Union-Taste - Overflow
 

Union-Taste - Overflow
SynGate Records (2008)
(12 Stücke, 59:45 Minuten Spielzeit)

Union-Taste, das sind Joerg Koenig, Norbert Hensellek (machte auch Musik im Elektronikduo Realtime) und Gaetano Chirico. Jeweils vier der zwölf Stücke, die sich im melodisch/rhythmischen Elektronikstil bewegen, wurden von jedem der Musiker komponiert. Beeinflusst wurden die drei unter anderem durch die großen Namen der Elektronik wie Jean-Michel Jarre, Vangelis, Mike Oldfield, Tangerine Dream, Michael Rother, Klaus Schulze und Edgar Froese, was dazu führte, das sie bereits seit Jahren elektronische Musik machen, jedoch erst seit 2007 zusammen als Union-Taste.

 


„Overflow“ ist ihr Debütalbum, das als CDR bei dem Elektroniklabel SynGate im Jahr 2008 erschienen ist. Auf dem gut einstündigen Silberling befinden sich ein Dutzend Tracks mit Laufzeiten zwischen 3:18 und 7:00 Minuten Länge.

Wie oben erwähnt stammen jeweils vier Stücke aus der Feder eines Musikers. Dabei sind die Stücke gar nicht mal so unterschiedlich angelegt, wie man es vielleicht meinen könnte. Um eine gute Mischung zu bieten, wechseln die Stücke der drei in stetiger Reihenfolge ab. Los geht es mit „3-Times“ von Joerg Koenig, das ein wenig nach Wellenfeld oder Realtime klingt. Melodisch mit einem sanften Rhythmus geht er dabei zu Werke. Im Mittelteil kommt dann ein klassisch angehauchter Pianoteil zu Gehör. Hier zeigt er, dass er eine klassische Klavierausbildung genossen hat.

Pochender Rhythmus und eine romantisch verträumte Melodie lassen die Gedanken bei „Pitch Lake“ von Norbert Hensellek in die Ferne schweifen, an einen sonnigen Strand. Das hat was von den IC-Produktionen wie z. B. von G.E.N.E. Der sanfte Gitarrensound, den Norbert in den Track integriert, verstärkt dieses Gefühl noch mal.

Gaetano zieht bei seinem ersten Track „Outland“ andere Saiten auf. Irgendwie klingt der Track nach Elektropop mit Kraftwerk ähnlichem Rhythmus. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen Dancetrack, sondern mehr um einen etwas experimentellen Track, der aber trotzdem recht gut ins Ohr geht. Als nächstes ist Joerg mit „Deep Forest“ an der Reihe, das durch seinen Klang und den Sounds sehr nach Brainwork klingt, im späteren Verlauf aber eine rhythmische und damit andere (sakral/ethnische) Richtung einschlägt.

Bei „Clouds“ von Norbert wird es durch die entsprechenden Beats zunächst etwas technoartig. Aber keine Angst, das Teil ist sehr angenehm zu hören und der Rhythmus noch recht dezent. Eine eingehende Melodielinie und ein leichter Grundrhythmus lassen im Verlauf sogar etwas Lounge aufkommen. In „Coast“ werden wir von einem Windrauschen begrüßt, auf das eine Art Akustikgitarren-/Spinett-Sound und Kastagnetten / Xylophon folgt und für ethnische Elemente mit mediterranem Einschlag sorgt. Wie schon beim ersten Stück von Gaetano finden wir keine durchgehende Melodie sondern er entspinnt zwischendurch eigenartige Stimmungen.

Dass „Oceans Wave“ wieder von Joerg ist, merkt man an der Pianolinie, die gleich zu Beginn aus den Boxen erklingt. Das hat was, wenn man Vergleiche heranziehen will, von Yanni, wirkt aber durch den Wechsel von Struktur und Sound etwas durchdachter. Stimmsamples treffen auf Synthiearpeggios in Norbert’s „Accoustica“. Auch hier ist ein Piano zu hören, aber anders als bei Joerg nur als Beiwerk und nicht so dominant wie bei ihm. Mit „Space“ nimmt uns Gaetano als nächstes mit in den Orbit unseres Planeten. Zu diesem Track schwebt man förmlich in den Sphären des Alls.

Mit „Electrical Storm“ von Joerg beginnt die letzte Runde der drei. Neben elektronischer Instrumentierung ist auch eine Frauenstimme zu hören, die den Track etwas poppiger erscheinen lässt. In „Peak“ lässt Norbert dann Perkussion und eine sehr eingängige Gitarrenlinie einfließen. Das gefällt mir recht gut, ist aber definitiv zu kurz. Mit „Moon“ von Gaetano schließt das Album wieder in einem Sound, der einige Ähnlichkeiten zu Brainwork aufweist, sich aber von der Rhythmusstruktur deutlich vom Kölner Elektroniker unterscheidet.

„Overflow“ ist ein recht gutes Debüt, das mich aber nicht ganz vom Hocker haut. Trotzdem werd ich es aber öfter wieder in den Player legen. Wer Musik von Realtime und Wellenfeld mag, der wird sich hier ebenfalls zu Hause fühlen. Man kann die Stücke über die Internetpräsenz www.myspace.com/uniontaste Probehören.

Stephan Schelle, Juli 2008

 
   

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