Beledo -
Seriously Deep Beledo ist ein in Uruguay geborener und in New York ansässiger Multiinstrumentalist, vor allem Gitarrist und Pianist, der in Montevideo aufgewachsen ist und in seinem Heimatland Uruguay in der Jazzszene eine wichtige Rolle spielte. Zu ihm gesellt sich der Schlagzeuger Kenny Grohowski, der nicht nur an mehreren MoonJune-Aufnahmen beteiligt war, sondern auch mit John Zorn, John Medeski, Imperial Triumphant und der jüngsten Inkarnation von Brand X zusammengearbeitet hat. Komplettiert wird das Trio durch den Bassisten Tony Levin, der unter anderem mit Paul Simon, John Lennon, Peter Gabriel, David Bowie und King Crimson gearbeitet hat. |
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Das
Herzstück des Albums ist Beledos Arrangement von Eberhard Webers
Komposition „Seriously Deep“. Ursprünglich auf dem ECM-Album
„Silent Fleet“ erschienen, hatten das Album und insbesondere dieses Stück
einen großen Einfluss auf Beledo und seinen Freund Jorge Camiruaga, als
sie es 1978 zum ersten Mal hörten.
Mit diesem 14:16minütigen Stück beginnt das Album. Zunächst beginnt
Beledo mit einer Pianomelodie in die sich nach einigen Momenten dann auch
E-Gitarre, Schlagzeug und Bass gesellen.
Es entwickelt sich schnell eine sehr atmosphärische, jazzige Stimmung,
die durch ihre melodischen Akzente glänzt. Auch bauen die Musiker einige
Soli ein. Ein wunderbarer Track, der auch Nicht-Jazzern gut ins Ohr geht. Jazziger
zeigt sich dann „Mama D“. Eine
andere Art von Emotion steht im Mittelpunkt dieses Stückes, das der
verstorbenen afrikanischen Sängerin Dorothy Masuka gewidmet ist und hier
von der botsuanischen Sängerin Kearoma Rantao gesungen wird. Der von
Boledo geschriebene Text, der Masukas Leben von der Unterdrückung durch
das Apartheid-Regime bis hin zum Kampf um eine gerechtere Existenz im
modernen Südafrika beschreibt, leuchtet wie ein Leuchtturm im Zentrum der
komplexen, wechselnden Arrangements des Songs. Das 7:50minütige Stück
beginnt zunächst mit einem instrumentalen Intro in das Kearoma Rantao
nach ca. zwei Minuten mit ihrer glasklaren Stimme einsteigt. Im
instrumentalen Mittelteil wird es dann frickeliger und komplexer, was den
Jazzanteil angeht. Sehr
jazzig zeigt sich auch „Coasting Zone“ während „Maggie’s
Sunrise“ wieder sehr harmonische atmosphärische Sounds bietet. Hier ist
dann auch Jorge Camiruaga am Vibraphon zu hören, ein lebenslanger Freund
von Beledo, mit dem er schon 1978 die Leidenschaft für das Eberhard Weber
„Colours“-Album teilte. Atmosphärische Geräusche und Perkussion
sorgen in „Knocking Waves“ unter anderem für spaciges und ethnisches
Feeling und Beledo erzeugt auf seiner Gitarre lang gezogene und atmosphärische
Klänge. Ab der Mitte kommen dann ein sanfter Rhythmus und Bassharmonien
auf, in die Beledo dann seine jazzige Gitarre einstreut. Das wirkt
fesselnd. Eine
weitere Stimme ist dann auf „A Temple In The Valley“ zu hören,
wo der italienische Komponist und Sänger Boris Savoldelli seinen
athletischen wortlosen Gesang zu einem Stück hinzufügt, dessen flüsternde,
bitter-süße Melodie wie ein verstecktes Juwel aus der Canterbury-Szene
klingt. Ein wunderschönes Lied ohne Worte, das man auch auf einem Album
von Hatfield And The North oder Caravan finden könnte. Den Abschluss
bildet dann das rhythmische, jazzrockige „Into The Spirals“. Dass
hier musikalische Könner am Werk sind, das hört man in jeder Sekunde.
Das Trio ist perfekt aufeinander eingestellt und auch die Gastmusiker
passen sich perfekt ins Gesamtbild ein. Neben einigen recht jazzigen
Passagen finden sich aber auch immer sehr schöne, melodische Strecken in
den Songs wieder. Ein Album, das auch nicht jazzaffine Hörer/innen
anspricht. Stephan Schelle, November 2021 |
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