AMAROK
- Hope Nach ihrem grandiosen Album „Hero“ aus dem Jahr 2021 und dem Soloalbum von Mastermind Michał Wojtas „Lore“ aus dem letzten Jahr, veröffentlicht die polnische Band „AMAROK“ Anfang April 2024 ihr neuestes, siebtes Werk unter dem Titel „Hope“. Und Hoffnung ist etwas, das wir alle in diesen Zeiten brauchen. Das Album der 1999 gegründeten Band erscheint sowohl auf CD als auch auf Vinyl. Während die CD-Ausgabe zehn Stücke enthält, ist auf der Vinylausgabe noch die Instrumentalversion des Stückes „Insomnia“ als Bonus enthalten. |
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Die Band besteht seit
ca. 2020 aus Michał Wojtas (Gesang, Gitarre, Theremin, Harmonium,
Keyboard), Marta Wojtas (Gesang, Wavedrum, Gong, Djembe, Percussion),
Konrad Zieliński (Schlagzeug) und Kornel Popławski (Bass und
Geige). Mit dem 4:44minütigen
„Hope Is“ startet die polnische Band in das neue Album. Fette Gitarren
und ein treibendes Schlagzeug leiten in diesen Track. Die Keyboards sorgen
dann für einen sehr proggigen Part, der sofort gefangen nimmt. Dann
spricht Marta einen Text, ähnlich dem Sprechgesang von Laurie Anderson.
Sobald dann Michał mit seinem Gesangspart beginnt ist Gänsehaut
angesagt. Nach drei Minuten setzt Michał dann zu einem hinreißenden
Gitarrensolo an. Ein toller Opener, der die ganze Klasse dieser Band auf
den Punkt bringt. Weiter geht es mit dem
zunächst atmosphärischen, 5:52minütigen „Stay Human“, der im Gesang
ein wenig an Radiohead erinnert, aber die eigene Handschrift der Band trägt.
Nach etwas mehr als einer Minute zieht die Band dann den Rhythmus an und
jetzt ist man im typischen AMAROK-Modus, der nach 1:45 Minuten einen
unwiderstehlichen Groove bekommt. In dem 6:05minütigen
„Insomnia“ nehmen AMAROK ein wenig den Speed heraus. Die Gitarre von
Michał klingt hier zunächst wie eine Mischung aus Pink Floyd und
Dire Straits. Das Stück bekommt nach einer Minute, sobald Michał mit
dem Gesang einsetzt, eine sehr warme und atmosphärische Stimmung, in die
man bedenkenlos eintauchen kann, auch wenn es sich hier um das Thema
Schlaflosigkeit handelt. Ein sehr schöner Track mit einigen symphonischen
Elementen. Das siebenminütige
„Trail“ beginnt mit einem grandiosen elektronischen Groove, bei dem
man kaum ruhig vor den Boxen sitzen bleiben kann. Dann kommen ethnische
Perkussion auf, die an Peter Gabriel-Produktionen erinnern. In diesem Song
verbindet die Band trancehafte Sounds mit rhythmischen Elementen in
Perfektion. Und das Gitarrensolo im Mittelteil ist einfach traumhaft. In
der zweiten Hälfte schraubt die Band dann den Druck etwas in die Höhe
und erinnert damit an Bands wie Porcupine Tree. „Welcome“ ist ein Stück,
das aus der Feder Konrad Zielińskis stammt. Mit mystischen
Klangmustern und Didgeridoo-ähnlichen Sounds startet dieses Stück, um
dann nach einer halben Minute in einen rockigen, zunächst von Schlagzeug
und Keyboards dominierten Part mit kratzigem Bass überzugehen. Konrad
Zieliński hat hier auch den Leadgesang übernommen, was dem Song eine
andere Note verleiht und doch in den AMAROK-Kosmos passt. Auch der nächste
Song „Queen“ ist nicht aus Michałs Feder, sondern stammt vom
Bassisten Kornel Popławski. Dieser Song ist der wohl ungewöhnlichste
im AMAROK-Kosmos. Mit trippigen Elektroniksounds startet das Stück.
Kornel Popławski bietet hier einen außergewöhnlichen Gesang, der
mal zurückhaltend, dann wieder druckvoll und kehlig wirkt. Diese beiden
Songs beweisen, dass das Quartett mittlerweile zu einer richtigen Band
mutiert ist, in der sich jeder entfalten kann. Elektronischer mit einer
Mischung aus druckvollem Progrock á la Porcupine Tree und elektronischen
Sounds, die an Künstler wie Jean-Michel Jarre erinnern, geht es dann im
5:49minütigen Instrumental „Perfect Run“ weiter. Das bringt ein
weiteres Stilmittel in den Sound von AMAROK. Mit „Don’t
Surrender“ kommt dann ein balladeskes Stück mit einer sehr eingängigen,
verträumten Melodie, in dem Michał und Marta Wojtas ein Duett
eingehen, das ein wenig an Paul und Linda McCartney erinnert. Sanfte Klänge und ein
Pferdegewieher leiten in den Track „Simple Pleasures“ ein, dem
ruhigsten und atmosphärischsten Song des Albums. Der Track wirkt sehr
entschleunigt und glänzt durch herrlich floydige und wieder an Dire
Straits erinnernde Gitarrensoli mit leicht bluesiger Note. Einige
Soundeffekte erinnern auch an Peter Gabriel. Ein Song, der direkt unter
die Haut geht. Den Abschluss der
CD-Version stellt dann das dreiminütige „Dolina“ dar. Das Stück
beginnt mit den für AMAROK so bezeichnenden Harmonie-Klängen. Es ist das
einzige Stück des Albums, das Michał in polnischer Sprache singt.
Dieser Abschlusstrack ist ein sehr sensibles, besinnliches Stück, das
sehnsuchtsvoll erstrahlt und somit einen sehr schönen Abschluss dieses
herrlichen Albums darstellt. Mit „Hope“ hält die
polnische Band AMAROK den qualitativ hohen Standard ihres Vorgängerwerkes
„Hero“ gehalten und beweist, dass sie zu Recht beim diesjährigen und
leider letzten Night Of The Prog-Festival einen Slot bekommen hat. Freunde
melodischen Progs können sich auf einen hervorragenden Gig freuen. Das
neue Album zeugt auf jeden Fall von hoher Qualität und damit ist die Band
einer der Hoffnungsträger der Szene. Stephan Schelle, April 2024 |
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