Beledo - Seriously Deep
MoonJune Records (2021)

(7 Stücke, 60:42 Minuten Spielzeit)

Beledo ist ein in Uruguay geborener und in New York ansässiger Multiinstrumentalist, vor allem Gitarrist und Pianist, der in Montevideo aufgewachsen ist und in seinem Heimatland Uruguay in der Jazzszene eine wichtige Rolle spielte. Zu ihm gesellt sich der Schlagzeuger Kenny Grohowski, der nicht nur an mehreren MoonJune-Aufnahmen beteiligt war, sondern auch mit John Zorn, John Medeski, Imperial Triumphant und der jüngsten Inkarnation von Brand X zusammengearbeitet hat. Komplettiert wird das Trio durch den Bassisten Tony Levin, der unter anderem mit Paul Simon, John Lennon, Peter Gabriel, David Bowie und King Crimson gearbeitet hat.


Am 16.11.2021 erscheint das Album „Seriously Deep“ in einem achtseitigen Papersleeve. Neben dem Trio bestehend aus Beledo, Levin und Grohowski sind noch als Gastmusiker Jorge Camiruaga (Vibraphon) bei zwei Stücken sowie die Sängerin Kearoma Rantao und der Sänger Boris Savodelli bei jeweils einem Song mit an Bord.

Das Herzstück des Albums ist Beledos Arrangement von Eberhard Webers Komposition „Seriously Deep“. Ursprünglich auf dem ECM-Album „Silent Fleet“ erschienen, hatten das Album und insbesondere dieses Stück einen großen Einfluss auf Beledo und seinen Freund Jorge Camiruaga, als sie es 1978 zum ersten Mal hörten. Mit diesem 14:16minütigen Stück beginnt das Album. Zunächst beginnt Beledo mit einer Pianomelodie in die sich nach einigen Momenten dann auch E-Gitarre, Schlagzeug und Bass gesellen. Es entwickelt sich schnell eine sehr atmosphärische, jazzige Stimmung, die durch ihre melodischen Akzente glänzt. Auch bauen die Musiker einige Soli ein. Ein wunderbarer Track, der auch Nicht-Jazzern gut ins Ohr geht.

Jazziger zeigt sich dann „Mama D“. Eine andere Art von Emotion steht im Mittelpunkt dieses Stückes, das der verstorbenen afrikanischen Sängerin Dorothy Masuka gewidmet ist und hier von der botsuanischen Sängerin Kearoma Rantao gesungen wird. Der von Boledo geschriebene Text, der Masukas Leben von der Unterdrückung durch das Apartheid-Regime bis hin zum Kampf um eine gerechtere Existenz im modernen Südafrika beschreibt, leuchtet wie ein Leuchtturm im Zentrum der komplexen, wechselnden Arrangements des Songs. Das 7:50minütige Stück beginnt zunächst mit einem instrumentalen Intro in das Kearoma Rantao nach ca. zwei Minuten mit ihrer glasklaren Stimme einsteigt. Im instrumentalen Mittelteil wird es dann frickeliger und komplexer, was den Jazzanteil angeht.

Sehr jazzig zeigt sich auch „Coasting Zone“ während „Maggies Sunrise“ wieder sehr harmonische atmosphärische Sounds bietet. Hier ist dann auch Jorge Camiruaga am Vibraphon zu hören, ein lebenslanger Freund von Beledo, mit dem er schon 1978 die Leidenschaft für das Eberhard Weber „Colours“-Album teilte. Atmosphärische Geräusche und Perkussion sorgen in „Knocking Waves“ unter anderem für spaciges und ethnisches Feeling und Beledo erzeugt auf seiner Gitarre lang gezogene und atmosphärische Klänge. Ab der Mitte kommen dann ein sanfter Rhythmus und Bassharmonien auf, in die Beledo dann seine jazzige Gitarre einstreut. Das wirkt fesselnd.

Eine weitere Stimme ist dann auf „A Temple In The Valley“ zu hören, wo der italienische Komponist und Sänger Boris Savoldelli seinen athletischen wortlosen Gesang zu einem Stück hinzufügt, dessen flüsternde, bitter-süße Melodie wie ein verstecktes Juwel aus der Canterbury-Szene klingt. Ein wunderschönes Lied ohne Worte, das man auch auf einem Album von Hatfield And The North oder Caravan finden könnte. Den Abschluss bildet dann das rhythmische, jazzrockige „Into The Spirals“.

Dass hier musikalische Könner am Werk sind, das hört man in jeder Sekunde. Das Trio ist perfekt aufeinander eingestellt und auch die Gastmusiker passen sich perfekt ins Gesamtbild ein. Neben einigen recht jazzigen Passagen finden sich aber auch immer sehr schöne, melodische Strecken in den Songs wieder. Ein Album, das auch nicht jazzaffine Hörer/innen anspricht.

Stephan Schelle, November 2021

   

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