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Altbau - Tritiumoxid
Whiterock Records (2014)

(6 Stücke, 41:26 Minuten Spielzeit)

Dem selbst betitelten 2012’er Album lässt das Bass-Schlagzeug-Instrumental-Duo Altbau im Dezember 2014 den Nachfolger unter dem Titel „Tritiumoxid“ folgen. Die beiden Musiker haben so schöne Pseudonyme wie Boerge (Schlagzeug) und Kalle Hochnebel (Bass & Sounds). Für die Loops ist ein Rock Cyclon RC50 verantwortlich. Bei dem Titelgebenden Tritiumoxid handelt es sich um „überschweres Wasser“. Da passt das Coverbild mit einem Taucher auf dem Meeresgrund sehr gut.


Altbau nehmen in den Stücken ihres neuen Albums Bezug zur Nautik und zum Maritimen, was sich dann auch in der Bezeichnung von Stücken wie „Wasserteerung“ oder „Golfstromabriss“ zeigt. Sechs Stücke enthält die CD laut Coveraufdruck, jedoch ist zwischen Track fünf und sechs noch ein weiterer 35sekündiger, lautloser Track eingebaut. Ob das ein Fehler in der Pressung ist oder eine Pause zum abschließenden Stück darstellen soll, ist mir nicht bekannt. Solche Pausen finde ich persönlich aber sinnlos und eher störend.

Lagen bei ihrem Debüt die Schwerpunkte noch bei noisig-rockigen und damit auch erdigen Sounds, so kommen beim neuesten Album noch mehr psychedelisch-impressionistische Klänge zum Vorschein.

Los geht es mit dem viereinhalbminütigen „Gitter Nord“. Experimentelle Gitarrenklänge starten in diesen ersten Track, der schnell durch die Basslinie und den Rhythmus an Fahrt gewinnt. Immer wieder streuen die beiden aber diese psychedelisch wirkenden Effekte ein, die durchaus Unterwasseratmo zeigen. Nach wenigen Momenten geht es aber recht rockig zur Sache und auch einige Krautrockelemente treten zu Tage. Die Melodie überzeugt voll und ganz in diesem ersten Stück, da die Musik nicht so sperrig wie auf dem Debüt klingt.

Nahtlos folgt mit „Windschiefer“ der erste Longtrack, der es auf elf Minuten bringt. Nach atmosphärischem Beginn geht es dann aber wieder sehr druckvoll und rhythmisch durch Bass und Schlagzeug weiter. Man kann diesen Titel nicht wirklich beschreiben. Zum einen bietet er hypnotisch psychedelische Klänge, zum anderen kommen Rock und auch jazzige Elemente ebenfalls darin vor.

Dadurch, dass die Stücke nahtlos ineinander übergehen, wirkt das Ganze wie eine Art Konzeptwerk. Ein tickender Rhythmus (einige Schlagzeugpassagen erinnern mich auch an Pink Floyd & Co.) leitet in das proggige experimentelle und krautige „Wasserteerung“ ein. Dieser Track ist nicht ganz einfach zu verdauen, wirkt er doch wie eine Kollage mit einigen Sprachsamples aus Nachrichten und verstört so ein bisschen. Diesen Track muss man mehrfach hören, damit er seine Wirkung verströmt und man so immer mehr Details heraushören kann.

Im folgenden „Golfstromabriss“ verbinden die beiden sowohl Rock und Blues mit Krautrock der Marke Neu oder La Düsseldorf. Teilweise sind die Klangwolken der beiden tonnenschwer, was wieder den Bezug zum Albumtitel herstellt. Bei „Gitter Süd“ wird es dann wieder rockig und melodisch wie zu Beginn der CD, denn der Melodiebogen vom ersten Stück wird aufgenommen und fortgeführt, so als wenn beide Stücke zusammengehören oder Zwillingestücke darstellen.

Mit dem wiederum sehr krautigen, an Michael Rother, Neu und La Düsseldorf erinnernden Stück „Fisch Auster Tasche“, das es gerade Mal auf 1:39 Minuten bringt, endet die CD dann.

Auch auf dem zweiten Werk, „Tritiumoxid“, gehen Altbau wieder sehr rhythmisch zu Werke. Hauptbestandteile der Musik sind Bass und Schlagzeug. Damit zaubern die beiden aus Berlin/Potsdam stammenden Musiker wieder eine ungewöhnlich, faszinierende Klanglandschaft, die - mit wenigen Ausnahmen - erst erarbeitet werden will. Es lohnt sich aber in den Klangkosmos von Altbau einzutauchen.

Stephan Schelle, November 2014

   

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