Black Country Communion - Afterglow

Black Country Communion - Afterglow
Mascot Records / Rough Trade (2012)
(11 Stücke, 57:56 Minuten Spielzeit)

Mit Black Country Communion gründete sich im Jahr 2009 eine weitere Supergroup um die Musiker Glenn Hughes (Gesang, Bass), Joe Bonamassa (Gitarre, Gesang), Jason Bonham (Schlagzeug) und Derek Sherinian (Keyboards). Mit so genannten Supergroups ist das immer so eine Sache, sind die Erwartungen doch meist zu hoch und werden leider nicht immer erfüllt. Ganz anders bei Black Country Communion. Schon ihr erstes, selbst betiteltes Werk aus dem Jahr 2010 mit dem Übersong „One Last Soul“ war phänomenal, denn neben der Spielfreude der Musiker schien Glenn Hughes einem Jungbrunnen entstiegen zu sein.


Nie hat man ihn kraftvoller und klarer singen gehört. Es folgte „Black Country Communion II“ und das Livealbum „Live Over Europe“ (als DoCD, DVD und BlueRay).

Am 26.10.2012 erscheint nun mit „Afterglow“ endlich der heiß ersehnte Nachfolger. Neben der normalen CD-Version wird es auch eine Limited Edition. Die letztgenannte enthält neben der CD noch eine DVD auf der sich die 45minütige Dokumentation „Making Of Afterglow“ sowie Videos zu den Stücken „Afterglow“, „This Is Your Time“, „Confessor“ und „Midnight Sun“ befinden.

Elf kraftvolle Songs die sich durch ihre stilistische Ausrichtung im Blues- und Hardrock bewegen und damit klanglich in die Nähe von Bands wie Deep Purple (welch ein Wunder, war Glenn doch längere Zeit Mitglied dieser Band), The Free oder auch Led Zeppelin (vor allem wegen dem Titelstück und dem Song „The Giver“) rücken, finden sich auf „Afterglow“. Hughes: „Dies ist ein Album voller Hymnen, mit großen Gefühlen, herzzerreißenden Dramen und leisen Momenten, ein Werk, das mir und vielen Anderen einen frischen Blick aufs Leben gibt. Unsere erste Scheibe entstand in kürzester Zeit, sehr spontan und vor allem von der großen Euphorie einer brandneuen Gruppe getragen, während BCC II schon deutlich reifer und in sich homogener war. Man konnte hören, dass wir bereits ein paar Mal gemeinsam auf der Bühne gestanden hatten. Diese Richtung setzt AFTERGLOW fort. Ich finde, dass die elf neuen Songs klingen, als ob wir bereits mindestens 150 Konzerte gespielt hätten. In Wirklichkeit sind es jedoch bislang gerade einmal 40.“

Und in der Tat klingen die Stücke auf „Afterglow“ so, als seien sie von einer Band aufgenommen worden, die homogen und eingespielt ist. Das mag auch daran liegen, das Black Country Communion die Stücke im Studio live eingespielt haben. Jeder Song wurde dreimal mitgeschnitten und die beste Version hat es dann auf’s Album geschafft. Die Songs, auch wenn kein solcher Übersong wie „One Last Soul“ (mein bis heute absoluter Favorit der Band) dabei ist, klingen doch sehr ausgereift und stimmig.

Richtig kraftvoll startet das Album mit dem Stück „Big Train“, das auch einige proggige Elemente aufweist. Schnell nimmt einen die glasklare und charismatische Stimme von Glenn Hughes mit. Jason Bonham treibt nicht nur diesen Song mit seinem dynamischen Schlagzeugspiel voran. Schon nach dem zweiten Hördurchgang setzt sich der Song im Gehörgang fest. Schwerer, durch seinen getragenen bluesigen Rhythmus bestimmt, stampft dann „This Is Your Time“ aus den Boxen.

Ein erstes Highlight in diesem sehr stimmigen Album kommt für mich dann mit „Midnight Sun“, das mit einer Keyboardpassage beginnt, die mich an The Who erinnert. Während Glenn noch die Strophen förmlich rausrotzt, geht der Refrain sehr schön unter die Haut. Das Ding hat das Zeug auf der Bühne live richtig abzugehen. Auch das folgende „Confessor“ hat eine ganz eigenartige Magie, der man sich nicht wirklich entziehen kann.

„Cry Freedom“ ist eine treibende Bluesrock-Nummer, bei der Glenn und Joe gesanglich im Duett ans Werk gehen. Hier kommt dann auch Joe’s Bluesgitarre ein ums andere Mal richtig zur Geltung. Das Titelstück ist zu großen Teilen eine zarte, fast schon verletzliche Nummer. Diese sanften Töne und die hier fast zerbrechlich wirkende Stimme von Glenn sind fesselnd und wechseln sich im weiteren Verlauf mit kraftvollem Gesang ab. Hier kommen auch stilistische Elemente von Led Zeppelin ans Tageslicht. Ein klasse Song. Glenn sagt selbst über den Song: „Mein persönlicher Favorit auf dieser Scheibe und deshalb auch der Titeltrack. Eine Art gewolltes Drama zwischen meiner engelsgleichen, sanften Stimme und meinem rauen Rock-Timbre. So wie ich auf diesem Song singe möchte ich bei den Fans in Erinnerung bleiben. Stolz bin ich auch auf die gelungenen Orchestrationen.“

Nach dem kraftvoll groovenden „Dandelion“ folgt mit dem siebenminütigen „The Circle“ ein weiteres Highlight des Albums. Der Song ist eine ruhige Ballade, die aber durch ihre benebelnde Stimmung eine große Sogwirkung verströmt. Dem folgt „Common Man“ und das sehr Zeppelin mäßige „The Giver“, das durch sehr atmosphärische Gitarrenläufe besticht. Ein weiteres Highlight des Albums. Mit dem fast schon aggressiven „Crawl“ beschließt dann das Album.

Wie bereits im Vorfeld von Glenn Hughes zu hören war, sind Gedanken im Spiel, die Band in dieser Form nicht weiterzuführen. So könnte dieses dritte Studioalbum quasi den Abgesang dieser Supergroup bedeuten. Wenn man die Qualität dieses Werkes (und auch der vorangegangen Alben) bedenkt, dann ist zu hoffen, dass es mit der Band zukünftig noch lange weitergeht.

Auch wenn dieses mal kein Übersong auf dem Album zu finden ist, so überzeugt „Afterglow“ doch auf ganzer Linie. Die Scheibe ist so kraftvoll und dynamisch, auf der anderen Seite zeigt sie aber auch zarte, verletzliche Momente. Ein klasse Album, das den Status der Supergroup nachhaltig unterstreicht. Für mich ist dies ein weiteres Album, das in jede gute Rocksammlung gehört.

Stephan Schelle, November 2012

   

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