Tilo Voigthaus – One Earth – One Mankind Tilo Voigthaus (ex-Coral Cave) hatte im Sommer dieses Jahres einen beachtenswerten Auftritt beim Electronic Circus Summer Edition-Festival. Am 01.10.2023 ist sein neues Studioalbum erschienen, das über Bandcamp zu bekommen ist. Es trägt den Titel „One Earth - One Mankind“ und ist, wenn man sich die heutige Weltlage ansieht, ein frommer Wunsch und leider nicht die Realität. |
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Tilo
bewegt sich musikalisch im Umfeld der Berliner Elektroniklegende Tangerine
Dream, was sich auf diesem Album aber nicht zeigt, denn hier geht er seinen
eigenen Weg und mischt dies mit Sounds der Düsseldorfer Legende. Das Album
hält acht Stücke mit Laufzeiten von 4:27 bis 10:14 Minuten Länge bereit. Mit
dem Stück „Numbers Of Mankind“ startet Tilo zunächst sehr rhythmisch
in das Album. Zu Beginn des Stückes ist Stimmgewirr zu hören und eine
Stimme ruft laut „Hey“, als die Stimmen immer lauter und durcheinander
rufen. Das kann auch der Weckruf für die Menschheit bedeuten, die endlich
mal den Kern der Probleme erkennen und nicht nur die eigenen Interessen in
den Vordergrund stellen sollte. Denn unsere Welt und unsere Zukunft kann nur
von allen gemeinsam gerettet bzw. sichergestellt werden. Dann setzt ein
stampfender Beat ein, auf den sich eine Melodielinie setzt. Hier hinein
platziert Tilo - wie bei Kraftwerk’s „Nummern“ - Zahlen, die hier aber
von unterschiedlichen Stimmen (weiblich und auch männlich) und in
unterschiedlichen Sprachen gesprochen werden. So zieht der Track über fünf
Minuten stoisch dahin, bis sich dann die Melodie/Harmonie langsam in den
Vordergrund schiebt. „Cosmopolity“
ist 4:36 Minuten lang und spielt mit Synthchören und flirrenden sowie aus
der Beatbox stammenden Rhythmen. Tilo schafft hier mit der
Aufeinanderschichtung von Rhythmen und Klängen ein umfangreiches
Klanggebilde, das schnell ins Ohr geht. Könnten so heute Kraftwerk klingen? Eine
Stimme aus dem Kontrollraum der NASA zählt zu Beginn des 8:46minütigen
„One Giant Leap For Mankind“ herunter, um dann in einen rhythmisch,
melodischen Part überzugehen. Diese Stimmsamples werden immer mal wieder in
den Track eingebaut (sie wirken durch ihr Rauschen fast wie ein Fremdkörper
in den glasklaren Sounds) und vermitteln einen spacigen Track, denn man fühlt
sich wie bei einem Weltraumtrip. Zum Ende hin bekommt der Track noch eine
Spur Pop mit auf den Weg. Asiatisches
Flair kommt dann im 4:27minütigen „Morning Mood“ auf. Hier sorgen aber
auch die eingängige Melodie und gesangliche Einschübe für eine wohlige
Atmosphäre. Mit 10:14 Minuten Spielzeit folgt dann das längste Stück des
Albums, „Sadness Of A Planet“. Wie muss sich wohl unser Planet fühlen,
wenn er ständig ausgebeutet und beschädigt wird? Futuristisch mit
mystischen Klangmotiven beginnt der Track und zeigt schon in den ersten
Momenten eine gewisse Traurigkeit. Nach etwa einer Minute kommen dann
sakrale Gesänge auf, aus denen sich dann Harmonien und ein
Schlagzeugrhythmus herausschälen. Jetzt bekommt das Stück einen
sehnsuchtsvollen Charakter. Fast
schon Kraftwerkartig geht es dann im 5:05minütigen „Fragile Earth“
weiter. Das Stück beginnt mit Sprachsamples, die rhythmisch
aneinandergestellt wurden und Ähnlichkeiten zu Kraftwerks „Boing Boom
Tschak“ aufweist und doch ganz eigen klingt. Nach gut 40 Sekunden wechselt
Tilo dann in einen sanften, Song orientierten Part. Ein sehr melodisches Stück,
das immer mal wieder von den Stimmsamples durchbrochen wird, die einen
Kontrapunkt zu der lieblichen Melodie setzen. Das
rhythmische, von Ethnosounds durchzogene „Skindeep“ und das
sanft/melodische, wieder von asiatischen Klängen durchzogene „One Earth -
One Mankind“ beenden dann das Album. Tilo
Voigthaus hat sich auf seinem neuen Album „One Earth - One Mankind“ dem
wichtigsten Thema unserer heutigen Zeit gewidmet. Herausgekommen ist trotz
des ernsten Themas aber ein sehr melodisches, schönes Werk, das gut ins Ohr
geht. Stephan Schelle, Oktober 2023 |
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