Hirudo - The First Incarnation
 

Ulrich Kutschera – The First Incarnation
Uvasonar Media Pool (2005 / 2017)
(6 Stücke, 42:42 Minuten Spielzeit)

Im Juli 2005 habe ich über das das Freiburger Duo Hirudo, das waren Uli Kutschera (Klavier und Keyboards) und Peter Fischer (Keyboards und elektronische Perkussion) und ihre CDR „The First Incarnation“ berichtet. Die CDR enthielt Musik, die sie bereits 1983 aufgenommen haben. Anfang 2017 veröffentlicht Ulrich Kutschera eine überarbeitete Version der CDR als CD. Diese neue Rezension wurde um die Veränderungen ergänzt.

 


Selbst bezeichneten sie ihre Musik als sinfonische Synthesizer-Pianomusik. Das ist eine gute Bezeichnung, denn auf 41 Minuten präsentieren uns die beiden sechs Kleinode zwischen 3:08 und 12:14 Minuten Spielzeit, die einen sehr klassischen Stil aufweisen. Die neue Veröffentlichung wurde unter Nutzung des alten Bandes (aus 1983) remastert und mit einem neuen Cover ausgestattet. Das hat musikalisch vor allem bei drei Stücken eine Auswirkung.

Gleich das Eröffnungsstück „Romance“ glänzt mit einer sehr klassischen Pianopassage, die mit sehr schönen Synthieklängen eine romantische Stimmung erzeugt. Hier werden Erinnerungen an die klassische, nicht ganz so virtuose Spielart eines Rick Wakeman wach. Es ist eindeutig zu erkennen, dass hier Musiker am Werk sind, die eine klassische Ausbildung genossen haben. Der mit Marschrhythmen aufwartende Titel „Bazar“ (aud dem remasterten Album heißt dieser Track nun „Bazarella“, zeigt mehr elektronische Klänge und klingt für mich wie ein Soundtrack dem durch Perkussion und Sounds Pop-Elemente beigefügt wurden. Und nach einigen Minuten setzt - durch eine Pause - ein musikalischer Richtungswechsel ein, der klingt, als sei Vangelis auf Speed (was das Tempo anbelangt). Nach einer weiteren ruhigen Passage wechselt der Track erneut und es geht in eine futuristische Richtung. Für mich klingt dieses Stück, als sei es aus drei Tracks zusammengefügt worden, ein Bazar der Töne und Stimmungen. Neu ist der mittlerer Teil, er wurde durch neue Komposition, Piano-Streicher, Oboe, ersetzt, und am Ende wurden echte Drums daraufgesetzt, die vom Produzenten und studiertem Orchester-Drummer, Roman Beilharz, beigesteuert wurden.

Etwas aus der Rolle fällt der Track „Bolero ’83“. Erinnert er in der Anfangsperkussion noch an den Ravel-Titel, so ändert sich dies doch stark. Bei den Keyboardsounds wird man zwangsläufig in die 70’er zurückversetzt, denn Anleihen an Emerson, Lake & Palmer oder der deutschen Band Triumvirat sind nicht zu überhören.

„Cyrillus“ wird von klassischen, sakralen Klängen getragen. Das ganze hat etwas bombastisches. Im zweiten Teil klingt er sehr barock mit Streicher- und Spinettartigen Sounds. Irgendwie kommen mir da Gedanken, die mich an einen französischen Königshof versetzen.

Eine lockere Pianolinie liegt anfangs über tiefen Synthies beim Track „Avocado“. Nach etwas mehr als einer Minute werden die Synties dominanter und klingen wie von „Mist“ zu Grobschnittzeiten oder wieder wie bei ELP. Zeitweise zaubern die beiden lockere, aber zerbrechliche Melodien. Am Ende des Stückes wurde in der remasterten Version eine Pianopassage als Ausklang hinzugefügt.

Mit „Finale: The First Incarnation“, dem längsten Track der CD, endet der Silberling. Das Stück beginnt sehr dramatisch wie bei einer Sinfonie. Und so ist es auch aufgebaut. Wie eine Geschichte, die sich langsam vor dem Betrachter entwickelt, so entfaltet sich dieser Longtrack vor den Ohren des Hörers. Das kann man sich gut auf einer großen Bühne vorstellen. Diesem letzten Track wurde in der remasterten Version ein durch Drums sowie einer Pauken-Variante des Intros verbessertes Finale spendiert.

Wer klassisch, manchmal auch sakral klingende Instrumentalmusik mit einem Hauch Bombast mag, der sollte hier unbedingt zuschlagen. Insgesamt bietet die CD eine sehr stimmige Atmosphäre zu der man gut abspannen oder Neudeutsch chillen kann.

Nähere Infos sowie die CD selbst erhält man unter der URL:

www.uvasonar.de/pool/comp/ukutschera

Stephan Schelle, Juli 2005 / Februar 2017

 
   

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