Axel Rudi Pell - Diamonds Unlocked

Axel Rudi Pell - Diamonds Unlocked
steamhammer/spv (2007)
(11 Stücke, 55:26 Minuten Spielzeit)

Axel Rudi Pell gehört mittlerweile seit mehr als 25 Jahren zu den bekanntesten Hardrockgitarristen in Deutschland und kann innerhalb seiner Karriere auf mehr als ein Dutzend Studioalben zurückblicken. Neben Eigenkompositionen hat er auch immer mal Coverversionen von musikalischen Vorbildern wie Deep Purple oder Rainbow auf seinen Alben herausgebracht. Aber auch Stücke aus anderen Musikabteilungen hat er bereits seinen eigenen Hardrockstempel aufgesetzt (zum Beispiel bei einem Track von Alphaville).


Am 28.09.2007 erscheint mit seinem neuesten Studioalbum das erste reine Coveralbum auf dem Markt, das den Namen „Diamonds Unlocked“ trägt. Nach einer etwas mehr als anderthalbminütigen Overture, die den Silberling einleitet, präsentiert er mit seiner Band zehn Coverversionen von unterschiedlichen Bands/Künstlern der Rock- und Popgeschichte. Axel’s (er bedient die Lead-, Rhythmus- und Akustikgitarren) Band besteht derzeit aus Johnny Gideli (Gesang), Ferdy Doernberg (Keyboards), Volker Krawczak (Bass) und Mike Terrana (Schlagzeug und Perkussion).

Nach der „The Diamond Overture“ geht es mit dem Stück „Warrior“ von Riot mächtig im Heavy Metal-Stil los. Die fünf legen hier schon mal einen hohen Gang ein, denn der Track geht ab wie Schmidt’s Katze. Da ich das Original (wie einige andere auch, nicht kenne, kann ich hier nichts zu der Version sagen). Das ist Hardrock vom feinsten und klingt etwas nach der härteren Gangart von Purple und Rainbow. Generell ist zu sagen, dass der Stil der Vorbilder an so mancher Stelle in den Songs auftaucht. Dann folgt „Beautiful Day“ von U2, das hier mehr Drive als das Original besitzt. Die heavy gespielten Gitarren stehen dem Stück ganz gut.

Als nächstes folgt eine Version des Songs „Stone“ von dem Softrocker Chris Rea, das sich im Original auf dem 85’er Album „Shamrock Diaries“ wiederfindet. Aus dem recht poppigen Original hat Axel eine richtig gute Hard Rock-Midtemponummer gemacht, die im Endteil sehr schöne Gitarrensoli aufweist. Wer den Song hört, kommt sicherlich nicht auf den Gedanken, dass dies ein Stück von Rea ist. Der Kiss-Song „Love Gun“ aus dem Jahr 1977, der damals durch den rauen Gesang von Gene Simmons und die krächzenden Gitarren einen etwas dreckigen Sound hatte, wurde von Axel geschliffen, so dass er jetzt in einer glatteren Form zu hören ist. Durch die Perkussion, Akustikgitarre und natürlich Johnny’s sanfterer Stimme ist aus dem Stück eine richtig gute Ballade geworden, die sich dadurch deutlich vom Original unterscheidet.

Michael Bolton’s „Fool Game“ und Free’s „Heartbreaker“ kenn ich jetzt nicht direkt bzw. kommen mir in Axel’s Versionen nicht bekannt vor, gehen beide aber gut ab. Das ist eine Mischung aus Melodic- und Hardrock, die Spaß macht. Und bei „Heartbreaker“ kommt auch noch eine Portion bluesangehauchtem Gitarrensound dazu.

„Rock The Nation“ von Montrose ist wieder so ein abgehender Heavy Metal-Kracher. Da peitschen das Schlagzeug und die E-Gitarre den Song mächtig nach vorne und stehen dem Original in nichts nach. Mit 8:38 Minuten Spielzeit ist die Coverversion von Phil Collins „In The Air Tonight“ der längste Track des Albums. Der Song ist für mich der Beste, den Phil in seiner Solokarriere herausgebracht hat. Umso gespannter war ich, wie Axel & Band den interpretieren würden. Der startet Track erst ganz ruhig, ohne die symphonischen Synthieflächen, die Phil im Song untergebracht hat. Dann setzt die markante Anfangsmelodie ein, die hier von der E-Gitarre getragen wird und etwas länger als im Original ausfällt. Johnny's Stimme ist auch viel härter und rauchiger, als die von Phil, so dass der Song gleich in eine andere Richtung abgeht, ohne aber seine Substanz zu verlieren. Natürlich darf der bekannte Schlagzeugpart, der Phil so berühmt gemacht hat, nicht fehlen. Aber hier überdeckt die dreckige E-Gitarre diesen Part und die Drums bleiben doch mehr im Hintergrund. Axel ist da eine tolle Version gelungen, die auch diejenigen begeistern wird, denen das Original zu sanft und poppig war.

Mit „Like A Child Again“ kommt dann noch die britische Gitarren-/Waveband The Mission zu ihrem Recht. Die Ballade wird durch Satzgesang, der hier aber etwas rauer klingt und dem Klavier bestimmt. Herrlich auch hier wieder die Solopassage, die Axel auf seiner E-Gitarre spielt. Und mit „Won’t Let Fooled Again“ von The Who beenden die deutschen Hardrocker ihr neuestes Werk. Zu Beginn erklingt diese typische Keyboardpassage, bei der ich Roger Daltery noch bei den Liveshows durch die Laser marschieren sehe. Der Song ist durch die andere Gesangsstimme, die etwas härteren Gitarren und dem Instrumentalteil zum Ende des Tracks ebenfalls straighter als das Original.

Diamonds Unlocked“ ist eine Hardrock-Partyscheibe, die ’ne Menge Spaß macht. Auch wenn hier nicht nur die bekanntesten Tracks aus dem Musikbusiness zu finden sind, so kommt beim Einsatz auf der nächsten etwas heavymäßigen Party bestimmt Freude auf. Besonders gefallen haben mir die Songs, die man kennt und die in einem anderen, etwas härterem Gewand daher kommen, wie zum Beispiel „In The Air Tonight“ oder auch „Beautiful Day“. Aber auch der Umstand, dass Axel auch weniger bekannte Tracks zu gecovert hat, macht die CD für den Rockfan interessant.

Wer von guten Coverversionen im Hardrockbereich noch nicht genug hat, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, August 2007

   

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