Stephan Whitlan – Second Site Nach dem 2009’er Album „Tringulation“ und der letztjährigen Zusammenarbeit mit Ron Boots, die in der CD „Seven Days“ mündete, meldet sich Anfang 2018 der irische Elektronikmusiker Stephan Whitlan mit einem neuen Album zurück. Doch Moment, so neu sind die Stücke nicht, denn bei den Tracks auf „Second Site“ handelt es sich um Material, das bereits in die 90’er Jahre zurückgeht. Zwar sind vier der Stücke bereits bei Livekonzerten (u. a. zusammen mit Ron Boots, Harold van der Heijden und Frank Dorittke) aufgeführt worden, bisher sind diese aber noch nicht auf einem Album erschienen. |
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Auch
in den Stücken seines neuesten Outputs kommt die Fingerfertigkeit von
Stephan Whitlan seinen Tracks zu Gute. Da merkt man, dass hier ein
Profimusiker am Werk ist (beruflich ist er Kirchenorganist). Den
Opener macht wahrscheinlich das älteste Stück „Odyssey ‘93“, was ich
mal von seinem Titel ableite. Sofort macht sich dieser wunderbare Sound
breit. Die Akkorde und Klangfarben kommen einem bekannt vor, weisen sie doch
so ein bisschen in Richtung John Dyson. Und genau dieses Flair verbreitet
auch der 12minütige Track. Spinett artige Synthieklänge und wunderbare Flächen
gehen hier eine tolle Liaison ein. Nach gut zwei Minuten kommt dann noch
eine ans Herz gehende Melodie hinzu, unterstützt von Sounds, die nach einer
Bassgitarre klingen aber aus dem Synthie stammen. Hier sage ich nur: Augen
zu und in Gedanken davonfliegen. Stephan hat diesen Track sehr schön
aufgebaut, so dass keine Langeweile aufkommt. Den
Sinn vernebelnde Klangformationen lässt Whitlan dann im folgenden Stück
„Leitrim“ auf den Hörer los. Das Stück atmet die gleiche Atmosphäre
wie der Opener. Die Hauptmelodie ist vom Klang einfach betörend und sorgt für
Gänsehaut. Xylophonartige
Sounds eröffnen dann das mit fünf Minuten kürzeste Stück „... Too Much
Time“. Schnell kommen aber weitere Klangmuster auf und Whitlan schichtet
immer weitere Sounds aufeinander auf. Das hat so ein bisschen auch einen
folkloristischen Anstrich, der dem Track aber gut zu Gesicht steht. Ein sehr
fröhliches, eingängiges Stück. Und wenn man dann glaubt es gibt keine
Steigerung mehr, dann haut Whitlan mal eben ein wunderbares „Spacetime“
raus. Sequenzer treiben im Hintergrund ihr Wesen während im Vordergrund die
Melodien tanzen. Verträumt und leicht melancholisch zeigt sich dagegen
„Sad Day“. Das könnte auch gut als Soundtrack-Musik eingesetzt werden.
„Pulstrain“ und der unbetitelte Track (hier kommen dann auch gesprochene
Passagen vor) beschließen dann dieses wunderbare Album. Vor allem mit dem
letzten, fast 14minütigen Track haut er noch mal so richtig einen raus. Das
Stück ohne Namen hört sich an, als wäre es bei einem Livekonzert
mitgeschnitten worden, so mitreißend geht Stephan Whitlan hier zu Werke. Schön
das sich Stephan Whitlan entschieden hat seine bereits in den 90’er Jahren
entstandene Musik noch nachträglich zu veröffentlichen. „Second Site“
ist ein wunderbares Elektronikalbum das nicht nur in den 90’er Jahren in
den Schwingungen-Wahlen auf den vordersten Plätzen zu finden gewesen wäre,
auch heute macht es durch seine zeitlose Musik eine ausgesprochen gute
Figur. Sehr empfehlenswert. Stephan Schelle, Februar 2018 |
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