Terminus Void - Apeiron
Groove Unlimited (2023)
(10 Stück, 65:16 Minuten Spielzeit)

Hinter dem Projekt Terminus Void steckt der in der Nähe von Seattle (USA) lebende J. Ronald Smith. Bereits im Jahr 1983 kam er mit der elektronischen Musik in Kontakt, als er die landesweit ausgestrahlte Radiosendung Hearts Of Space von Stephen Hill für sich entdeckte. Smith war von Komponisten wie Micheal Stearns, Brian Eno, Steve Roach und dem verstorbenen Evangelos Papathanassiou, besser bekannt als Vangelis beeindruckt. 2021 gründete er dann Terminus Void und veröffentlichte im November des gleichen Jahres sein Debütalbum „Interstellar“ über Bandcamp.

 

 


Ein Jahr später erschien dann das zweite Album „Origins Unknown“ ebenfalls über Bandcamp. „Apeiron“, das am 14.10.2023 bei Groove Unlimited herausgekommen ist, stellt die erste Veröffentlichung auf einem renommierten Label dar. Es ist in einem Jewelcase mit vierseitigem Booklet erschienen, in dem sich aber nur spärliche Infos befinden. Auf dem Silberling finden sich zehn Stücke mit Laufzeiten von 4:04 bis 11:57 Minuten Spielzeit. Bis auf den Track „Transmission II“, bei dem Smith zusammen mit dem britischen multiinstrumentalen Ambient-Musiker Pat Keista agiert, wurden alle Stücke von Smith allein eingespielt.

Seine ersten beiden Alben sind mir nicht bekannt. Ron Boots, Labelinhaber von Groove Unlimited, war aber so von seiner Musik begeistert, dass er J. Ronald Smiths neues Album unbedingt veröffentlichen wollte.

Mit dem 5:08mintigen „Transmission I“ startet das Album. Dröhnende Synthies und Flächen, sowie verfremdete Sprachsamples starten in den Track und verbreiten zunächst auch eine leicht floydige Atmosphäre. Dann startet aber nach einer Minute der Sequenzer und die Sounds umschwirren nun die Gehörgänge. Harmonien kommen auf und der Track wirkt nun sehr spacig und auch ein wenig nach der niederländischen Variante. Dazu sorgt ein sanfter Schlagzeugrhythmus für eine leicht rockige Note.

Es folgt das 4:04minütige „Awakening“, das mit einem sanften Donnerhall startet. Dann kommen fiebrige, spacige Klänge auf, die wie aus dem Soundtrack zu „2001 Odyssee im Weltraum“ zu stammen scheinen. Diese Passage wirkt nun, als würde man dem Sonnenaufgang entgegensehen.

Mit sanften Klängen beginnt dann das 4:58minütige „Schwinger Effect“, das nach wenigen Momenten einen sanften Schlagzeugrhythmus bekommt. Verschiedene Harmoniebögen werden hier miteinander kombiniert und durch Einschübe von Streicherartigen Sounds kombiniert. Das ist rhythmisch und auf der anderen Seite auch recht beruhigend.

Mit weiten flächigen Sounds startet dann das 5:38minütige „Temporal Paradox“, bei dem ich mir zunächst eine weite, karge Planetenoberfläche vorstelle. Dann kommen rhythmische Elemente hinzu und der Synthesizersound wird dynamischer. Smith spielt hier zwar keine Melodien, aber durch die Schichtung der Klänge und Flächen, verbunden mit rhythmischen Elementen entsteht eine faszinierende Stimmung, in die sich dann verfremdete Stimmen mischen.

Den Kern des Albums stellt das 11:57minütige „Apeiron (Part I & II) dar. Das Stück beginnt mit sanften, spacigen Sounds, die sich recht ruhig und anmutig durch den Raum bewegen, und in die Smith dann einige rauschende Klangtupfer mischt. Nach gut vier Minuten kommt denn ein Sequenzerrhythmus auf, zu dem sich hellere Klangfarben mischen. Die Dynamik zieht ebenfalls an und sorgt nun für einen druckvollen Part mit herrlichen Harmonien. Hier kommt mir dann auch wieder die „Eindhovener Schule“ in den Sinn. Ab Minute 8:15 kommen hinreißende Harmonien auf, die von dezenten, leicht explosionsartigen Drumsounds unterstützt werden. Das hat was Fesselndes. Ein klasse Track.

Spacig geht es dann auch zunächst auf dem 6:28minütigen „Flow Over Order“ zu, das mit hinreißenden Harmonien, die eine gewisse Weite aufweisen, aufwartet. Hier kommt erstmals so richtig Vangelis-Flair (mit einer Atmo wie beim „Blade Runner“-Soundtrack) auf, die Smith mit Sequenzerrhythmen und Arpeggios kombiniert.

Das 6:48minütige „Boundless“ ist ein weiteres Highlight des Albums. Das liegt vor allem an der sehr schönen Klangauswahl sowie den sanften Harmonien, die ebenfalls eine leichte Vangelis-Note besitzen. Im Verlauf wird der Track rhythmischer und zieht einen so richtig in seinen Bann. Sehr rhythmisch präsentiert sich dann das 4:36minütige „Waiting On Infinity“.

Bei dem 6:23minütigen „Transmission II“ wirkte der Brite Pat Keista mit. Das Stück beginnt im Stile von Klaus Schulze, glänzt aber nach etwas mehr als einer halben Minute mit sehr schönen Harmonien, die sanft dahinschweben. Nach drei Minuten gesellt sich dann ein Schlagzeugrhythmus hinzu, der eine Spur Rock in den Track bringt. Jetzt sorgen leicht verzerrte Synthesizerklänge für eine tolle Atmosphäre. Zwei Synthstimmen duellieren sich darüber hinaus in diesem Track. Für mich ein weiteres Highlight des Albums.

Mit dem 8:39minütigen „Beyond Apeiron“ endet das Album. Hier spielt Smith eine sehnsuchtsvolle Melodielinie, die für wohlige Stimmung sorgt. Das hat auch eine Spur von Vangelis.

Dem US-Amerikaner J. Ronald Smith aka Terminus Void ist mit „Apeiron“ ein sehr schönes, spaciges Elektronikalbum gelungen, das vor allem ab dem fünften Track so richtig an Qualität gewinnt.

Stephan Schelle, März 2024

 
   

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