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Automatism
- Sörmland Die schwedische Band Automatism veröffentlicht am 22.08.2025 ihr neues Album „Sörmland“ auf Vinyl und in digitaler Form. Mir lag zur Besprechung eine PromoCD vor, die kein Booklet enthielt, so dass ich mich hier auf die Angaben aus dem Pressetext beziehe. Zur Band gehören Hans Hjelm (E-Gitarre, Synthesizer, Percussion), Gustav Nygren (Akustik- und E-Gitarre, Tenor Saxophon, Percussion), Mikael Tuominen (Bass, Synthesizer, E-Piano, Grand Piano, Percussion) und Jonas Yrlid(Schlagzeug, Percussion). |
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Das Album beginnt mit
dem 4:45minütigen „Video“ das eine sehr eingängige Melodie besitzt.
Gitarrist Gustav Nygren erklärt dazu: „Dieser
Song stammt von einem Riff, das ich mir ausgedacht habe, als ich mit
meiner Gitarre in dem kleinen Fischerhäuschen meiner Frau am Meer auf
Orust, einer Insel an der schwedischen Westküste, saß. Ich verliebte
mich in die Melodie und nahm sie auf - meine unverstärkte E-Gitarre
direkt in meine Handykamera - um sie nicht zu vergessen. Als wir Songideen
und Demos für das Album sammelten, lud ich die Idee einfach mit dem Titel
„Video“ hoch. Daher auch der Titel des Eröffnungsstücks des
Albums.“ Sehr relaxt kommt dann
das fast zehnminütige „Honey Trap“ aus den Boxen. Eine sanfte Melodie
bestimmt dieses Stück, das von den Gitarren getragen wird und einen
leicht US-amerikanischen Einschlag besitzt. Darüber hinaus hat es auch
einen Jam-Charakter. Die Musik fließt förmlich ganz relaxed dahin.
Bassist Mikael Tuominen dazu: „Als
wir diesen Song aufnahmen, hatten wir gerade ein wunderbares Abendessen
mit freundlicher Unterstützung von Jonas, und es war die erste Nacht der
Aufnahmen. Alle Mikrofone waren noch nicht einmal aufgebaut, wir fingen
einfach an zu improvisieren. Glücklicherweise drückte ich den
Aufnahmeknopf. Was dabei herauskam, war einer dieser seltenen, völlig
erhabenen Momente des musikalischen Glücks. Irgendwie fühlte es sich so
an, als wären wir fast zufällig in ein neues Reich eingetreten, das den
Ton für das Album vorgab, eine Art, in Synchronisation mit dem Raum und
dem Ambiente zu spielen, anstatt einfach „unsere Musik“ zu spielen,
wie wir es immer tun, unabhängig von der Umgebung.“ „Laura Palmer’s
Theme“ bringt es auf 6:28 Minuten Spielzeit und beginnt mit einem dröhnenden,
elektronischen Klang. Dann setzt ein sanfter, aber auch leicht
bedrohlicher Sound ein, der wie ambiente Crippled Black Phoenix klingt.
Nach nicht ganz anderthalb Minuten schält sich dann eine Melodielinie
heraus. Das hat teilweise etwas Monumentales und wäre auch ein guter
Soundtrack. Einige Passagen erinnern mich ein wenig an die Stimmung der
Serie „Twin Peaks“ (Anmerkung: Dies habe ich geschrieben, bevor ich
den nachfolgenden Pressetext gelesen habe.). Und Gitarrist Hans Hjelm
meint dazu: „Alle Bandmitglieder
sind große Fans von David Lynch und insbesondere von Twin Peaks. Als die
Serie 1990 zum ersten Mal im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt wurde,
war ich völlig gefesselt und habe sie unzählige Male wieder angeschaut.
Die Musik ist ein so wichtiger Teil der Serie, und jedes Mal, wenn ich die
Musik höre, versetzt sie mich zurück nach Twin Peaks, aber natürlich
auch zurück ins Jahr 1990. Ich hatte schon lange vor, „Laura Palmers
Theme“ aufzunehmen, und als ich mit Mikael darüber sprach, schlug er
vor, es für dieses Album aufzunehmen. Es ist unser Tribut an die
inzwischen verstorbenen Meister David Lynch und Angelo Badalamenti.“ Das 8:12minütige
„Neon Lights“ ist eine Hommage an den gleichnamigen Track der Düsseldorfer
Band Kraftwerk. In dieser Fassung wird das Stück aber zeitlupenartig
vorgetragen und von den Gitarren bestimmt. Nach zwei Minuten kommt dann
ein Schlagzeugrhythmus bzw. Percussion auf, die die Gitarren nun unterstützen.
Auch in dieser langsamen Version funktioniert das Stück gut. Mikael
Tuominen, Bass: „Wieder eine dieser Gelegenheiten, bei denen die besten Sachen
herauskommen, wenn man aufhört, es zu versuchen. Wir hatten schon eine
Weile an einer Version von „Neon Lights“ gearbeitet, die wir sogar
schon live gespielt hatten, und die in Gefühl und Tempo viel näher am
Original war. Wir haben ein paar Aufnahmen von dieser Version gemacht und
sie waren okay. Dann, ohne irgendetwas zu entscheiden, fingen wir einfach
an, das Thema ganz langsam und leise zu spielen, und wieder traf ich zum
Glück den roten Knopf. Zuerst war es fast so, als ob wir es nicht ernst
nehmen würden, aber bald kamen wir in die Zone, und als wir die Versionen
hintereinander hörten, war es keine Frage, welche wir wählen sollten.“ Das Album endet dann mit
dem elfeinhalbminütigen Titelstück „Sörmland“. Gestartet wird recht
ambient und sanft. Nach gut anderthalb Minuten setzt dann eine
Pianomelodie ein. Eine weitere Minute darauf wird dann die Dynamik
angezogen, ohne aber diese ambiente Stimmung, die von sanftem Schlagwerk
begleitet wird, aufzuheben. Und in der zweiten Hälfte setzt dann noch ein
Saxophon Akzente, was auch eine leicht jazzige Note enthält. Hans Hjelm,
Gitarre: „Da es sich um den
Titelsong handelt, haben wir das Gefühl, dass er die Essenz des Albums
repräsentiert. Er basiert wieder auf einer Improvisation, wobei Teile der
Melodie später hinzugefügt wurden. In der alten Kapelle, in der wir
aufgenommen haben, gibt es einen Flügel, und wir waren uns alle einig,
dass das der perfekte Sound für diese Melodie wäre. Das letzte, was man
in diesem Song und auf dem Album hört, ist, dass Mikael das Fußpedal des
Klaviers loslässt, nachdem er die Melodie beendet hat.“ Die schwedische Band
Automatism bietet auf ihrem neuen Album „Sörmland“ sehr atmosphärische
Instrumentalmusik. Ein hypnotischer Trip in andere Gefilde. Stephan Schelle, August 2025 |
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