Stefan Erbe - Genesys
 

Stefan Erbe - Genesys
Erbemusic (2017)

(
12 Stücke, 64:49 Minuten Spielzeit)

Der aus Hagen stammende Elektronikmusiker Stefan Erbe gehört zu den Musikern, die man schon nach wenigen Tönen erkennt. Sein Markenzeichen sind dabei vor allem sehr rhythmische Elemente, selbst wenn es um Musik geht, die im Weltall angesiedelt ist. Als Verantwortlicher der „Sound Of Sky“-Reihe, die im Planetarium Bochum regelmäßig stattfindet, hat er auch einen nahen Bezug zu Weltraum-Motiven. 

 

 


Nach seinem letztjährigen Ausflug in die musikalische Welt des bekannten Komponisten Charles Debussy hat er nach einem Zeitraum von zehn Jahren wieder echte astromusikalische Schritte unternommen. Das Ergebnis ist das neueste Album mit dem Titel „Genesys“. Schon das Cover, das einen Astronauten zeigt, deutet auf die musikalischen Ausflüge in die Weiten des Alls hin.

Leitet man den Titel „Genesys“ vom altgriechischen Genesis (Bedeutung: Schöpfung, Entstehung, Geburt) ab, dann könnte der Titel von Erbes neuem Album auch darauf hinweisen, dass er sich musikalisch neu entfaltet. Klanglich geht Erbe dabei zu seinen Wurzeln zurück und kombiniert dies mit aktuellen Sounds und Strukturen, die er in der Neuzeit hervorgebracht hat.

Ein Dutzend Stücke hat Stefan Erbe auf sein neues Album gepackt, deren Laufzeiten zwischen 3:02 und 6:40 Minuten liegen. Mit „Open Your Eyes“ beginnt das Werk. Vielleicht sollte es auch heißen Open Your Ears, denn herrliche Stereoeffekte erklingen zu Beginn, bei denen die Sounds seitlich durch den Raum ziehen und durch eine weibliche Computerstimme (Gene) ergänzt, die einen Text spricht. Typische Erbe-Sounds mit herrlich loungigem und chilligem Charakter leiten damit in das Album ein. Dabei kann man Raumschiffe, Satelliten oder Planeten vor dem geistigen Auge vorbeiziehen sehen. Also passt der Titel dann doch wieder.

Nahtlos geht es dann mit dem perlenden „Near Zero“ weiter. Nach wenigen Momenten kommt ein knackiger, aber doch sehr akzentuiert eingesetzter Beat auf, der dem Stück Drive verleiht. Darauf setzt Stefan dann eine eingängige Melodielinie. Eine schöne Kombination. Insgesamt wirkt das Album durch die nahtlosen Übergänge - auch wenn sich die Stücke melodisch und rhythmisch voneinander unterscheiden - doch sehr kompakt.

Betörend wirkt beispielsweise „Spacedesigner“, was vor allem an der Klangstruktur liegt. Schön rhythmisch zeigt sich dann „Equivocal“ bei dem man kaum ruhig vor den Boxen sitzen kann. In diese Rhythmusmuster setzt Erbe dann seine Melodielinien. In „All The Stars“ wird es dann recht spacig, da hier Flächen aneinandergereiht bzw. aufeinandergeschichtet werden. Durch den erneuten Einsatz der Computerstimme kommt auch wieder ein futuristischer Ansatz auf. Danach erklingen Sounds, die an Vangelis erinnern und eine „Bladerunner“ artige Atmosphäre verströmen. Sehr gut gefällt mir auch „Two Become One“, das durch Melodie und Rhythmus besticht. Ein typisches Erbe-Stück.

Moderne Sequenzer-Sounds kommen dann in „Expedition Orbital“ auf. Stoisch treibt Erbe seine Rhythmen und Sounds durch die Gerätschaften um eine hypnotische Wirkung zu erzeugen. Wie ein Schnellzug fährt dann „Axis“ durch die Gehörgänge. Dieser treibende Rhythmus wird von einer sehr eingängigen Melodie begleitet. Im weiteren Verlauf kommen gar tanzbare Rhythmen auf, die man so auch in einer Disco gut verwenden könnte. Ebenso tanzbar zeigt sich „Incomplete“, das technohafte Züge aufweist. Nach dem ruhigen „End Of The Universe“ hat er mit dem herrlichen „Lightspeed“ einen richtigen Ohrwurm ans Ende der CD gestellt. Dieser letzte Track gehört für mich zu den Highlights des Albums.

Stefan Erbe hat mit „Genesys“ mal wieder ein klasse Album an den Start gebracht, dass seine klare Handschrift zeigt und doch auch neues Terrain erschließt. Vor allem die Kombination aus loungigen, chilligen Passagen und kraftvollen Beats überzeugt.

Stephan Schelle, Februar 2018

 
   

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