Gorczyca, Andrew – Reflections An Act Of Glass

Gorczyca, Andrew – Reflections An Act Of Glass
Eigenvertrieb / www.chris-g.com (2009)
(8 Stücke, 41:55 Minuten Spielzeit)

Über die myspace-Plattform bin ich auf den Namen Andrew Gorczyca aufmerksam geworden. Und schon nach kurzer Zeit landete das obige Album in meinem Briefkasten. Zu meiner großen Überraschung musste ich feststellen, dass es sich um ein Tributealbum des verstorbenen Musikers, das von seinem Bruder Chris Gorczyca, der unter dem Pseudonym Chris G firmiert, in diesem Jahr herausgebracht wurde.


Das wirklich überraschende an dem Album war für mich aber, dass so bekannte Namen wie Adrian Belew (u. a. King Crimson), Nick D’Virgilio, Dave Meros und Ryo Okumoto (alle Spocks Beard), Ted Leonard (Enchant) und weitere Musiker, die mit Größen wie Frank Zappa oder Steve Vai zusammengearbeitet haben, an dem Projekt beteiligt sind.

Im Alter von gerade mal 40 Jahren ist Andrew Gorczyca im August 2004 verstorben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Andrew (seine kreativste Phase hatte er in den 80’ern und 90’ern) seine Musik weder professionell aufgenommen, noch sich mit anderen Musikern zu einer Kollaboration zusammen getan. Nach seinem Tod hat Chris seine Aufzeichnungen und Demos in die Hand bekommen. Chris, der Schlagzeuger ist, hat ihm dieses Album, das im Zeitraum von vier Jahren in zwölf verschiedenen amerikanischen Studios aufgenommen wurde, gewidmet. Es enthält eine Auswahl an Stücken die aus Andrew’s Feder stammen.

Die Stücke sind sehr melodisch und finden sich stilistisch irgendwo zwischen Prog-, Hard- und Melodic-Rock wieder. Dabei finden sich auch schon mal vertrackt angelegte Soli in den einzelnen Titeln. Vergleiche zu anderen Bands heranzuziehen fällt schwer, da die Stücke aller sehr unterschiedlich angelegt sind. Mal hört man Fragmente von Bands wie Yes oder Rush heraus, um im nächsten Moment Mike And The Mechanics oder The Police zu erahnen. Und doch haben die Stücke ihre ganze eigene Art, die unvergleichlich ist.

„How Can We Go On This Way?“ klingt beispielsweise wie eine Mischung aus Phil Collins (Schlagzeug) und Mike And The Mechanics. Der Song besitzt durch seine eingängige Melodie Radioqualität und ist nicht der einzig kommerzielle Track des Albums. Auch das folgende „Lost In It All“ ist recht eingängig und versprüht eine retromäßige Atmsphäre. Durch den Einsatz der Violine kommt gar eine Spur Kansas-Feeling auf. Der „Curiosity Song“ enthält eine Gitarrenlinie, die mich stark an The Police erinnert, Ähnlichkeiten zu weiteren Bands der 90’er aufweist und dessen Melodie mich sofort fesselt. Das geht einfach gut ins Ohr - hat fast schon Ohrwurmqualität. Mit „All Fixed (Predestination)“ klingt das Album recht rockig, so wie es auch schon begonnen hat aus.

Schade nur, dass Andrew zu Lebzeiten nicht selbst den Mut gehabt hat, seine Musik mit anderen Musikern zusammen aufzunehmen und zu produzieren. Ich bin sicher, er hätte Erfolg mit seinen Songs gehabt.

Das Album, das in Eigenregie produziert wurde, ist mit einem sehr schönen und informativen 24seitigen Booklet ausgestattet. In ihm sind nicht nur die Songtexte abgedruckt, sondern man erfährt auch Einzelheiten zu den einzelnen Stücken und zu den beteiligten Musikern. Man merkt, dass Chris mit viel Herzblut und Liebe zu seinem Bruder ans Werk gegangen ist.

Meiner Meinung nach hat es sich gelohnt, die Arbeit in die Aufnahme der einzelnen Stücke zu investieren und so posthum Andrew’s Musik einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. Freunde des gepflegten Prog- und Melodicrocks kommen hier voll auf ihre Kosten. Zum anderen finde ich, dass man ein derartigen Projekt unterstützen muss, denn man merkt dem Album und der Aufmachung an, dass mit viel Hingabe ans Werk gegangen wurde. Und für Fans von Spock’s Beard und Co. sollte das Album aufgrund der Mitwirkung der Bandmitglieder ebenfalls ein Muss sein. Auf jeden Fall sollte man sich Hörproben auf der Internetseite www.myspace.com/actofglass gönnen. Dort sind auch Einzelheiten zum Erwerb der Scheibe zu bekommen.

Stephan Schelle, Juli 2009

   

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