Alphaville – Eternally Yours
Neue Meister / Edel Classics (2022)

(23 Stücke, 111:56 Minuten Spielzeit)

Die Band Alphaville war in den 80’er Jahren das Aushängeschild des deutschen Synth-Pop. Hits wie „Big In Japan“, „Sounds Like A Melody“ und „Forever Young“ sind unvergessen. Vor 39 Jahren gründete sich die Band und die große Konstante war immer Sänger Marian Gold. Und er ist immer noch aktiv. Am 23.09.2022 erscheint ein Album mit einer symphonischen Umsetzung von 17 Stücken plus 6 alternativen Versionen aus dem fast 40jährigen Repertoire der Band. Es trägt den Titel „Eternally Yours“.


Für das Album wurden die Stücke komplett neu arrangiert, vom Deutschen Filmorchester Babelsberg eingespielt und von Marian Gold gesungen. „Alle 23 Stücke des Albums sind durch die Bearbeitung im Kern klarer geworden, sie sind freigelegt, entfesselt, befreit. Ihre wahre Natur kam zum Vorschein.“ so Marian Gold.

Das Album wird in verschiedenen Konfigurationen herauskommen. Neben einer Doppel-CD, die mir zur Besprechung vorlag, wird es auch noch zwei 3LPs umfassende Vinyleditionen geben (180 g, Gatefold), davon eine in schwarzem Vinyl und eine limitierte in Gold. Die LPs haben eine um ca. 15 Minuten erweiterte Spielzeit. Als Krönung gibt es dann noch eine limitierte Collector’s Box, die die Doppel-CD und die Colored Vinyl GOLD Edition gebündelt in einer Box enthält. Zusätzlich und exklusiv in der Collectors Box kann man „Eternally Yours“ über den Alphaville-USB-Stick im immersiven Dolby-Atmos-Klang genießen. Darüber hinaus – und erstmals seit 15 Jahren überhaupt – ist mit der Eternally-Yours-MC Alphaville auf Kassette zu hören. Ein großformatiges Booklet mit einer Track by Track-Description von Marian Gold, Texten des Autors Max Dax und fotografischen Einblicken in die Aufnahme bieten weitere spannende Insights in das Album und die Geschichte von Alphaville. Die gesamte Box kann entspannt im Alphaville-Jutebeutel verstaut werden.

Die DoppelCD erscheint in einem sechsseitigen Papersleeve mit 24seitigem Booklet, in dem alle Texte abgedruckt sind. Neben 17 Stücken mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg finden sich auf der CD noch jeweils ein Single-Edit sowie eine weitere Version der Stücke „Big In Japan“, „Sounds Like A Melody“ und „Forever Young“.

Zu „Forever Young“, dem wohl bekanntesten und beliebtesten Stück von Alphaville sagt Marian Gold: Über ein Stück wie „Forever Young“ zu sprechen, ist gleichzeitig leicht und schwer. „Man kann nicht sagen, das ist der größte Hit von Alphaville. Das wär’ untertrieben“, sagt Marian Gold, der „Forever Young“ zusammen mit Bernhard Lloyd und Frank Mertens 1982 schrieb. Die internationale Reichweite des Songs, der immer wieder mit Chartplatzierungen rund um den Globus aufwarten kann, ist eindrucksvoll. Die wahre Bedeutung des Werks lassen dergleichen Fakten jedoch nicht ansatzweise erahnen. „‚Forever Young’ spiegelt sich mittlerweile im Unterbewusstsein von vielleicht mehr als einem Viertel der Menschheit wider“, so der Frontsänger fast 40 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung des Songs. Die Bedeutung der Komposition zeigt sich auch in der Liste von Coverversionen, die von Interactives Dance-Version über die Rap-Schlager-Kombination von Karel Gott und Bushido bis zu den Weltstars Jay-Z und Beyoncé reicht. So beweist sich die zeitlose Aktualität von „Forever Young“ auf mannigfaltige Weise und lässt uns auch heute nachdenklich innehalten. „Are you gonna drop the bomb or not?“

