Steve Roach / Erik Wollo – Stream Of Thought
 

Steve Roach / Erik Wøllo – Stream Of Thought
Projekt.com (2009)
(19 Stücke, 69:49 Minuten Spielzeit)

Mit dem Amerikaner Steve Roach, der für seine ambientmäßige Spacemusik bekannt ist und dem Norweger Erik Wollø, dessen Elektronikmusik sehr fassettenreich ist, haben sich zwei alt gediente Elektronikmusiker zu einer neuen Kollaboration zusammengefunden. Beide machen bereits seit mehr als 25 Jahren Elektronikmusik und schätzen gegenseitig ihre Arbeiten sehr. Das ist auch der Grund, warum dieses gemeinsame Wirken zustande kam. Anfang 2007 haben die beiden mit ihrer Zusammenarbeit begonnen, das Album dann aber erst in 2008 zu Ende gebracht. Jetzt, Anfang 2009 erscheint ihr Werk unter dem Namen „Stream Of Thought“, n dem sie sich dem Thema der Gedankenströme widmen.

 


Der Untertitel „A Continuous Stream Of Sonic Consciousness In 19 Parts“ verrät schon, das die fast 70minütige CD in 19 Parts unterteilt ist. Die einzelnen Klangbilder bringen es dabei auf Spielzeiten zwischen 0:37 und 14:17 Minuten Länge. Zwar finden sich am Ende der Stücke Fadeouts, diese sind aber so geschickt mit den Fadeins der neuen Stücke abgestimmt, so dass die Tracks der CD nicht einzeln gesehen werden sollten, sondern die CD als Ganzes funktioniert und eine Einheit darstellt.

Während Steve Roach vor allem digitale und analoge Synthesizer benutzt, bringt sich Erik unter anderem auch mit elektrischer und akustischer Gitarre sowie Mandoline und Bass ein. Sein Saitenspiel dient aber der Atmosphärenbildung und bringt - im Gegensatz zu anderen Gitarristen, die sich ebenfalls in der Elektronik betätigen - keine Rockelemente mit in die Tracks hinein.

Wie schon oben erwähnt, erzeugen die beiden weitläufige Klangbilder, die Räume zu neuen, anderen Dimensionen öffnen. Melodieführungen findet man hier eher nicht, allerdings haben wir es auch nicht mit einer experimentellen Spielart der Elektronik zu tun, dafür ist die Musik dann doch zu homogen. Durch die sphärischen Flächen wähnt man sich mal in den Weiten amerikanischer Wüsten- oder Steppenlandschaften, mal in den eisigen Gefilden des hohen Nordens, der Heimat von Erik Wøllo, um im nächsten Moment den Eindruck zu bekommen, in einer Raumstation durch den Orbit unseres Planeten zu Reisen.

Neben recht ruhigen Passagen, in denen sich lediglich langsam die Flächen und Akkorde durch den Raum zu bewegen scheinen, finden sich dann auch rhythmische Parts wie z. B. in den Tracks 6, 7 oder 10. Gerade im zehnten Stück möchte man fast meinen, dass der Brite Ian Boddy die Rhythmussequenzen beigesteuert hat, da sie seinem Stil doch nahe kommen. Diese rhythmischen Sequenzen sorgen für Abwechslung innerhalb der sonst recht spacigen Synthie-Drones.

Wer auf elektronische Spacemusik der Marke Steve Roach steht, der kann hier bedenkenlos zugreifen. „Stream Of Thought“ bietet Ambientmusik, bei der man geistig abschalten - quasi die Gedanken frei strömen lassen kann - und in andere Sphären abgleiten kann. Die Musik ist aber nicht geeignet, um sie mal eben nebenbei zu hören, vielmehr sollte man sich ihr vollständig hingeben, so wirkt sie am besten.

Stephan Schelle, Februar 2009

 
   

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