Stockman – Part Of The Industry
 

Stockman – Part Of The Industry
SynGate / Luna (2014)
(
8 Stücke, 60:58 Minuten Spielzeit)

Das SynGate-Label steht für elektronische Musik im Stile der „Berliner Schule“. Labelchef Kilian Schloemp-Uelhoff hat für alle anderen musikalischen Austichtungen der Elektronikmusik vor einigen Jahren das Unterlabel Luna gegründet. Hier sind zu Beginn einige sehr ambiente und experimentelle Alben herausgekommen. Das neue Werk des belgischen Elektronikmusikers Godfried Stockmans, das den Titel „Part Of The Industry“ trägt, ist wie schon der Vorgänger „Experiment 545“, das ebenfalls bei Luna erschienen ist, nicht rein experimentell und ambient, wie andere Werke des Labels.

 

 


Acht Stücke deren Laufzeiten, mit Ausnahme von zwei Stücken, jenseits der Sieben-Minuten-Marke liegen, finden sich auf dem Album. Das Cover zeigt eine Industrienalge und lässt vermuten, dass auf dem Album recht sterile und unterkühlte Klangstrukturen zu finden sind.

Auch wenn der Beginn des fast neunminütigen Openers „Monto’s Production Line“ zunächst recht unterkühlte Klänge aufweist, so kommen doch nach etwa einer Minute Melodien hervor, die sanft durch den Raum schweben. Das Klangbild wird darüber hinaus von warmen Synthiesounds bestimmt. Das klingt nicht wirklich nach einer Industrieanlage sondern überzeugt durch wunderbare Harmonien und bekommt ab ca. Minute Drei auch noch einen tollen Rhythmus, der das Stück sofort in die Gehörgänge schraubt. Irgendwie verströmt dieses Stück eine sehnsuchtsvolle Atmosphäre, in die ich mich gerne fallen lasse. Ein wunderbarer Beginn des Albums, der schon aufzeigt, in welche Richtung die Musik auf „Part Of The Industry“ geht.

Als zweites folgt das sechseinhalbminütige Titelstück, bei dem schon zu Beginn ein sehr schöner Sequenzerrhythmus aufkommt. Darauf platziert Godefried eine einfache aber eingängige Melodielinie. Durch einige Soundeffekte entsteht hier - mit dem Wissen der Thematik des Albums - aber der Eindruck, einer Fabrikatmosphäre. Im achtminütigen „Industrial Hauntings“ sind zunächst einige undefinierbare Sounds zu hören, die an eine Maschine erinnern. Sobald aber Stockman dem Stück einen treibenden, stampfenden Beat verpasst (das könnte man auch als Presswerk assoziieren), wird es tanzbar. Dem fügt er zunächst noch einige industriell klingende Rhythmusmuster hinzu. Nach gut zweieinhalb Minuten wird das Stück aber unwiderstehlich. Klangfarben, die auch an Alan Parsons erinnern und tanzbare Beats sorgen für gute Stimmung. In der Mitte des Stückes reduziert er dann aber noch mal das Klangbild um am Ende wieder in diesen unwiderstehlichen Part zu wechseln.

Es folgen mit „Brains In Overdrive“, „In Time Delivery“, „The Factory Never Sleeps“ und „No Supplies Left“ weitere melodische und rhythmische Tracks in die immer mal wieder technologisch wirkende Sounds eingestreut werden (in einigen Passagen finden sich gar Anleihen an Electropop), die das Thema des Albums unterstreichen. Als Bonus hat Stockman noch einen viereinhalbminütigen Deep Mix des Stückes „No Supplies Left“ ans Ende des Albums gestellt.

Lässt der Titel „Part Of The Industry“ eher unterkühlte und mechanische Klänge vermuten, so hat der Belgier Godefried Stockmans auf seinem neuen Album den Fokus doch mehr auf herrliche Melodien und warme Klänge gelegt. Ein sehr schönes Album, das noch so manche Runde in meinem Player drehen wird.

Stephan Schelle, November 2014

 
   

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