Uwe Reckzeh – Surreal Dreams Die Abstände zwischen den Veröffentlichungen von Uwe Reckzeh, dessen Musik sich zwar im Umfeld der „Berliner Schule“ bewegt aber einen ganz eigenen Stil besitzt, scheinen sich auszuweiten. Lagen zwischen Uwe’s vorletztem Album „Virtual Mind“ und dem letzten Werk „Perfection Mode“ noch zwei Jahre, so sind bis zur Veröffentlichung des Nachfolgers „Surreal Dreams“ drei Jahre vergangen. Auf der Seite von MellowJet Records ist über das neue Album zu lesen: |
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Das
Titelstück wurde für das Album in fünf Parts unterteilt, von denen die
Parts 3 und 4 von den Stücken „Hydrothermal Springs Part I – III“ und
„The Real 9/11“ unterbrochen werden. Die
CD startet aber zunächst mit „Surreal Dreams Part I“, in dem zunächst
sehr technologische Sounds aufkommen, die schnell vom Sequenzer überlagert
werden. Das hat noch nicht wirklich was mit „Berliner Schule“ zu tun,
sondern zeigt den ganz eigenen Stil von Uwe Reckzeh. Nach gut einer Minute
kommen aber Sounds und Melodiebögen auf, die an Tangerine Dream erinnern.
Es entwickelt sich ein tolles TD-Stück, das TD nie aufgenommen haben. Uwe
versteht es dabei das Flair des Berliner Urgesteins aufzunehmen und es in
seinem Stil weiterzuentwickeln. Schnell ist man in diesem wunderbaren
8:13minütigen Opener „Surreal Dreams Part I“ gefangen. Uwe spinnt hier
herrliche Melodiebögen, die rhythmisch unterlegt sind und teilweise mit
Gitarrenklängen verziert werden. Die
einzelnen Parts des Titelstücks stellen keinen zusammenhängenden Longtrack
dar, sondern sind durch Pausen getrennt und stellen musikalische
Einzeltracks dar. So zeigen sich beispielsweise in „Surreal Dreams Part
II“ Rhythmusmuster, die sehr an Jean-Michel Jarre erinnern und kombinieren
diese mit eigenen Sounds und Melodiefolgen, so dass hier alles andere als
ein Jarre-Klon entstanden ist. Einiges in diesem Stück erinnert mich auch
an Robert Schroeder. Auf den Punkt gebracht könnte man diesen Track als
Jean Michel Jarre trifft Robert Schroeder bezeichnen. Das
16:49minütige „Surreal Dreams Part III“ zeigt dann ein ganz anderes
Bild. Sehr ruhig und Lounge mäßig beginnt dieses Stück. Zeitlupenartig
bewegen sich Rhythmus und Harmonien. Nach etwas mehr als anderthalb Minuten
schaltet Uwe dann den Sequenzer einen Gang höher und nun kommt eine
Synthiemelodie zum Vorschein, die sich auf das Szenario legt. Uwe spielt in
dem Longtrack mit der Rhythmik sowie Dynamik und verändert auch mehrfach
die Struktur, so dass sich eine stetige Entwicklung zeigt. Zur Mitte hin
erinnert einiges auch ansatzweise an den Stil des Alan Parsons Project und
verbindet das mit Uwe’s typischem Stil. Das hat richtig Flair. Der
nächste Longtrack schließt sich dann mit dem gut 16minütigen
„Hydrothermal Springs Part I – III“ an. Auch dieser Track beginnt
ruhig, zeigt aber schon ein gewisses Potential, das sich nach gut anderthalb
Minuten herausschält. Hier haben wir es wieder mit Musik zu tun, die an
Tangerine Dream der 80’er Phase erinnert, aber nicht abgekupfert ist. Der
Sequenzer flirrt und treibt das sehr melodische Stück stetig nach vorne.
Nach gut fünf Minuten kommt dann der erste Break und der Sequenzerrhythmus
wird auf eine andere Frequenz eingestellt (wie eine fahrende Dampflok) auf
der sich nach einer Weile Harmonien legen. Der zweite Break setzt dann bei
ca. Minute zehn ein. Nach dem Übergang zieht das Tempo des Sequenzers noch
einmal an. Uwe spielt förmlich mit der Veränderung des Tempos und der
Klangfarbe des Sequenzers und setzt einige Tupfer in Form von Gitarrenklängen
hinein. Nach weiteren zweieinhalb Minuten geht es dann wieder gemächlicher
und melodischer zur Sache. Es
folgt das melodische „The Real 9/11“, das mit herrlichen Synthieläufen
bestückt ist, in denen Uwe seine Fingerfertigkeit zeigt. Rhythmisch weist
das Stück an einigen Stellen die Nähe zu Acts wie MorPheuSz auf, was vor
allem an dem Schlagzeugrhythmus liegt. „Surreal Dreams Part IV“ und
Surreal Dreams Part V“ beenden dann das neue Album von Uwe Reckzeh
eindrucksvoll. Auch
wenn es drei Jahre bis zur Veröffentlichung des zwölften Albums (Info zu
bisherigen Veröffentlichungen aus den Abbildungen im Booklet entlehnt)
gedauert hat, so hat sich doch das Warten gelohnt, denn Uwe verbindet
verschiedene Stilistiken der Elektronikmusik und macht daraus seinen ganz
eigenen Sound. Herausgekommen ist wieder ein hoch melodisches und
rhythmisches Album, im gewohnt hohen Standard. Stephan Schelle, August 2018 |
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