Syndromeda – Inside The Mental Hospital Der belgische Elektronikmusiker Danny Budts veröffentlicht seit vielen Jahren seine elektronische Musik unter dem Namen Syndromeda. Für sein neuestes Album, das unter diesem Projektnamen im Sommer 2023 veröffentlicht wurde, hat er sich einige Musikerkollegen eingeladen. Das Album trägt den Titel „Inside The Mental Hospital“ und ist eine DoppelCDR geworden. Auf den enthaltenen 15 Tracks präsentiert er unterschiedliche Facetten der elektronischen Musik. Bei acht Stücken hat er mit acht unterschiedlichen Musikern zusammengearbeitet. Die restlichen sieben Stücke hat er allein eingespielt. |
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CD
1 beginnt mit dem von Danny allein eingespielten, 6:56minütigen Stück
„Welcome To The Asylum“. Das Stück zeigt sich sehr mystisch und
zeichnet Stimmungsbilder, die skurril und teils bedrohlich anmuten. Melodien
oder Harmonien gibt es hier eher nicht. In dem 9:29minütige „A Serious
Nervous Breakdown“, das Danny zusammen mit Bart Pilate aufgenommen hat,
wird diese Stimmung aufgenommen und im Stile von John Carpenter weitergeführt.
Es beginnt zunächst auch mit düsteren Flächen und Sounds, in die sich
dann aber eine einfache Melodielinie einfügt, die trotz der hellen
Klangmuster (einer Spieluhr ähnlich) unheilvoll klingt. Nach etwas mehr als
fünf Minuten wechselt das Ganze dann in einen Part, der mit einem
echohaften Synthsound erweitert wird. Das Stück ist sehr spannend aufgebaut
und hat was von einem Soundtrack für einen Psychothriller. Das
folgende 11:33minütige „A Huge Leap Foreward“, das wieder allein aus
Danny’s Feder stammt, beginnt mit tickenden Uhren, die sich nach wenigen
Minuten nach nun schlagenden Uhren wie der Beginn von Pink Floyds „Time“
anhören. Doch sobald nach 1:20 Minuten die Synthies einsetzen, biegt der
Track in eine andere Richtung ab. Flächige Harmonien und zirpende Synthies
sind zunächst zu hören. Der Track bekommt dann nach etwas mehr als drei
Minuten für gut drei Minuten einen rhythmischen Sequenzerpart, auf den sich
nach weiteren Momenten eine leichte Melodielinie setzt. Danach zirpen und
flirren die Synthies, die jetzt harmonisch umeinander tanzen. Das ist
richtig gut gemacht und wird alle begeistern, die auf Sequenzer orientierte
Musik stehen. Das
9:15minütige „Pills Of Pleasure“, das mit Sounds beginnt, die sich wie
fließender Strom anhören, hat Danny zusammen mit Frans Lemaire aka Micado
erstellt. Synthchöre, Melodielinie und ein angenehmer Sequenzerrhythmus
machen das Stück aus. Nach dem 7:16minütigen „Going On The Stream“, für
das Danny allein verantwortlich zeichnet und das in die britische
Elektronikmusik von Musikern wie Marc Shreeve weist, folgt dann das 11:54minütige
„There’s Always That Kind Of Chaos In My Head“, das zusammen mit
Michael Brückner entstanden ist. Flirrende Sequenzerparts/Arpeggios, auf
denen sich dann Harmonien ausbreiten, geben dem Stück ein besonderes Flair.
Ein klasse Track, der eine leicht psychedelische Note und eine hohe atmosphärische
Dichte besitzt. Den
Abschluss des ersten Silberlings bildet dann das 14:07minütige „There’s
No Way Out“, das mit einer Vocoderstimme beginnt, die einen Text spricht.
Dieser Track ist eine Zusammenarbeit mit MarcE aka Analogic Synthism.
