Uwe Reckzeh – Unnatural Light
 

Uwe Reckzeh – Unnatural Light
MellowJet Records (2009)
(9 Stücke, 60:47 Minuten Spielzeit)

Nachdem im letzten Jahr mit „Part Of Time“ ein Werk mit älterer Musik von dem Elektronikmusiker Uwe Reckzeh bei MellowJet Records noch als CDR herausgekommen ist, erscheint im April 2009 der Nachfolger von „Altitude 30000“ unter dem Titel „Unnatural Light“ mit komplett neuem Material. Uwe hatte sich auf seinem letzten neuen Werk thematisch in eine Höhe von 30.000 Meilen begeben, auf dem neuen Album widmet er sich dem unnatürlichen Licht. Wer aber jetzt Neonlights und damit verbunden unterkühlte Sound á la Kraftwerk erwartet, der liegt falsch.

 


Uwe ist mehr ein Mann für die sanften und harmonischen Klänge, deren Sounds sich oft im Fahrwasser von Tangerine Dream bewegen. Was sofort auffällt, ist das ausgesprochen ansprechende Cover, das einen Pool am Meer zeigt. Diese, in unnatürliches Licht gehaltene Urlaubsstimmung, passt dann schon mehr zu Uwe's teils loungemäßige Elektronikmusik.

Neun Stücke mit Laufzeiten zwischen 5:16 und 8:05 Minuten enthält die im Stil der „Berliner Schule“ gehaltene CD. Wer Uwe’s bisherige Veröffentlichungen kennt, das sind mittlerweile auch schon sechs Stück, der hat bei seinem neuen, siebten Album gewisse Erwartungen. Doch die werden bei mir zunächst mit dem Opener „Fall Line (Mo’s Revenge)“ nicht vollständig erfüllt. Dieser erste Track klingt für mich auf den ersten Blick etwas langatmig, zeigt aber zumindest bei weiteren Hördurchläufen weitere Nuancen, die beim ersten Mal nicht ins Ohr gingen.

Ab dem zweiten Track „Good Vibrations“ wird es dann aber wesentlich interessanter, denn nun kommen herrliche Melodiebögen und ein Sound der zwischen Schiller und Tangerine Dream liegt, ins Spiel. Mir gefällt diese relaxte, melodische Art sehr gut. Der Titel des dritten Stücke „Wavelength“ bringt bei mir sofort den Soundtrack gleichen Namens, den Tangerine Dream im Jahr 1983 herausbrachten, ins Gedächtnis. Und so klingt dieser Track auch wieder ein wenig nach den Berliner Elektronikmeistern.

Bei „Metamaterial“ arbeitet Uwe mit Vocoderstimmen und weiten Flächen, dazu gesellt sich ein sehr ansprechender Sequenzerrhythmus, was zusammen eine sehr wohlige Stimmung bei mir erzeugt. Das sind die Stücke, die mir unter die Haut gehen. „Linear Polarized“ beginnt mit einer Rhythmussequenz, die mich an die Ozric Tentacles erinnert. Allerdings geht Uwe nicht so druckvoll und abgedreht wie die Ozrics zu Werke, sondern legt auch hier den Fokus auf Harmonien, die dann doch wieder nach Tangerine Dream klingen. „Pure Energy“ besticht durch eine schöne Melodielinie und eingestreuten, flirrenden Rhythmussequenzen.

Am stärksten geht Uwe mit seinem „Refractive Index“ in die späte 70’er- bzw. frühe 80’er-Phase von Tangerine Dream. Das Stück hätte auch gut auf einem ihrer Alben Einzug finden können. Bei „Annihilation“ verwirrte mich Uwe mit seinem Eingangsrhythmus doch sehr. Als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich, jetzt kommt eine Instrumentalversion von „Sweet Dreams“ von den Eurythmics. Doch weit gefehlt. Uwe benutzt zwar einen ähnlichen Rhythmus, legt aber einen anderen wieder etwas an TD erinnernden Sound obendrauf. Den Abschluss bildet dann „Radiation“, das mir durch seine Sounds und Harmonielinien wieder ausgesprochen gut gefällt.

Auch wenn Uwe für meinen Geschmack mit „Unnatural Light“ nicht gerade sein bestes Album herausgebracht hat, so hat er doch ein sehr solides Werk, das Spaß beim Hören bereitet, vorgelegt. Wer die Musik von Uwe mag oder sich um Umfeld von Tangerine Dream wohl fühlt, der kann sich die neue CD von Uwe bedenkenlos zulegen.

Stephan Schelle, April 2009

 
   

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