Baby Woodrose – Baby Woodrose

Baby Woodrose – Baby Woodrose
Bad Afro Records (2009)
(12 Stücke, 37:20 Minuten Spielzeit)

Durch einen guten Deal mit dem Studio 73 war es Lorenzo Woodrose möglich, in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 das neue Album seines Projektes Baby Woodrose einzuspielen, das er schlicht „Baby Woodrose“ genannt hat. Zwei Jahre sind vergangen, seit Baby Woodrose als dreiköpfige Band das Album „Chasing Rainbows“ herausbrachten. Am 14.09.2009 erscheint das neue Werk, bei dem Lorenzo wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist, denn wie schon bei seinem Debüt „Blows Your Mind“ aus dem Jahr 2001, agiert er auf dem neuen Werk wieder im Alleingang und die meisten Instrumente selbst eingespielt hat.


Neben Produzent Johan Gellett, der für einen neuen Sound sorgte, wirkten dann doch noch einige Musiker vereinzelt bei einigen Tracks mit. Baby Woodrose, dessen neuestes Werk mein erster Kontakt zu Lorenzo’s Musik ist, bewegen sich stilistisch in einer Mixtur aus Garagenpunk, Psychedelic, Flower Power, Beat, Spacerock und herrlich melancholischen Songs. Dabei atmen die knackigen, kurzen Stücke den 60’s Flair. Bei den einzelnen Stücken ist Lorenzo so stimmig vorgegangen, dass es sich nicht nach einem Ein-Mann-Projekt, sondern eher nach einer Band anhört. Lorenzo gibt den Stücken, je nach Stimmung, eine andere Stimmlage, was die Songs recht unterschiedlich macht.

Schon der druckvolle Opener „Fortune Teller“ zeigt mit seinem Retrosound, in welche Richtung es auf dem Album geht. Ein echt mitreißendes Stück. „Take It“ klingt, als sei es aus der Beat-Ära direkt ins Hier und Jetzt transportiert worden. Das Gekreische und das E-Gitarrensolo erinnern dabei unweigerlich an Bands wie The Beatles. „Open Up Your Heart“ ist ein Stück, das trotz seines Retrosounds sofort ins Ohr geht. Das Stück „Emily“ ist, wie Lorenzo selbst sagt, wohl der kommerziellste Song, den er bisher gemacht hat. Und in der Tat hat dieser Song, der mit einer Mundharmonikalinie aufwartet, absolute Radioqualität, denn die Melodie setzt sich sofort im Hirn fest. Auch Songs wie „Changes Everywhere“ haben durch ihre eingängige Melodie durchaus Potenzial fürs Radio.

Düster und hypnotisch klingt dagegen „Laughing Stock“ mit seinen schrebbelnden Gitarren. Mit „Countdown To Breakdown“ findet sich dann noch eine Mischung aus epischer, Gitarren betonter Ballade und Klassikrock mit psychedelischer Gitarreneinlage auf dem Album.

Das Stück „No Mas“ hat einen Gitarrenriff, der an die Kinks erinnert, aber durch den etwas punkigen Stil haut Lorenzo dem Hörer diesen förmlich direkt ins Gesicht. Ein echt rotziger Song. Im Kontrast zu diesem Stück steht das eher balladeske „Mikita“. Perlende Keyboardklänge und Akustikgitarre machen aus „Scorpio“ einen Titel, der etwas aus dem Album heraussticht. Das klingt nach Singer/Songwriter mit einem Schuss Vangelis (aufgrund der Keyboards). Das abschließende „Secret Of The Twisted Flower“ lässt bei mir dann noch eine Doors-ähnliche Stimmung aufkommen.

Wer auf den Sound der 60’s, der technisch in die heutige Zeit übertragen wurde, steht, der liegt mit dem neuen Album von Baby Woodrose genau richtig. Obwohl ich ansonsten mit derartigem Sound eher nichts zu tun hab, gefällt mir diese Produktion sehr gut, da die Stücke sofort ins Ohr gehen. Ein Antesten ist in jedem Fall zu empfehlen. Beispiele hierfür findet man reichlich auf der Internetseite www.myspace.com/babywoodrose.

Stephan Schelle, Juli 2009

   

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