ASP – Wer Sonst? / Im Märchenland

ASP – Wer Sonst? / Im Märchenland
Trisol / Soulfood (2009)
(8 Stücke, 37:52 Minuten Spielzeit)

Die Gothic-Band ASP um ihren charismatischen Sänger und Songwriter Asp, der dem Projekt auch seinen Namen gab, besteht bereits seit zehn Jahren. Neben Asp gehören noch Matze (Gitarre, Backgroundgesang), Tossi (Bass, Backgroundgesang) und Oliver Himmighoffen aka Himmi (Schlagzeug) zur Band. Nach einer ganzen Reihe an Veröffentlichungen erschien am 02.10.2009 die neue Single „Wer sonst? / Im Märchenland“. Wen diese Doppelbezeichnung nun wundert, dem sei gesagt, dass ASP mit dieser Veröffentlichung eine Doppelsingle mit Wendecover herausgebracht haben (s. nebenstehende Coverabbildungen), die es zusätzlich noch in einer limitierten Auflage mit einem hochformatigen Comic gegeben hat. Die letztgenannte Spezialedition ist aber bereits kurz nach dem Veröffentlichungstermin ausverkauft. Mir liegt zur Besprechung die normale Version vor.

Aber was sage ich da, die normale Version hat es ebenfalls in sich, denn es werden satte acht Stücke mit einer Laufzeit von mehr als einer halben Stunde geboten. Dazu kommt noch ein Livevideo des Stückes „Wer sonst?“, das beim diesjährigen Black Field Festival mitgeschnitten wurde. Eine runde Sache also, die schon eher in die Rubrik Minialbum oder EP geht, zumal der Silberling in einem sechsseitigen Digipack und mit einem zwölfseitigen Booklet, das alle Texte enthält, ausgeliefert wird.


Das Repertoire auf der CD besteht zunächst aus drei Versionen des Stückes „Wer sonst?“. Neben der Originalversion gibt es von diesem Stück noch einen Project Pitchfork Remix sowie eine Version, in der Micha Rhein alias Das Letzte Einhorn (Sänger von In Extremo) zusammen mit Asp im Duett singt.

Die zweite Single „Im Märchenland“ liegt sowohl im Radio Edit als auch in einer Remix-Version von Clan Of Xymox vor. Darüber hinaus bietet die CD zwei Coverversionen von The Cult („Rain“) und von der Neuen Deutschen Welle-Band Trio („Kummer“). Letztere wird zusätzlich auch noch in einer zweiten Variante als „Katzenjammer Langschnitt“ geboten.

„Wer sonst?“ bietet Gothic-Rock mit elektronischem Einschlag, der Spaß macht. Die Melodie nimmt sofort gefangen und setzt sich im Ohr fest. Besonders gut gefällt mir das Duett mit Micha Rhein im ersten Stück, da durch seine raue Stimme eine gewisse Härte in den Song kommt. Wer auf Bands wie Subway To Sally oder In Extremo steht, der liegt mit diesem Song genau richtig. In der Originalversion fehlt Micha’s Gesang, daher klingt diese nicht ganz so kantig und dreckig wie mit ihm. Diese gefällt mir aber auch gut, was vor allem am Potenzial des Songs liegt. Techno-/Electropoplastige Beats kommen dann im Remix vom Projekt Pitchfork ins Spiel. Da hier der Spirit des Originals beibehalten, aber durch elektronische Elemente versetzt wurde, stellt dieser Remix eine gelungene Alternative dar, allerdings fehlt hier jegliche Härte.

Hymnischer geht es dann in dem Song „Im Märchenland“ zu. Dieser Track hat zwar ebenfalls Gothic-Elemente und weist ebenfalls Ähnlichkeiten zu Bands wie Subway To Sally auf, aber der Song ist wesentlich getragener. Sehr gut gefällt mir bei diesem Stück die tiefe Stimme von Asp. Eine tolle elektronische Variante bietet dann der Remix von Clan Of Xymox. Diese Version gefällt mir persönlich noch wesentlich besser als das Original, weil hier auch noch unheimliche, geisterhafte Stimmen eine besondere Atmosphäre verbreiten.

Das Stück „Rain“ von The Cult passt gut in die Single-CD und sorgt mit ihrem Gitarrensound für Abwechslung. Und mit Trio’s „Kummer“ kommt zwar ein NDW-Stück, aber die Interpretation von ASP ist wirklich gelungen, denn die vier erzeugen eine unglaubliche Melancholie, in die man unaufhörlich hineingezogen wird. Wer die Musik von Trio kennt, wird sich aber sofort in diesem reduzierten Soundkosmos wieder finden. In der „Katzenjammer Langschnitt-Version“ wird das Stück um reichlich Katzengeheul erweitert.

Abschließend wird noch ein Livevideo geboten, das in Formaten für Windows- und Mac-PCs vorliegt. Hier kann man sich in etwas mehr als sechs Minuten von der Livequalität der Band überzeugen. Nach diesem Video komme ich zu dem Schluss, dass ich mir die Band unbedingt mal live ansehen muss.

„Wer sonst? / Im Märchenland“ ist eine sehr gute Singleveröffentlichung, die eine Menge an Musik bietet. Sie stellte für mich den ersten Kontakt zur Musik von ASP dar und hat meinen Appetit auf mehr geschürt, daher ist sie nicht nur für die Fans der Szene geeignet sondern kann meines Erachtens auch als Einstiegsdroge in den ASP-Kosmos dienen. Tolle Single, sowohl was Musik als auch Aufmachung betrifft! So müssen Visitenkarten einer Band aussehen.

Stephan Schelle, Oktober 2009

   

CD-Kritiken-Menue