0 - Blanko

Ayreon - The Final Experiment (Reissue - Spezial Edition)
InsideOut (2005)
(24 Stücke, 108:48 Minuten Spielzeit)

Das Reissue des vor 10 Jahren veröffentlichten Debüts des Symphonic-Rockers aus Holland erscheint als fulminante Doppel CD, deren zweite CD neun Songs des Albums neu aufgenommen in Akustikversionen bietet. Dazu gibt es ein schön aufgemachtes und informatives Booklet zu dem Album. „The Final Experiment“ entstand eigentlich aus der Not heraus. Arjen Anthony Lucassen´s Band „Vengeance“ stand ohne Plattenvertrag da und seine erste Solo CD lag wie Blei in den Plattenläden. Er entschied sich für Alles oder Nichts und spielte mit vielen Gastmusikern die symphonische Rockoper „The Final Experince“ ein.


Mitte der 90er war das nicht gerade der Stoff, der angesagt war. Das Album weist eine perfekt arrangierte und durchkomponierte Geschichte des blinden Ayreon, der Visionen und Nachrichten eines Computerprogramms aus der Zukunft (2084) empfängt und nun los zieht, die Welt zu warnen, auf. Insgesamt ein typisches Thema für ein solches Projekt, das aber konsequent und bündig umgesetzt wurde.

Es gibt Einflüsse und Referenzen an eigentlich alle relevanten Bands – Pink Floyd, Queen, Who, Genesis und und und. Zeitgemäß wurden neben den typischen elegischen Gitarren natürlich auch heavy Gitarren eingesetzt. Es gibt schöne Keyboardpassagen, klassische Einlagen und synthetische Chöre. Das ganze ist aber überraschend homogen zusammengesetzt und wirkt nicht wie so viele andere Versuche, ein Konzeptalbum oder eine Rockoper zu erschaffen, zerrissen. Ganz im Gegenteil, die klassischen Parts dienen Mal als Ein-, Über- oder Ausleitung, mal als untermalende Soundkulisse. Es werden elektronische Gimmicks und Stimmen zur Verdeutlichung der fortschreitenden Story eingesetzt und auch sämtliche Gesangsparts sind dramaturgisch gut eingesetzt und auch durchweg hörbar. Es gibt keine Stimme, die nervt (Auch ein Problem vieler anderer ähnlicher Versuche).

Unter dem Strich war dieses Album ein verdammt starkes Debüt und hat es somit durchaus verdient, nun noch mal auf den Markt geworfen zu werden. Und dies wird durch die Bonus CD noch stärker legitimiert. Denn hier präsentiert Lucassen neun Songs des Albums mit neun verschiedenen Sängern und Sängerinnen in akustischen Neueinspielungen. Auch diese sind alle als durchaus gelungen zu betrachten und offenbaren die Stärke der Songs, denn wenn ehemals so stark instrumentierte und produzierte Songs auch mit der schmalen Besetzung funktionieren, ist dies immer ein Qualitätssiegel.

Für Freunde des Symphonischen Art- und Progrocks, die Ayreon noch nicht kennen, allemal ein guter Einstieg, und alle anderen erhalten mit der Bonus CD einmal ein komplett anderes Gesicht des Projektes und können dementsprechend ja die eigentliche Haupt-CD als Bonus CD ansehen.

Wolfgang Kabsch

   

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