Ben Granfelt – True Colours
A1 Records / Broken Silence (2020)

(9 Stücke, 46:35 Minuten Spielzeit)

Am 02.10.2020 erscheint das mittlerweile 18. Soloalbum des finnischen Gitarristen und Sängers Ben Granfelt unter dem Titel „True Colours”. Bekannt wurde Ben neben seinen Soloeinspielungen vor allem auch als Mastermind der Leningrad Cowboys und als Mitglied bei Wishbone Ash. 


Eingespielt hat Ben sein neues Album mit seinen langjährigen Weggefährten Masa Maijanen (Bass), Jari Salminen (Schlagzeug), Miri Miettinen (Schlagzeug, Percussion) und Miika Aukio (Keyboards), die in unterschiedlichen Konstellationen an den Stücken mitgewirkt haben. Darüber hinaus wird Ben bei zwei Stücken gesanglich von Bryn Jones unterstützt. Ben’s Ehefrau Jasmine Wynants-Granfelt hat außerdem bei einigen Songs harmonischen Gesang und Chorstimmen beigesteuert.

Drei der neun Stücke sind rein instrumental. Wie im Booklet zu lesen ist, hatte er seine Fans bei Konzerten gefragt, was sie auf dem nächsten Album gerne hören würden. Sie meinten dass mehr Instrumentaltitel schön wären. Und mit dem Instrumental „Victorious”, das er bereits bei Livekonzerten gespielt hatte, beginnt die CD. Dieser erste Track ist ein melodisches und druckvolles Instrumentalstück, das sofort ins Ohr geht. Ein toller Opener, bei dem vor allem Ben Granfelt an der Gitarre glänzt.

„No Turning Back” ist dann der erste Song auf dem Album. Ein starkes Gitarrenriff eröffnet den Song, der stilistisch an die letzten Veröffentlichungen von Pink Floyd erinnert. Bluesig mit markanten Bass- und Gitarrenlinien zeigt sich „Hey Stranger”, aber auch hier treten aus meiner Sicht einige Elemente hervor, die an Pink Floyd oder an die Soloveröffentlichungen von David Gilmour erinnern.

Einen langsamen Blues präsentiert Granfelt dann mit dem wunderbaren „Arms Around An Angel”. Schon in diesen ersten Stücken zeigt sich was für eine Atmosphäre Ben Granfelt mit seiner Gitarre erzeugen kann. Das sorgt mehrfach für Gänsehaut. Druckvoller und eine Spur rauer wird es dann im Song „A Moment Of Madness”. Ben spielt die Gitarre nicht nur härter/dreckiger sondern lässt seine Stimme auch eine Spur düsterer klingen. „Oriental Express” ist dann der zweite Instrumentaltitel. Eine klasse Bluesnummer mit stampfendem Beat.

Bryn Jones sorgt mit seiner Stimme dann in den beiden Songs „Down For The Count” und „Love Or Nothing” für Abwechslung. Seine raue Stimme bietet einen Kontrapunkt zu Ben’s klarerem, sanftem Timbre. Den Abschluss bildet dann das dritte Instrumental „Late Night In Hamburg”, das sehr atmosphärische Sounds bietet. Vor allem die Kombination aus akzentuierten Gitarrenlicks und den zarten Keyboardklängen (streckenweise im Pianosound) sorgt für eine intime Stimmung während nach zwei Minuten das Ganze in eine floydige sanfte Rocknummer schwenkt.

„True Colours” ist ein hervorragendes Album des Finnen Ben Granfelt. Für mich war es der erste, aber sicherlich nicht der letzte Kontakt zu seiner Musik. Ben vermischt Blues mit Rock und garniert das Ganze noch mit einer gehörigen Portion Floyd-Feeling. Eine tolle Kombination.

Stephan Schelle, September 2020

   

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