Thau - Elektra
 

Thau - Elektra
Eigenvertrieb (2015)

(
8 Stücke, 58:56 Minuten Spielzeit)

Der Überraschungssieger bei der diesjährigen Schallwelle-Preisverleihung, Bernd-Michael Land, hat zusammen mit dem Elektronikmusiker Frank Tischer das neue elektronische Musikprojekt Thau gegründet. Im Frühjahr 2015 ist dann auch gleich das erste Album unter dem Titel „Elektra“ erschienen. Bernd-Michael Land, der einiges schon unter seinem Namen veröffentlicht hat, war mir bisher nur als Aliens Project bekannt. Frank Tischer ist dagegen für mich ein neuer Name in der Szene.

 

 


Das Duo hat sieben der acht Stücke zusammen komponiert, nur das 4:44minütige „Deep Sky“ stammt alleine aus der Feder von Frank Tischer. Neben dem Opener „Korona“ das es ebenfalls auf etwas mehr als die Vier-Minuten-Marke bringt, liegen alle anderen Stücke jenseits von sieben Minuten.

Das sechsseitige Digipack (ein Booklet ist nicht enthalten) zeigt auf dem Frontcover eine Prinzessin, während die Rückseite das Taj Mahal ziert und im Innenteil – neben einem Portrait der beiden Musiker – ein Planet zu sehen ist. Diese Kombination ist zunächst verwirrend, denn ich frage mich „Welche Richtung will das Duo musikalisch einschlagen?“.

Alle Stücke sind miteinander verbunden, so dass „Elektra“ eigentlich ein einziger Longtrack mit verschiedenen Strukturen und Melodiebögen ist. In „Korona“ ziehen zunächst sanfte Synthieflächen auf. Dahinein legen die beiden einige Harmonien, die mit hellen Synthieklangfarben den Hörer in andere Sphären schicken. Das geht schon mal gut ins Ohr. Dem schließt sich „Cold River“ an, das zunächst die ruhige Gesamtstimmung des Openers übernimmt, dann aber mit sanften Sequenzerrhythmen und zarten Klangtupfern das Ohr weiter schmeicheln.

Thau haben es auf Wohlklang und Wohlbefinden des Hörers abgesehen, denn sie verzaubern mit ihren eingehenden Sounds den Hörer und verbreiten eine unglaubliche Ruhe, in die man sich fallen lassen kann. Das geht aber weit über die normalen esoterischen Klangmalereien hinaus. So zieht denn auch „The Timekeeper“ mit sanften Harmoniebögen durch den Raum, da darf dann auch mal ein kleiner jazziger Moment mit eingebaut werden.

Nach den bisherigen sehr ruhigen Tracks kommt dann in „Five Miles“ gar ein etwas kräftigerer Rhythmus auf. Darauf setzen die beiden Harmonien und Klänge, die typisch aus der traditionellen Elektronik kommen, aber dennoch in der Kombination ungewöhnlich klingen. Hier fallen mir vielleicht noch Acts wie Redshift & Co. ein, obwohl der Vergleich hinkt, denn Thau bieten hier schon einen recht eigenen Sound.

„Die Eisstadt“ wirkt durch den Wind am Anfang und die etwas experimentellere Herangehensweise schon etwas unterkühlt. Hier haben Thau dann auch einige disharmonische Klänge zusammengesetzt, was dem Stück eine eigenartige Atmosphäre beschert. Auch bei den weiteren drei Stücken bietet uns das Elektronikduo ungewöhnliche, aber doch sehr eingängige Sounds.

„Elektra“, das erste Album der neuen Elektronikformation Thau, bietet herrlich relaxte und ambiente Musik, bei der man sich komplett entspannen kann. Die Beiden Musiker haben es aber verstanden nicht in esoterische Gefilde abzudriften, daher bleibt ihre Musik auch für den Elektronikfreund spannend und macht darüber hinaus auch Spaß.

Stephan Schelle, Mai 2015

 
   

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