Tropfende Klänge, Synthflächen und ein sanfter Rhythmus, der ein wenig an
den frühen Ron Boots erinnert („Rivers“ lässt grüßen) bestimmen in
den ersten gut fünf Minuten das Bild. Danach kommen pulsierende
Sequenzerrhythmen auf, in die immer wieder Klänge und Harmonien eingewoben
werden. Das klingt jetzt wie eine Mischung aus „Eindhovener Schule“ und
„Berliner Schule“. Das Ende klingt dann mystisch aus. Der
zweite Silberling hat acht weitere Stücke zu bieten und beginnt mit dem
5:52minütigen „A Delicate Equilibrium“, das Danny wieder allein
eingespielt hat. Nach mystisch rauschenden Sounds kommt nach 40 Sekunden ein
Rhythmus auf und addiert sich mit einer unheilvollen Melodielinie, die
wieder an Soundtracks von John Carpenter denken lässt. Hier kommen aber
klanglich noch weitere Sounds auf. Das kann ich mir wieder gut als
Soundtrack für einen Thriller oder einer Verfolgungsjagd vorstellen, zumal
es nach etwas mehr als vier Minuten durch einen Drumsound noch rhythmischer
wird. Das
14:57minütige „Behind The Closed Doors Of The Padded Room“ ist wieder
eine Kollaboration. Dieses
Mal mit dem Elektronikmusiker Serge Devadder. Glockenklang ähnliche Sounds
starten in den Track, der durch recht mystische Sounds weitergeführt wird.
Nach etwas mehr als einer Minute kommt im Hintergrund eine rhythmische
Harmonie auf, die von recht skurril wirkenden Sounds überdeckt wird. Diese
Sounds ziehen sich über weite Strecken des Tracks hin. Für mich ein recht
schwierig zu konsumierendes Stück. Das
10:08minütige „The Room Of Lost Dreams“ hat Danny zusammen mit Alain
Kinet eingespielt. Knisternde Klänge und ein sich langsam aus dem Off
hebender, bedrohlicher Sound eröffnen den Track. Metallische Sounds kommen
dann nach einigen Momenten auf, während es immer noch im Hintergrund
knistert. Vor meinem geistigen Auge erzeugen diese Klänge ein Szenario, das
in einer verlassenen Fabrikhalle spielt, in der ein Feuer knistert. Die
beiden folgenden Stücke, das 7:21minütige „Le Malade Imaginaire“ und
das 6:40minütige „The Clock Ceeps Ticking“ stammen wieder von Danny
Budts. Ersterer ist ein sehr schöner Track mit perlenden, hellen Synthklängen,
der im Verlauf auch wieder einen leichten Carpenter-Touch bekommt. Der
zweite Track besitzt ein Grundticken, das aber nicht gleichmäßig ist.
Dunkle, basslastige Synthstimmen werden darauf gesetzt, was sehr spannend
und auch wieder Carpenter mäßig klingt. Nach mehr als drei Minuten wird
das Ganze durch sehr schön flirrende Sequenzermuster ergänzt. Das
7:47minütige „The Reversed Anomaly“ ist mit Tom Coppens aka Hyperkube
entstanden. Hier kommen Mellotronsounds und rhythmische Elemente auf, die
sich perfekt miteinander verbinden. Das klingt alles sehr harmonisch und
melodisch und wird mit Synthchören verbunden. Mit
Didier Dewachtere aka BySenses hat Danny dann das 7:50minütige Stück
„Voices In My Head“ erstellt. Zu Beginn wirkt das Stück mysteriös,
bekommt aber nach mehr als einer Minute ein sehr schönes Rhythmusmuster,
das den Track gut nach vorn treibt. Das
letzte Wort bzw. den letzten Ton hat sich dann Danny Budts mit dem 9:37minütigen
„Fear Of What’s Coming“ vorbehalten. Ein mystischer Track, der nach
zweieinhalb Minuten einen treibenden Sequenzerrhythmus bekommt und sehr gut
zum Coverbild passt. Mit
„Inside The Mental Hospital“ hat der Belgier Danny Buts aka Syndromeda
ein sehr abwechslungsreiches Album eingespielt, bei dem acht Stücke in
Kollaboration mit anderen Musikern entstanden sind. Das reicht von
elektronischen, teils auch düsteren Stimmungsbildern hin zu melodischen und
rhythmischen Tracks und zeigt die Bandbreite der elektronischen Musik auf.
Auch wenn einem nicht jeder Track zusagt, so finden sich in den 140 Minuten
genug tolle Tracks, die die Anschaffung des Albums rechtfertigen. Stephan Schelle, Juli 2023 |
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