Yaary & Scholl – Delta Evolution Der aus Tel Aviv (Israel) stammende Elektronikmusiker Erez Yaary veröffentlichte im Juni 2019 sein Album „Delta“. Mit knapp 30 Minuten Spiellänge war es leider zu kurz für eine Album-Veröffentlichung auf MellowJet-Records und wurde daher in 2019 nicht dort herausgebracht. Anfang 2020 kam Bernd Scholl dann spontan die Idee zu einer Kooperation. Er wollte das Album „Delta“ mit weiteren Tracks passend ergänzen und so aus einer EP eine LP machen. |
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Dass
das Album nun eine gleichberechtigte Kooperation darstellt, ist daran zu
erkennen, dass beide Musiker je fünf Stücke komponiert und eingespielt
haben. Zudem sind die Stücke der Beiden in abwechselnder Reihenfolge
hintereinander platziert. Obwohl die Stücke von Bernd gut ein Jahr später
eingespielt wurden, ist dennoch kein Bruch im Album zu spüren, ganz
im Gegenteil. Die neuen Stücke fügen sich perfekt in das Gesamtkonzept
ein. Der
5:41minütige Opener „Automata“ stammt von Erez Yaary. Ein herrlicher
Synthierhythmus eröffnet diesen Track. Dem folgt ein treibender Beat,
durchzogen von ungewöhnlichen, neuen Klangmustern und einer sehr schönen,
eingängigen Melodie. Das geht schnell ins Ohr. Erez verbindet hier tolle
Sounds zu eine modernen Track. Dem folgt dann nahtlos Bernd’s erster Track
mit dem Titel „Inside Vector Field“. Ein pulsierender Beat und schnelle
Pianotöne starten in diesen Track. Da hört man zunächst nicht den
Moonbooter-Stil heraus. Vielmehr passt sich Bernd der Stimmung des ersten
Tracks an. Erst nach gut zwei Minuten kommt dann ein typischer
Moonbooter-Beat hinzu und verleiht dem Track Drive. Das Stück nimmt im
Verlauf an Fahrt zu und zeigt sich gar in einem hymnischen, Soundtrack
artigen Stil. Streicherklänge
sind dann zu Beginn des Stückes „Macroscopic Change“ von Erez zu hören.
Das wirkt zunächst recht melancholisch, mit einem Bezug zur Klassik. Ab
Minute vier kommt aber ein unwiderstehlicher Rhythmus auf, der zunächst
monton dahin fließt und dann in einen Part übergeht, in dem sich die
Streicher erneut hinzugesellen. Jetzt kommt das Ganze wie ein sehr
melodischer Hans Zimmer-Soundtrack rüber. Diesen
orchestralen Ansatz übernimmt Bernd Scholl dann zunächst in seinen Track
„Singular Homology“. Dem spendiert er dann einen sanften Rhythmus und
herrliche Melodien. Hier kommt der Moonbooter-Stil dann deutlicher zum
Tragen, ohne aber den Fluss des Albums zu unterbrechen. Auch dieser Track
wirkt sehr orchestral. Danach
ist Erez wieder an der Reihe. Von ihm stammt das 4:53minütige „Major
Seventh“, bei dem zunächst neben einigen Flächen zunächst auch wieder
Streicher den Fokus setzen. Teils bedrohlich wirkende Synthiefarben schweben
im Hintergrund auf denen dann eine sanfte Melodielinie gelegt wird. Zur
Mitte hin vermischen sich perlende Klangmotive mit Sequenzerrhythmen und
Melodiebögen. Das 5:50minütige „Nabla“ schließt klanglich direkt an.
Bernd spielt hier eine eingängige Harmoniefolge und variiert das später
durch weitere Rhythmus- und Klangstrukturen. Auf mich wirkt das wie ein
Science Fiction-Soundtrack. Gedanklich kommen bei mir Szenen aus dem Film
„Tron“ hoch. Das
5:56minütige „Simplicial Complex“ von Erez bietet betörende Klänge
die sanft durch den Raum ziehen. Das ist Musik bei der man die Gedanken
fliegen lassen kann. Nach etwa einer Minute wird es dann rhythmischer, ohne
dass das schwebende Element verloren geht. In der Mitte des Tracks wechselt
dann die Stimmung mit einem Break, der von einem basslastigen Rhythmus und
einer sehr eingängigen Melodie getragen wird. Bei
„Macroscopic Change Reprise“ hat Bernd dann auf Erez` Stück
„Macroscopic Change“ aufgebaut. Während Erez eher klassisch beginnt,
spielt Bernd mit perlenden, hellen Klangfarben, was dem Stück ebenfalls
sehr gut zu Gesicht steht. Im zweiten Teil geht es dann auch bei Bernd
rhythmischer in einer hymnischen Art zu. Erez
Yaary’s letzter Track „Uncertainty“ wird von einem pumpenden Beat
bestimmt, der unter anderem auch an Kraftwerk erinnert. Das Gleiche gilt für
die flächigen Sounds, die ebenfalls in die Richtung der Düsseldorfer
gehen. Das verziert er dann aber mit eigenen Klangstrukturen und einer schönen
Melodie. Ein gelungener Track. Das
„letzte Wort“ hat dann Bernd Scholl mit seinem Stück „Sunset At Delta
Town“. In diesem 4:23minütigen Stück erzeugt Bernd Stimmungen, in dem er
mit Flächen, in die er einige Effekte einstreut, arbeitet. Dabei tun sich
vor dem geistigen Auge des Hörers unendliche Weiten auf. Die
israelisch/deutsche Kooperation von Erez Yaary und Bernd „Moonbooter“
Scholl mit dem Titel „Delta Evolution“ hat ein klasse Album
hervorgebracht. Wenn man es in dieser Form hört, dann ist man sich sicher,
dass es nur so komplett ist. Respekt an Bernd Scholl, dass er sich mit
seinem Stil so eingebracht hat, dass „Delta Evolution“ so homogen
geworden ist. Stephan Schelle, Dezember 2020 |
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