AC/DC - Backtracks

AC/DC - Backtracks
Sony Music (2009)
(CDs 27 Stücke, 125:21 Minuten Spielzeit, DVD 19 Stücke)

Das letzte Studioalbum „Black Ice“ wurde von den Fans gefeiert und war unglaublich erfolgreich. Die anschließende Tour sorgte darüber hinaus für ausverkaufte Häuser. Nun legen die Australier ein weiteres Bonbon für ihre Fans nach, denn mit „Backtracks“ kommt ein äußerst opulentes Werk auf den Markt, das es in zwei verschiedenen Varianten gibt. Mir liegt zur Besprechung die normale Version, bestehend aus zwei CDs und einer DVD vor.

CD Nummer 1 präsentiert ein Dutzend rare Studiotracks, die es locker auf jedes Album geschafft hätten. Warum sie trotzdem der Schere zum Opfer fielen, ist allerdings nicht bekannt. Sehr gut gefällt mir dabei, dass nicht nur Brian Johnson, sondern auch Bon Scott zu hören ist. Wann die einzelnen Aufnahmen entstanden, lässt sich aus meinem Pressematerial allerdings nicht entnehmen. „Love Song“ ist ein eher untypischer AC/DC-Song, der zwar die typischen Riffs vermissen lässt, aber durch seine sanfte, balladeske Stimmung überzeugt. Bon’s Organ ist sehr passend, klingt hier aber anders als sonst.


„Fling Thing“ scheint an ein irisches Trinklied angelehnt bzw. eine Reminiszenz an Thin Lizzy zu sein und „RIP“ wird kurzerhand mal eben in Rock In Peace umgewandelt, bei dem die Jungs kurzerhand den Blues rausholen. Und auch bei „Crabsody In Blue“ hat der Blues die Oberhand, was AC/DC’s Sound aber nicht schlecht zu Gesicht steht. Ab dem achten Stück „Snake Eye“ ist dann Brian gesanglich an der Reihe. Hier kann dann jeder für sich entscheiden, welchen Sänger er am besten findet (mir sagt eindeutig Bon Scott mehr zu). Von den Johnson-Titeln haben „Big Gun“ und „Cyberspace“ den meisten Esprit, denn diese Songs fegen so typisch AC/DC-mäßig aus den Boxen und haben darüber hinaus diese unübertroffenen Riffs von Angus.

Die zweite CD bietet dann noch rare Liveaufnahmen aus den Jahren 1977 bis 2000. Zu den Highlights dieser Scheibe (eigentlich gibt es nur Highlights) gehören eindeutig das 1977 aufgenommene „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ in dem Bon’s Stimme so unglaublich dreckig rüber kommt und der Rhythmus absolut hypnotisiert, das tolle „Live Wire“ aus 1979, „Let There Be Rock“ aus 1981, „Jailbreak“, das in einer 13minütigen Fassung aus dem Jahr 1985 vorliegt und natürlich der Hit schlechthin „Highway To Hell“, der 1991 in Moskau mitgeschnitten wurde.

Da die Stücke bei unterschiedlichen Konzerten aufgenommen wurden, ist natürlich auch die Tonqualität, was Intensität und Transparenz betrifft, unterschiedlich. Allerdings fällt dieses Manko überhaupt nicht ins Gewicht, da die Stücke eine besondere Ausstrahlung besitzen, die einfach nur fesselnd ist.

Die DVD stellt dann die Fortsetzung von „Family Jewels“ aus dem Jahr 2005 dar. Im gleichen Look gehalten (es schwingen wieder die Metallkugeln hin und her) werden 19 Titel, bestehend aus Videos die zum Teil recht lustig produziert wurden, wie beispielsweise „Hail Caesar“, bei dem die Musiker mit Politikern oder Filmfiguren zusammen geschnitten wurden, Konzertmitschnitten, Promo-Clips und Making Of’s bestehen. Es gibt mit „Rock N Roll Train“ und „Anything Goes“ gar Material von der „Black Ice“-Tour. Und im zweiten Teil kann man dann auch noch recht altes Material mit Bon Scott bewundern.

Ein tolles Package, das schon in der normalen Version eine Menge Spaß macht. Was will man eigentlich mehr?

Wer aber noch ein bisschen mehr Geld übrig hat, der wird mit der Deluxe Collector’s Limited Edition außergewöhnlich bedient. Deluxe ist hier wörtlich zu nehmen, denn das „edle Sammlerstück ist auf 50.000 Stück limitiert und enthält neben der CD mit seltenen Studioaufnahmen, zwei CDs mit raren Livesongs, die DVD Family Jewels 3” und die DVD Live At The Circus Krone”, in der das unvergessliche 2003er Konzert im Münchner Circus Krone noch einmal hautnah miterlebt werden kann sowie eine Langspielplatte (180 g Vinyl) mit ultra-raren Studioaufnahmen. In der Limited Edition befindet sich außerdem ein Aufsteller für fünf CDs, in dem die mitgelieferten Silberlinge (drei CDs, zwei DVDs) einen würdigen Platz im Sammlerregal erhalten.

Um das Package abzurunden, wird in der Deluxe Collector's Edition ein 164-seitiger Bildband und ein Set mit Reproduktionen von AC/DC Memorabilia mitgeliefert. Hier öffnet sich ein wahres Rock'n'Roll-Schatzkästlein: der allererste Merchandising-Artikel der Band (ein Button mit der Aufschrift I DO IT FOR AC/DC”) ist ebenso mit dabei wie der offizielle Flyer zur 1976er Lock Up Your Daughters”-Tour oder das Tracksheet der Aufnahmen zum Dirty Deeds Done Dirt Cheap”-Album. Doch das ist lange noch nicht alles:

Auf die Fans wartet u. a. noch das Plakat zur 1977er Let There Be Rock”-Europatour, eine abwaschbare Version von Bon Scotts berühmtem Papageien-Tattoo, ein Gitarrenpick mit AC/DC-Logo, ein Replika einer australischen Dollarnote von der Money Talks”-Tour und drei schwarz-weiß Lithografien nie zuvor veröffentlichter Fotos der Band, die 1977 im Alberts Studio entstanden.

Die Box der Deluxe Collectors Edition selbst ist ein weiteres Highlight, denn sie besteht aus einem funktionierenden Gitarrenverstärker! Die limitierte und nummerierte Deluxe Collector's Edition von BACKTRACKS wird exklusiv über die Website www.acdcbacktracks.com erhältlich sein.“

Stephan Schelle, November 2009

   

CD-Kritiken-Menue