Stan Dart – Murinsel Volume 3
 

Stan Dart – Murinsel Volume 3
SynGate Records (2020)
(8 Stücke, 50:54 Minuten Spielzeit)

Wie so viele andere Musikschaffenden, so traf auch den aus dem österreichischen Graz stammenden Richard Hasiba aka Stan Dart die Corona-Krise. Der Lockdown war auch für ihn eine „leise“ Zeit. Er nutzte sie aber um den dritten Teil seiner „Murinsel“-Reihe einzuspielen, die er 2018 begonnen hat. Die Stücke wurden dabei auch von dieser für uns alle ungewöhnlichen und bedrückenden Zeit beeinflusst. Die CDR trägt zusätzlich den Untertitel „The Lockdown Cafe Experience“. Darüber hinaus zeugen Tracks wie „Isolation“ von dieser Situation.

 

 


Richard schreibt dazu in dem vierseitigen Booklet: März 2020: Der Virus veränderte unser aller Leben. Plötzlich konnten wir nicht mehr unbeschwert einen Kaffee trinken gehen und es war nahezu unmöglich, mit anderen Menschen in persönlichen Kontakt zu treten. Wir mussten uns zurückziehen: vom Arbeitsplatz und dem täglichen Leben. Wir mussten uns zum Schutz der Allgemeinheit in die Isolation nach Hause begeben. Das machte mein Vorhaben, neue musikalische Ideen auf der Murinsel zu sammeln, mit einem Schlag zunichte. Ich war gezwungen, auf andere Art die Inspiration für den dritten Teil meiner Chillout Serie zu finden.

Die Ruhe zu Hause wurde das dominierende Gefühl für dieses Album. Gleichzeitig wurde meine Terrasse ein Aufnahmestudio für Sounds aller Art, die wiederum als Basis für neue Songs dienten.

Die Auswirkungen dieses Rückzugs werden uns alle noch eine lange Zeit begleiten. Wenn wir daraus einen besonneneren Umgang mit anderen Menschen und der Umwelt ableiten, aber auch eine neue Freude an Musik entdecken, sind dies vielleicht die positiven Folgen der Isolation, die wir auf unseren neuen Weg mitnehmen können.

Acht Stücke mit Laufzeiten von 5:26 bis 7:30 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Silberling, von denen sechs von Stan Dart und zwei weitere in Kollaboration mit weiteren Musikern entstanden sind.

Die CDR beginnt mit dem Stück „Fading Night“, das mit einer Art Windgeräusch oder ähnlichem beginnt. Schnell kommt ein sanfter Rhythmus auf und die Geräusche wandeln sich in herrliche Flächen. Darauf setzt Richard dann eine sehr schöne Harmonie- bzw. Melodielinie, die mich unweigerlich auch an Schiller erinnert. Dieser Chillouttrack ist ein traumhafter Einstieg in das neue Album des Österreichers, bei dem man sich bildhaft vorstellen kann, wie langsam die Nacht aufzieht.

Weiter geht es mit dem 6:12minütigen „Rain“, bei dem sich Regengeräusche in die chilligen Sounds und sanften Rhythmen mengen. Auch dieser Track ist sehr melodisch angelegt und regt zum Träumen an. Vor meinem geistigen Auge sehe ich wie der Regen vor mir herabfällt, während ich es mir an einem trockenen Platz gemütlich gemacht habe.

Erneut eröffnen einige windartigen Geräusche (oder sind es gar Klänge einer befahrenen Straße) einen Track. Dieses Mal ist es das fast sechsminütige „Klang des Abends“. Dieser Track versprüht ein unglaubliches Wohlbehagen, der durch seine Sanftheit und Melodie für Gänsehaut sorgt. Man sollte sich hier in die Klänge einfach fallen lassen.

Wie der Titel schon vermuten lässt, so hat Richard in „Bird’s View“ einige Vogelstimmen in den Track eingebaut. In diesem Stück hat er dann aber den Rhythmus gegenüber den vorangegangenen Stücken leicht angezogen. Wenn dann die Leadstimme des Synthies aufkommt ist wieder Gänsehaut vorprogrammiert. Da hat Richard mal wieder eine klasse Melodielinie rausgehauen, die mit einem sehr schönen Rhythmus unterlegt ist.

„Isolation“ ist ein Track den Richard zusammen mit Stephen Sherrard geschrieben und eingespielt hat. Da sich dieses Stück nicht wesentlich vom Stil der anderen auf dem Album unterscheidet und auch keine näheren Angaben zu den Instrumenten enthalten sind, die Stephen Sherrard verwendet hat, ist sein Beitrag hier nicht erkennbar.

„Memories Of Blues“ ist wahrscheinlich an eine Stranderinnerung angelehnt, denn das Stück beginnt mit Wellenrauschen, das sich durch das ganze Stück zieht. Dazu erklingen anfangs einige Pianotupfer, woraus eine sehr ambiente Atmosphäre entsteht. Auch wenn Richard einige weitere Klänge sporadisch einfließen lässt so behält dieses Stück doch seinen ambienten Touch.

Stimmgewirr ist dann zu Beginn von „Leaving The Island“ zu hören, einem chilligen Track, der in bester „Café del Mar“-Atmosphäre gehalten ist. Den Abschluss bildet dann der einzige Song des Albums, das 7:30minütige „The Moon“, das von Petra Bonmassar, die auch schon auf dem letzten Album „Retrospective“ vertreten war, mitkomponiert und eingesungen wurde. Der Song, dessen Intro aus dem Gedicht „An den Mond“ von Johann Wolfgang von Goethe stammt (es wurden die Strophen 1 und 3 verwendet), ist ein eingängiger Popsong. Dieser erinnert in einigen Phasen auch an Schiller, trägt aber deutlich Stan Darts Handschrift. Der Song wurde zeitgleich auch als Single veröffentlicht.

Richard Hasiba hat die Zeit des Corona-Lockdowns genutzt und Material für ein neues Album eingespielt, das wieder die hohe Qualität seiner bisherigen Veröffentlichungen aufweist. Dieses Mal hat er in „Murinsel Volume 3“ keine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Graz erstellt, sondern sieben Chillout-Perlen und einen sehr eingängigen Popsong erstellt, die vom Lockdown des Frühjahres 2020 beeinflusst wurden. Ein klasse Album.

Stephan Schelle, Juli 2020

 
   

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