ Auf
„The Guv’nor“ tritt ein weiterer Mitwirkender in Erscheinung. Ursprünglich
war der Song für einen Film über einen Bare-Knuckle Boxer gedacht, der
aber nicht umgesetzt wurde. Jetzt verkörpert er Brians Verehrung für den
Gastgitarristen Jeff Beck. „In unserer Welt ist Jeff das Oberhaupt –
der Standard, an dem man sich messen muss“, sagte Brian, der aus seiner
unverhohlenen Bewunderung für den legendären Yardbirds-Gitarristen
diesen lässigen und kraftvollen Bluesrock-Song gezimmert hat. Danach
folgt mit „Wilderness“ eine sanfte Ballade – einer der letzten
Songs, die dem Album hinzugefügt wurden. Hier zeigt Brian May eine sehr
gute Gesangsleistung. Wieder erinnert das an Queen. Als
nächstes befinden sich auf dem Album einige Tributes an Brians wichtigste
musikalischen Einflüsse. „Slow Down“ ist ein typischer
12-Takt-Blues-Klassiker von Larry Williams, live aufgenommen mit Cozy, dem
Bassisten Neil Murray, dem Queen-Keyboarder Spike Edney und dem
Gitarristen Jamie Moses. Danach folgt eine einzigartige Hommage an Brians
größtem Helden überhaupt, Jimi Hendrix. Angetrieben von fließenden
Gitarren ist „One Rainy Wish“ eine verträumte Version des
Hendrix-Klassikers, die perfekt zu den entrückten Gedanken von „Another
World“ passt. „Dieser Song war die Beschreibung von Jimis Traum, seine
exakte Umsetzung in Wort und Musik“, sagt Brian. „Ich wollte schon
immer versuchen, es auf meine Art zu interpretieren.“ Die
finale Coverversion ist für Brian von großer, persönlicher Bedeutung.
„All the Way from Memphis“ war 1973 ein Hit für Mott the Hoople, die
Queen in ihren frühen Tagen als Vorgruppe auf Tournee einluden – prägende
transatlantische Ausflüge, die Brians gewaltigen Queen-Rocksong „Now
I’m Here“ inspirierten. Brian beschreibt dieses Tourerlebnis als
„blendend“ und fügt hinzu: „Ich sah jeden Abend zu, wenn sie ‚All
the Way from Memphis’ spielten, und der Veranstaltungsort wackelte wie
bei einem Erdbeben. Sie waren eine fantastische Liveband.“
Hoople-Frontmann Ian Hunter erscheint auf diesem adrenalingeladenen Cover
von Brian als „Special Guest Raconteur“. Die
Bonus-CD enthält 15 weitere Songs, darunter vier Coverversionen. Der
Silberling beginnt mit „Brain Talks“, ein Tribut an Cozy Powell, dem
Brian in 1:15 Minuten einige persönliche Worte widmet, gefolgt von „The
Business“, einen „Rock On Cozy Mix“ des Stückes „Business“.
„Hot Patootie“, „Maybe Baby“ und „It’s Only Make Believe“
sind Coverversionen im Stil von Rock’n’Roll-Nummern. In „On My Way
Up (Guitar Version)“ kommt Brians Fingerfertigkeit so richtig zur
Geltung. Besonders gelungen sind die beiden Liveversionen von „On My Way
Up“ und „Hammer To Fall“, die May bei einem Konzert im Juni 1998 in
Paris mitgeschnitten hat und die er um einige Minuten verlängerte. „Another
World“ ist ein klasse Soloalbum von Brian May, bei dem er - wie auch bei
Queen - eine hohe Stilvielfalt präsentiert. Musikalisch ist das Album
eine Steigerung zu seinem Debüt „Back To The Light“. Die Wiederveröffentlichung
glänzt durch einen sehr transparenten Sound. Eine sehr wertige Veröffentlichung. Stephan Schelle, April 2022 |
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