Synestem – From Spaceports
 

Synestem – From Spaceports
Eigenvertrieb (2013)
(2 Stücke, 69:13 Minuten Spielzeit)

Synestem ist das Synonym für den deutschen Elektronikmusiker Gerald Wirtz. Gerald ist mir bisher zwar noch nicht in der Szene aufgefallen, macht aber schon seit fast 20 Jahren Musik. Bisher beschäftigte er sich eher mit Studioprojekten, Sounddesign, Mixing usw. Während er in seinem Studio moderne digitale Aufnahmegeräte besitzt, besteht sein Instrumentarium aus modernen und älteren Synthies. Auch sein Sequenzer hat schon in den 80’er Jahren das Licht der Elektroden erblickt. Für seine Musik nutzt er die Geräte so, wie er es in diesem Moment für richtig hält.

 


Bisher sind die Arbeiten von Gerald noch nicht offiziell auf Tonträgern herausgekommen, so dass man quasi bei „From Spaceports“ von einem Debütalbum sprechen kann. Allerdings ist er vor 15 Jahren schon bei kleineren Gigs aufgetreten.

Das Album „From Spaceports“ besteht aus zwei Longtracks mit jeweils mehr als 30 Minuten Spielzeit. Die Titel sind mit „Side A“ und „Side B“ recht simpel gewählt, lassen dem Hörer aber genügend Spielraum sich eigene Gedanken zu machen bzw. in eigene Sphären zu tauchen.

Angefangen hat Gerald vor 20 Jahren mit Musik, die sich stark an der „Berliner Schule“ orientierte. Dass er aber auch die Musik des großen Franzosen Jean Michel Jarre liebt, das ist aus seinem Werk deutlich herauszuhören.

Los geht es mit dem 34minütgen „Side A“. Dieses beginnt mit einer weiblichen Stimme, die verkündet, dass der Start eingeleitet wurde. Dazu gibt es einige futuristische Klänge zu hören, die einen - wie aus einem Science Fiction Film entnommenen - Raumflughafen assoziieren. Das hat auch etwas nostalgisches (zum Beispiel beim Countdown) wie bei der antiquierten Weltraumserie „Raumpatrouille Orion“. Allerdings sind die Sounds alles andere als antiquiert. Kurz darauf lässt Gerald die Synthies zirpen und zischen und Thereminsounds werden dazugemischt, so wie es auch schon Jarre machte.

Gemächlich und spacig lässt Gerald die Sounds auf den Hörer los. Teils auch ohne Harmonien und Melodien, was den Eindruck einer Science Fiction Geschichte unterstreicht. Augenblicklich werden beim Hören Bilder von fernen Welten vor dem geistigen Auge projiziert und man taucht ein, in eine andere, fremde Welt. Durch die Klangskulpturen wähnt man sich in einer völlig anderen Welt. Sounds die an „Raumschiff Enterprise“ oder „Star Wars“ erinnern wehen immer mal wieder durch den Raum. Das regt die Phantasie an, hat aber über weite Strecken nichts mit melodischer Musik zu tun. Erst nach gut 13 Minuten kommen dann wieder Harmonien zum Vorschein und ich werde wieder an Jarre erinnert. Zum Ende hin wird es dann hymnisch und die Synthieflächen schieben sich unter die Haut. Das hat eine eigenartige Sogwirkung.

Der zweite Track „Side B“ bringt es dann auf 35 Minuten Spielzeit. Hier geht Gerald ähnlich vor, wie im ersten Track. Durch die Klänge hat man das Gefühl in einer Landschaft zu stehen, was durch die Tierstimmen noch unterstrichen wird. Dazu weht eine Synthiefläche im Hintergrund zu Beginn dieses Stückes. Nach zwei Minuten schält sich aber langsam eine Harmonie heraus und auch ein Rhythmus sowie Sequenzerläufe werden dem Track spendiert. Hypnotisch schreitet dieser Track langsam fort und geht durch seine Rhythmik noch mehr ins Ohr als „Side A“. Ein sehr schönes, wenn auch monoton angelegtes Stück.

Wenn man das Album „From Spaceports“ von Synestem aka Gerald Wirtz hört, fragt man sich automatisch, warum Gerald so lange mit der Veröffentlichung dieses Werkes gewartet hat. „From Spaceports“ ist ein Album, das vor dem Auge des Hörers neue, fremde Welten erschafft und mit seinen herrlichen Klanggebilden zu überzeugen weiß.

Stephan Schelle, Oktober 2013

 
   

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