Bodenski – Auto!

Bodenski – Auto!
Universal / STS Entertainment (2012)
(10 Stücke, 39:36 Minuten Spielzeit)

Der Name Bodenski sollte allen Fans der Mittelalterrock-Szene bekannt sein, ist der Multiinstrumentalist doch seit vielen Jahren Mitglied in der deutschen Band SVBWAY TO SALLY. Mitte März 2012 erscheint das erste Soloalbum des Musikers unter dem Titel „Auto!“. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich natürlich eine Platte erwartet, die sich nah am Stil von SVBWAY TO SALLY bewegt, doch Bodenski überrascht den Hörer mit ganz anderen, nicht weniger tollen Klängen.


Die griechische Vorsilbe „auto“ steckt auch in Autogramm, Autodidakt und einem Dutzend anderer Wörter und bedeutet nichts anderes als „selbst, eigen, persönlich, unmittelbar“. Mit seinem ersten Album erfüllt sich der Potsdamer Musiker den lang gehegten Wunsch einer eigenen musikalischen Reise. Als Songschreiber hat er in den letzten 20 Jahren einiges dazu beigetragen, die inzwischen 11 Studioalben der Mittelalterrocker von SVBWAY TO SALLY zu füllen. Vor allem aber prägten seine Texte die gut 120 veröffentlichten Lieder. Immer wieder entstanden dabei Ideen, die nicht so richtig in die Welt seiner erfolgreichen Band passen wollten.

Musikalisch hat es Bodenski vermieden, Parallelen zu SVBWAY TO SALLY zu ziehen. Einzig beim letzten Song marschiert eine Dudelsackkappelle durch das heimische Wohnzimmer. Seine Lieder haben ganz eigene Fassetten, erinnern in einigen Momenten an Element of Crime, Kettcar oder an die ostdeutsche Band Keimzeit. Folkige Stücke wechseln mit schwebenden Rocksongs, traurige Balladen treffen auf augenzwinkernde Pop-Perlen. In den Texten geht es oft um das Reisen. Menschen wollen immer irgendwo hin, aber sie wollen auch ankommen und wenn sie dort sind, wo sie immer hin wollten, dann zieht es sie wieder fort. Diese modernen Wanderlieder sind Metaphern für die schwierige Suche der Menschen nach dem Sinn des Lebens, der, wenn man ihn auf das Wesentliche reduziert, immer lautet: Lieben und geliebt werden. Soweit der Pressetext.

Bodenski hat auf dem Album zehn musikalische Perlen versammelt, die eine Mixtur aus Rock, Pop, Singer/Songwriter und Folk darstellt. Das große Plus an diesem Album ist, dass Bodenski in jedem Song herrliche Melodien gepackt hat, die schnell ins Ohr gehen. Gleich der Opener „Dürre“ zieht mit seinem Folkanstrich den Hörer schnell in seinen Bann. Schon nach wenigen Momenten ist man gewillt den Text mitzusingen. Das ist auch kein Problem, denn das sehr schön gemachte 12seitige Booklet enthält alle Texte.

Neben Bodenski, der außer dem Gesang auch elektrische und akustische Gitarren spielt, wirken noch einige Musiker mit. Es kommen neben den üblichen Rockinstrumenten Kontrabass, Orgel, Akkordeon, Vibraphon, Geige, Viola und Dudelsäcke zum Einsatz. Unter den Gastmusikern sind natürlich auch einige Mitglieder von SVBWAY TO SALLY wie zum Beispiel Frau Schmitt oder Simon Michael. Außer Bodenski greift auch mehrfach seine Frau Jeano zum Mikro. Die beiden ergänzen sich in den Stücken sehr gut und lassen es in der Nick Cave-Coverversion „The Wild Rose“, das Cave zusammen mit Kylie Minogue zum Welthit machte, gipfeln. Auch die deutsche Version, die „Wo die wilden Rosen blüh’n“ heißt (der Refrain wird in englisch gesungen), macht ein sehr gute Figur.

Es ist schwierig besondere Stücke aus dem Album hervorzuheben, denn alle Songs gehen schnell ins Ohr. Besonders gut gefallen mir aber „Mit Kaum 18“, „In die Dunkelheit“, „Meine Liebe“ und vor allem der Abschlusstitel „Leb Wohl“. Letzterer ist ein Song, der sich auch gut im Radio machen wird.

Mit „Auto!“ ist Bodenski ein tolles Album gelungen, das verschiedene Stilelemente aufweist und sich damit weit von seiner Hauptband SVBWAY TO SALLY bewegt. Ein sehr empfehlenswertes Album.

Stephan Schelle, März 2012

   

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