Frank van Bogaert - Nomads
 

Frank van Bogaert - Nomads
Groove Unlimited (2007)

Das neue Jahr steht vor der Tür und ich bekomme schon die neue CD vom belgischen Elektroniker Frank van Bogaert mit dem Titel „Nomads“ in die Hand. Das erste, das auffällt, ist das für Elektronikmusik sehr opulente Booklet. Es besteht aus zwölf Seiten mit sehr ansprechenden, stimmungsvollen Fotos. Für die Covergestaltung war wieder das Designerteam um Pablo Magne zuständig, der in den letzten Jahren so manche ElektronikCD verfeinert hat. Das Gesamtkonzept hat Pablo mit Frank zusammen erarbeitet.

Auf dem mehr als 57minütigen Album präsentiert uns Frank zwölf Tracks, die natürlich in seinem Stil, der an Vangelis angelegt ist, gehalten ist. Am Eingang empfängt uns die zweieinhalbminütige „Overture“, die sehr orchestral wirkt und nach einem pompösen Soundtrack klingt. Auch hier sind bereits die typischen Sounds und Melodiebögen zu hören, die wir von Frank’s vorangegangenen Werken kennen.
 

 

 

Auch das folgende „Crack The Blue Sky“ ist ein Stück, das sehr voluminös beginnt und dann recht schnell an Fahrt gewinnt, in dem ein powervoller Rhythmus dieses Stück vorantreibt. Die sehr eingängige Melodielinie und der Rhythmus sorgen dafür, dass das Stück sofort von Geist und Körper aufgenommen wird. Den Track kann ich mir auch gut im Radio vorstellen. Mit dem Titelstück kommt dann zusätzlich eine ethnische Komponente, die Frank des Öfteren nutzt, in seine Musik.

„Furious Jam“ klingt für Frank etwas ungewöhnlich, was vor allem an den Sounds liegt. Zwar schimmert immer noch sein Stil durch, doch klingt das ganze etwas funkig und zum Ende hin durch das Schlagzeug (klingt wie eine echtes Schlagzeug) sogar rockig. Da freu ich mich schon drauf, das mal live erleben zu können, das kommt bestimmt gut.

Mit „Aquatopia“ machen wir eine „schwebende“ Reise durch die Weltmeere, steigen mit dem sehr perkussiven und durch Akustikgitarrensound und Querflöte (ist da schon wieder ein Schlagzeuger am Werk?) angereicherten „High“ (der Track hat wieder sehr viel Abwechslung zu bieten) noch weiter hoch und besteigen mit „Mount Blanc“ den Gipfel, bei dem die Musik eine erhabene Weite vermittelt. Ich kann quasi bei dem Stück in die Ferne blicken über wolkenverhangene Berge und Täler.

Mit einem sehr schönen Stereoeffekt, der einen vorbeirasenden Wagen darstellt, beginnt das Stück „Drive“. Bei ihm huldigt Frank dem Soundtüftler Alan Parsons, denn die Musik, die uns Frank da reicht, klingt, als sei sie aus der kreativsten Schaffensphase des Engländers entnommen. Das Stück beginnt erst mit einem sehr rhythmischen Sequenzerloop und entfaltet dann seine ganze Soundvielfalt. Wer Parsons mag, der wird dieses Stück lieben, bei mir erzeugt es jedenfalls Gänsehaut.

„Blue Down There“ ist ein sehr atmosphärischer Titel im Stile von „Blade Runner“, während uns „Ritual“ in Richtung „Albedo 0.39“ entführt. Nach „Heat“ folgt mit „Beneath The Ice“ das letzte Stück der CD, das eine sehr entspannte und ruhige Stimmung hinterlässt, denn hier legt Frank vor allem Wert auf harmonische Klänge, die keine Melodie enthalten. Der Hörer schwebt ganz einfach, Gedanken verloren, in einem Raum tiefster Entspannung und erwacht sanft aus dieser musikalischen Reise.

Frank’s Stücke haben Kraft, Melodie und Rhythmus und streckenweise ein ungeheures Volumen. Auch die Soundeffekte wie vorbeifahrendes Auto, Wasser etc. hat Frank in der richtigen Dosis verwandt und Punktgenau platziert. Diese Eigenschaften lassen seine Musik umgehend in mich hineinfließen. Frank hält mit dem neuen Album seinen hohen Standard. Wer seine Musik, oder die von Vangelis mag, der kann bedenkenlos zuschlagen.

Stephan Schelle, Dezember 2006

 
   

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