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Blank
Manuskript – A Live Document Die aus Österreich stammende Band Blank Manuskript habe ich für mich beim Night Of The Prog-Festival 2022 entdeckt. Bis dahin hatten sie schon vier Studioalben auf dem Markt. Damals erkannte ich schon, das der Name der Band Programm ist, denn wie bei einem blanken Blatt Papier, weiß man nicht wohin die musikalische Reise geht, da Blank Manuskript keine Grenzen kennen und die unterschiedlichsten Stilarten miteinander vermischen. Das transportieren sie auch bei ihren Konzerten, zuletzt beim Artrockfestival in Reichenbach im April 2023. |
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Aufgenommen
wurden die zehn enthaltenen Stücke, die zwischen 2:10 und 16:30 Minuten
lang sind, bei drei Konzerten. Die Stücke wurden beim Night Of The Prog
2022 auf der Loreley, bei Woodstock Forever und beim ARGEkultur Salzburg
mitgeschnitten. Von welchem Gig welcher Titel stammt, ist aus der
Verpackung allerdings nicht ersichtlich. Sechs
der auf dem Album enthaltenen Stücke haben Blank Manuskript, das sind Peter
Baxrainer (E-Gitarre, Klassische Gitarre, Blockflöte, Gesang), Dominik
Wallner (Orgel, E-Piano, Synthesizer, Gesang), Jakob Widerin (Saxophon,
Querflöte, E-Gitarre, Percussion, Gesang), Alfons Wohlmuth (E-Bass,
Electric Upright Bass, Querflöte, Gesang) und Jakob Sigl
(Schlagzeug) beim Artrockfestival gespielt. Sigl war zwar noch bei den
Konzerten, die sich auf der CD befinden dabei, ist aber nicht mehr in der
Band und wurde mittlerweile durch Simon Strasshofer ersetzt. Gestartet
wird mit dem 2:27minütige „Foetus“, das noch recht verhalten und
proggig daherkommt. Zunächst sind nur flächige Synthiesounds zu hören
auf die dann der Gesang gesetzt wird. Dann kommen Gitarren hinzu und das
Stück klingt wie ein Song von Roger Waters. Das stellt aber nicht die
Blaupause für den Sound von Blank Manuskript dar. Richtig
los geht es dann mit dem 5:40minütigen „Public Enemy“, das sich
nahtlos an den Opener anschließt. Nach einigen atmosphärischen Gitarren
und 70’er Jahre Orgelsounds geht es dann richtig los. Die Band spielt
zunächst sehr harmonisch, melodiös und proggig, was sich aber in der
Mitte des Songs ändert und nun skurrile Klangfolgen mit crimsonesquen
Einschlag bieten, die danach in einen Deep Purple artigen Part übergehen.
Das
wechselt dann nahtlos in das 16:30minütige „The Cult Of Birdman“, das
mit einer Pianopassage beginnt, die an Pendragon erinnert und mit Querflöte
verziert in eine andere Richtung schwenkt. Es entwickelt sich ein
proggiger Song mit sehr melodischem Grundgerüst. Sobald dann aber das
Saxophon nach etwas mehr als drei Minuten einsetzt, kommt ein mitreißender
Groove auf, der mit Südamerikanischem Flair verziert wird. Nach weiteren
Minuten wird es dann sphärisch und schwebend, das es einem förmlich die
Sinne raubt, nur um nach weiteren Minuten in einen proggigen mit 70’er
Jahr Flair versehenen Part überzugehen, der dann in einen jazzigen Teil
mit Saxophon- und Keyboardsolo wechselt. Das zeigt die musikalische
Vielfalt der Österreicher, bei denen keine Langeweile aufkommt. Und die
weiteren Stücke sind von gleicher Qualität und voller Abwechslung. Mir
ist keine andere Band bekannt, die es so perfekt schafft, vertrackt,
komplex und harmonisch zugleich zu klingen. Blank Manuskript schaffen
damit den Spagat, mitreißende Stücke zu spielen, die proggig, jazzig und
atmosphärisch zugleich sind. Blank Manuskript sind einzigartig und
entfalten vor allem live ihre volle Magie. Davon zeugt dieses
Livedokument. Wer die Band mag wird an diesem Album seine Freude haben,
wer sie noch nicht kennt sollte hier unbedingt zugreifen und in ihren
Klangkosmos eintauchen. Es lohnt sich allemal. Stephan Schelle, April 2023 |
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