Tilo Voigthaus – Private Unvestigastions
 

Tilo Voigthaus – Private Unvestigastions
Eigenvertrieb / Bandcamp (2023)
(10 Stücke, 45:48 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Tilo Voigthaus, der Mitglied des Duos Coral Cave war, produziert seit 2001 Soloalben. Diese werden von ihm nicht in physischer Form veröffentlicht, sondern über Bandcamp vertrieben. Dort finden sich zahlreiche Alben von ihm. Besonders seit 2020 ist er sehr aktiv gewesen und ist am 24.06.2023 beim E-Circus-Summer Edition live in Borgholzhausen aufgetreten. Sein aktuelles Studioalbum, das im Februar 2023 erschienen ist, trägt den Titel „Private Investigastions“.

 

 


Tilo hatte im letzten Jahr viel auf Netflix und Amazon Prime Krimiserien wie „Private Eyes“ und „Forever“ gestreamt. Das führte zu der Idee mal ein Album zu machen, bei der die Musik eine Krimifolge als roten Faden zur Grundlage hat. Die zehn Stücke auf dem Album sollen daher eine akustische Folge einer Krimiserie ergeben. Um diesen Effekt noch zu verstärken hat Tilo in einige der Stücke auch noch Geräusche wie Regen, klickende Fotoapparate, vorbeifahrende Autos oder Schritte mit eingebaut.

Es beginnt mit dem 5:52minütigen „Into The Rain“. Tilo dazu: Die beiden Detektive fahren im Dunkeln bei starkem Regen zu einem neuen Kunden. Regen prasselt und es kommt eine Rhythmus auf, der von flächigen Sounds unterlegt ist. Aus dem Off kommt dann ein Leadsynthie langsam auf und sorgt für eine wohlige Stimmung. Diese untermauert Tilo dann mit Sequenzerrhythmen. Ein klasse Beginn und eins der Highlights des Albums.

Dem folgt das 4:50minütige „Scouting“ Tilo dazu: Die Detektive übernehmen den Fall und kundschaften zunächst den Tatort aus. Sehr schwebend und ruhig beginnt das Stück, das sich im Verlauf durch einen Rhythmus und Harmonien entwickelt und in einer hell klingenden Melodie mit Glockensounds mündet. Mit Schritten leitet Tilo dann in den 4:17minütigen Track „Steps In The Dark“ ein. Tilo dazu: Plötzlich hören sie laute Schritte. Ist es ein weiteres Opfer, das vor dem Täter davonläuft? In diesem Track kommen nun deutliche Anleihen an Tangerine Dream der 80’er Jahre auf. Ein Track der bei Fans der Sequenzer orientierten Musik keine Wünsche offen lässt.

Weiter geht es mit dem 3:38minütigen „Observation“ Tilo dazu: Mit einer Kamera bewaffnet, beobachten sie die verdächtige Person. Ebenfalls ein Sequenzer orientierter Track, der darüber hinaus noch mit einem pumpenden Beat unterlegt ist.

Mit 6:08 Minuten Spielzeit ist „Chase On The Freeway“ der längste Track des Albums. Tilo dazu: Die Person bemerkt die beiden Detektive, die im Auto sitzen, und flieht die Autobahn hinunter, während die Detektive sie in ihrem Auto verfolgen. Der Beschreibung entsprechend ist dies ein recht flotter Track mit weiten Flächensounds und treibendem Rhythmus. Auch hier kommen wieder Anleihen an Tangerine Dream zum Vorschein.

Im 4:50minütigen „Escaped“ schlägt Tilo dann wieder ruhigere Töne an. Tilo dazu: Nach einer Verfolgungsjagd über 20 Meilen auf der Autobahn ist der Verdächtige plötzlich verschwunden, leider ist er entkommen! Was nun? Der Track ist sehr atmosphärisch angelegt und kommt ohne Rhythmus und Sequenzer aus. Dafür sorgt eine Pianomelodie auf flächigen Sounds für eine besinnliche Atmosphäre.  

Das 3:27minütige „The Unknown Woman At The Bar“ nimmt die Hörer dann mit in eine Baratmosphäre mit leicht jazzigem Piano und sanftem Rhythmus, die sich langsam in einen atmosphärischen Elektronikpart wandelt. Tilo dazu: Der Detektiv geht in seinem örtlichen Restaurant etwas essen, als er eine ihm unbekannte Frau an der Bar sieht. Hat sie etwas mit dem Fall zu tun? Ist sie die Frau, die vom Tatort weggelaufen ist?

Mit 2:57 Minuten kommt dann „Date In The Park“ als kürzestes Stück daher. Tilo dazu: Er hat sich mit der unbekannten Frau im Park verabredet. Kann sie ihm irgendwelche Hinweise auf den Fall geben? Eine einfache Melodie zieht sich durch den Track, der für mich der Schwächste des Albums ist.

Danach folgt das 4:42minütige „Secret Search“ Tilo dazu: Ja, sie hat ihn auf die richtige Spur gebracht. Die beiden Detektive durchsuchen nachts heimlich einige Büros mit Taschenlampen... Mit Telefongeräuschen, die einen ein wenig an Kraftwerk denken lassen, startet das Stück. Dann kommt eine sehr schöne Melodielinie auf, die einen leichten asiatischen Touch aufweist.

Den Abschluss bildet dann das 5:06minütige „Conviction“. Tilo dazu: Die Detektive haben genug Beweise gefunden, um den Täter zu überführen. Die Polizei wird den Rest erledigen! Recht mysteriös beginnt der Track, gefolgt von einer Pianomelodie, die sich wieder sehr stark im Fahrwasser von Tangerine Dream bewegt und rhythmisch unterlegt ist. Ein Stück, das eine gewisse Euphorie verströmt.

Es ist eine sehr spannende Sache mal ein Album wie eine Krimifolge einzuspielen. Ob jetzt jeder die von Tilo erdachten Szenen dabei im Kopf hat, wird jeder selbst ermitteln müssen. Die eingestreuten Geräusche unterstützen auf jeden Fall das Thema. Musikalisch geht Tilo auf „Private Investigations“ - wie auch auf seinen anderen Alben - sehr melodisch ans Werk und bewegt sich ein ums andere Mal im Fahrwasser vom Tangerine Dream-Sound der 80er Jahre.

Stephan Schelle, Juli 2023

 
   

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