Die sinfonische Anlage des Originals, das mit seinen Eingangsharmonien Pachelbels berühmten Kanon in D zu paraphrasieren scheint, machen es zu einer Schatzkammer für den Arrangeur Max Knoth, der zusammen mit Gold die Orchester-Version produziert hat. Es ist eine einzigartige Kombination aus Grandiosität, grenzenloser Naivität, Größenwahn und „der Vieldeutigkeit des Textes“, wie Gold es erklärt. „‘Forever Young’ wird gespielt auf Hochzeiten, auf Begräbnissen, auf Geburtstagen, es gibt eigentlich keinen ehrenwerten Anlass, bei dem man es nicht einsetzen könnte. Und immer trifft der Song dazu eine elementare Aussage. Warum das so ist? Ich glaube, weil Sterblichkeit und Unsterblichkeit keine Widersprüche sind.“

Die Stücke auf dem Album wurden in der Tat komplett neu arrangiert und bekommen so eine ganz andere, neue Facette. Auch wenn man die Stücke in ihren Originalen kennt und Gold sowie den Arrangeuren Max Knoth, Christian Lohr und Carlo Van Der Put bei der Umsetzung die Melodien beibehalten haben, ist doch etwas gänzlich Neues entstanden. Die zuvor sehr synthetischen und poplastigen Stücke haben jetzt ein klassisches Gewand bekommen, das ihnen recht gut steht.

Das Album beginnt mit dem zu Anfang recht mystischen „Dream Machine“. Dem folgt mit „Summer In Berlin“ ein klasse Song, der zu Christopher von Deylens (aka Schiller) Lieblingsstücken von Alphaville zählt und auch auf dem 2021’er Schiller Album „Summer In Berlin“ zu finden ist. In dem Stück zeigt sich die ganze Kraft, die das Deutsche Filmorchester Babelsberg in die Stücke legt. Das ist quasi die Blaupause für die anderen Stücke. Und auch im folgenden „Big In Japan“ zeigt sich die Kraft, die das Orchester dem Stück verleiht. Das neue Arrangement ist vorzüglich gelungen und verbindet klassische Instrumente mit elektronischen Elementen, wobei das Orchester klar dominiert. Und Marian Gold zeigt, dass er immer noch sehr gut bei Stimme ist. Das ist großes Kino.

„Dance With Me“ perlt zart durch den Raum und „Summer Rain“ wirkt wie ein Song aus den 50’ern und enthält eine kurze Passage aus dem Klassiker „I’m Singing In The Rain“, während „Welcome To The Sun“ hymnisch Ausmaße annimmt.

Der zweite Silberling startet mit einer tollen Version von „A Victory Of Love“, bei dem sich dezente Elektronik und Orchester kongenial ergänzen. Dem folgt dann „Sounds Like A Melody“, das wie gemacht ist für eine orchestrale Umsetzung. Mit der John Barry-Komposition „Diamonds Are Forever“, dem Titelsong, den Shirley Bassey zum gleichnamigen Bondfilm sang, ist dann auch noch eine Coverversion auf dem Album. Zwar ereicht Marian Gold nicht ganz die Faszination, die Bassey ausstrahlte, macht aber trotzdem eine sehr gute Figur. „Forever Young“ beschließt dann den orchestralen Teil. Danach folgen dann noch sechs Alternativversionen. Der Song hat auch in der orchestralen Version eine große Strahlkraft.

Während der Albumversion von „Sounds Like A Melody“ elektronische Elemente und Rhythmen spendiert wurden, ist die Chamber Version davon befreit und zeigt sich in einem Klang, der von Streichern dominiert wird. „Forever Young“ bekommt dann in der Petite-Version ein reduziertes Instrumentalgewand mit Fagott und Harfe sowie einem Violinensolo. Die beiden Stücke wirken in diesen Versionen sehr intensiv und intim.

„Eternally Yours“ von Alphaville erscheint im klassischen Bereich des Edel-Labels und das nicht ohne Grund, denn die Stücke der deutschen Vorzeige Synth-Pop-Band der 80’er Jahre wurden unter Mitwirkung des Deutschen Filmorchesters Babelsberg in ein orchestrales Gewand verpackt. Das ist außerordentlich gut gelungen, da man die 17 Stücke neu arrangiert hat. Darüber hinaus zeigt sich Marian Gold stimmlich in hervorragender Fassung. Ein Muss für jeden Alphaville-Fan.

Stephan Schelle, September 2022

   

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