Triple S - Poles
 

Triple S - Poles
Pleasure Sound Music (2011)
(8 Stücke, 71:48 Minuten Spielzeit)

Triple S ist ein neuer Name in der Elektronikmusikszene. Doch halt, so neu sind die Herrschaften, die sich hinter diesem Pseudonym verbergen auch wieder nicht, denn Max „Maxxess“ Schiefele und Erik Seifert sind bekannte Namen in der Szene, können sie doch schon auf einige CD-Veröffentlichungen zurückblicken. Dazu gesellt sich dann noch der mir bisher unbekannte Joseph Steinbuchel. Und so lässt sich dann auch der Projektname erklären, denn das dreifache S steht für die Anfangsbuchstaben der Nachnamen.

 


Für ihr Debütalbum haben sich die drei die Kalte Welt der Polarkreise ausgesucht, denn die CD nennt sich schlicht „Poles“. Titel wie „Erebus Ice Tongue“, „Shackelton Ice Shelf“ oder „Arctic Finale“ lassen die Erwartungen in die eiskalten Regionen ziehen. Aber unterkühlt geht es nicht wirklich auf der CD zu, dafür haben die drei sehr schöne, harmonische Tracks zusammengestellt, die durch Sounds, die beispielsweise an kalte Windstürme erinnern, den Bezug zum Thema bieten.

Los geht es mit „Ninty Degrees South“, bei dem dem Hörer zunächst einmal ein starker Wind aus den Boxen entgegen weht. Dazu einige zarte Soundtupfer, bei denen man zunächst an Vangelis denkt. Doch dann kommen Synthieflächen aus dem Hintergrund geflogen und die Stimmung schwebt zwischen Vangelis und Jon Serrie. Aber auch das hält nicht lang an, denn wer die Namen der beteiligten Musiker kennt, der weiß, das Max Schiefele gern in die Saiten haut und das tut er auch hier, allerdings nicht so rockbetont wie auf seinen Soloalben.

Max fügt den herrlich stimmungsvollen Harmoniebögen nach nicht ganz drei Minuten tolle, akzentuiert gesetzte E-Gitarren-Parts hinzu. Das klingt rockig und bluesig zugleich, ohne das die Stimmung dieses wunderbar dahinschwebenden Tracks zerstört wird, ganz im Gegenteil. Ab  der vierten Minute dieses elfminütigen Stückes, kommt dann auch noch ein Rhythmus hinzu, der den Track auf eine höhere Stufe hebt. Jetzt kommen stilistisch auch der Sound von Klangzauberer Erik Seifert sowie Anleihen an Musiker wie Ron Boots oder Code Indigo hinzu. Ein hypnotischer, aber sehr sanft dahinschwebender Track, der mich gefangen nimmt.

„Erebus Ice Tongue“ ist zweigeteilt, trägt es doch die Zusätze „Part One“ und „Part Two“. „Part One“ beginnt mit knisternden Geräuschen. Man hat das Gefühl als wenn man auf einen Eis brechenden Gletscher schauen würde. Dann kommen wieder atmosphärische Synthiesounds hinzu und auch Max an der Gitarre sorgt für einige Atmosounds. Auf die Flächen haben die drei dazu perlende Synthieklänge gelegt. Sobald dann aber Rhythmus und Gitarre sich ein Stelldichein geben, packt der Song den Hörer beim Schopf. Ein tolles Stück. Nach etwas mehr als sieben Minuten geht dieser Part in den zweiten, etwa sechseinhalbminütigen Part über, der jetzt einige Klangfarben erhält, die an Alan Parsons erinnern. Die Grundstimmung wird aber beibehalten, so dass beide Parts eigentlich ein Stück darstellen.

Im folgenden „Shackelton Ice Shelf“ bricht dann zu Beginn eine Eiskante von einem Gletscher krachend ab. Das klingt sehr bedrohlich und wird von einigen Tönen auf der E-Gitarre abgelöst. Max spielt diesen Part sehr melancholisch, so dass man schon eine gewisse Trauer über den Abbruch zu spüren scheint. Diese traurige Stimmung hält sich auch in dem sechsminütigen Stück.

Das zehnminütige „Mount Ellsworth“ ist dagegen wieder heller angelegt. Mit pulsierendem Rhythmus starten die drei in den Track. Dann kommen nach wenigen Momenten auch die Keyboardsounds hinzu und Erik's Stil ist wieder auszumachen. Sehr gut passt sich hier dann auch Max Gitarrenspiel an. Nach drei Minuten entwickelt sich eine hinreißende Melodie, in deren Stimmung man sich fallen lassen kann. Das ist Musik zum wegfliegen. Auch die restlichen Stücke wie das abwechslungsreiche „Pole Of Inaccessibility“, das mystische „Aurora Borealis“ und das bombastische „Arctic Finale“ können auf ganzer Linie überzeugen.

Mit „Poles“ haben die drei Musiker Schiefele, Seifert und Steinbuchel gezeigt, das sie perfekt miteinander harmonieren und in der Lage sind fesselnde, atmosphärische Musik zu machen. Eine tolle Kollaboration, deren Erstling ich nur wärmstens empfehlen kann.

Stephan Schelle, November 2011

 
   

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