Batalion D’Amour - Fenix
Echozone / Soulfood (2016)

(15 Stücke, 77:57 Minuten Spielzeit)

Mit Batalion D’Amour verbinde ich den bekannten Song der Ostberliner Band Silly (dort aber „Bataillon D’Amour“ geschrieben). Batalion D’Amour ist eine Band aus Polen, die bereits im Jahr 1989 gegründet wurde. Genau wie bei Silly übernimmt den Gesang auch eine Frau. Damit sind die Ähnlichkeiten aber auch schon beendet. Obwohl „Fenix“ das neueste Werk bereits das sechste Album darstellt (seit dem letzten sind allerdings satte elf Jahre vergangen) hatte ich bisher noch nichts von der Band gehört.


Frontfrau ist Karolina Andrzejewska, die den Stücken mit ihrer markanten Stimme das ganz besondere Flair verpasst. Neben Karolina gehören anno 2016 Piotr Grzesik (Bass, Gesang), Robert Kolud (Gitarren), Mariusz „Pajdo“ Pajak (Schlagzeug, Gesang) und Miroslaw Zajak (Keyboards) zur Band.

Wie im Pressetext zu lesen ist, ist der Titel „Fenix“ als Symbol für Neugeburt, Magie und Kreativität Programm. Dabei verlieren Batalion D’Amour nie ihre düsteren Gothic- und Wave-Rock-Wurzeln aus dem Sinn, entwickeln aber eine überaus abwechslungsreiche Mischung aus melancholischen, eingängigen Melodien („Charlotte“, „Zaklety“) und progressiv-experimentellen Dark-Rock-Klängen, wie beispielsweise auf dem epischen Neun-Minuten Song „Zawroceni“ oder dem düsteren „Mechaniczny“.

Elf Songs sowie als Bonus vier weitere Versionen des auf dem Album befindlichen Titels „Charlotte“ enthält das Album. Bis auf den Song „The Lost Diary“, das Karolina in Englisch singt, werden alle Stücke in polnischer Sprache geboten. Das mag auf den ersten Anblick abschrecken, aber die Texte sind ausgesprochen homogen angelegt und passen perfekt zur Musik, so dass hier kein Bruch entsteht. Außerdem enthält das sehr schön gemachte 20seitige Booklet alle Texte in polnischer wie auch in englischer Sprache, so dass man sich von der Thematik der einzelnen Songs ein Bild machen kann.

Elektronische Sounds weisen in den ersten Song „Bez Nas“. Dann kommt Karolina’s Stimme erstmals zum Einsatz und bohrt sich direkt unter die Haut. Schon nach diesen ersten Momenten ist man von ihr und der Musik gefangen. Nach wenigen Momenten setzt dann ein kraftvoller Rhythmus ein und Hardrock macht sich breit ohne die wunderbare Atmosphäre zu zerstören. Und ehrlich gesagt stört der polnische Gesang in keinster Weise.

Die Songs auf dem Album wechseln zwischen atmosphärischem Rock/Pop, und Hardrock in die sie Elemente aus Progressiverock, Gothic und Wave einbinden. Das Ganze machen sie aber so perfekt, dass ein in sich stimmiges Album entstanden ist, das keine Ausfälle hat. „Charlotte“ ist die Single des Albums, aber auch die meisten anderen Songs haben Radioqualitäten, denn die Melodien gehen sofort ins Ohr und Karolina’s Stimme sorgt dann für den Rest.

Als Bonus gibt es dann die vier weiteren Versionen der Singleauskopplung „Charlotte“. Ob nun die englisch gesungene Version sowie der Radio Edit unbedingt aufs Album gehören, lass ich mal dahingestellt sein. Sehr schön sind aber die Akustikversion und auch der mit Beats unterlegte Pewel Penarski Remix macht richtig Freude.

„Fenix“ ist ein erstklassiges Werk der polnischen Band Batalion D’Amour, das sich noch sehr oft in meinem Player drehen wird. Für mich eine echte Entdeckung.

Stephan Schelle, Oktober 2016

   

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