Stan Dart – Murinsel Volume 3 Wie so viele andere Musikschaffenden, so traf auch den aus dem österreichischen Graz stammenden Richard Hasiba aka Stan Dart die Corona-Krise. Der Lockdown war auch für ihn eine „leise“ Zeit. Er nutzte sie aber um den dritten Teil seiner „Murinsel“-Reihe einzuspielen, die er 2018 begonnen hat. Die Stücke wurden dabei auch von dieser für uns alle ungewöhnlichen und bedrückenden Zeit beeinflusst. Die CDR trägt zusätzlich den Untertitel „The Lockdown Cafe Experience“. Darüber hinaus zeugen Tracks wie „Isolation“ von dieser Situation. |
|
|||
Die
Ruhe zu Hause wurde das dominierende Gefühl für dieses Album. Gleichzeitig
wurde meine Terrasse ein Aufnahmestudio für Sounds aller Art, die wiederum
als Basis für neue Songs dienten. Die
Auswirkungen dieses Rückzugs werden uns alle noch eine lange Zeit
begleiten. Wenn wir daraus einen besonneneren Umgang mit anderen Menschen
und der Umwelt ableiten, aber auch eine neue Freude an Musik entdecken, sind
dies vielleicht die positiven Folgen der Isolation, die wir auf unseren
neuen Weg mitnehmen können. Acht
Stücke mit Laufzeiten von 5:26 bis 7:30 Minuten Spielzeit finden sich auf
dem Silberling, von denen sechs von Stan Dart und zwei weitere in
Kollaboration mit weiteren Musikern entstanden sind. Die
CDR beginnt mit dem Stück „Fading Night“, das mit einer Art Windgeräusch
oder ähnlichem beginnt. Schnell kommt ein sanfter Rhythmus auf und die Geräusche
wandeln sich in herrliche Flächen. Darauf setzt Richard dann eine sehr schöne
Harmonie- bzw. Melodielinie, die mich unweigerlich auch an Schiller
erinnert. Dieser Chillouttrack ist ein traumhafter Einstieg in das neue
Album des Österreichers, bei dem man sich bildhaft vorstellen kann, wie
langsam die Nacht aufzieht. Weiter
geht es mit dem 6:12minütigen „Rain“, bei dem sich Regengeräusche in
die chilligen Sounds und sanften Rhythmen mengen. Auch dieser Track ist sehr
melodisch angelegt und regt zum Träumen an. Vor meinem geistigen Auge sehe
ich wie der Regen vor mir herabfällt, während ich es mir an einem
trockenen Platz gemütlich gemacht habe. Erneut
eröffnen einige windartigen Geräusche (oder sind es gar Klänge einer
befahrenen Straße) einen Track. Dieses Mal ist es das fast sechsminütige
„Klang des Abends“. Dieser Track versprüht ein unglaubliches
Wohlbehagen, der durch seine Sanftheit und Melodie für Gänsehaut sorgt.
Man sollte sich hier in die Klänge einfach fallen lassen. Wie
der Titel schon vermuten lässt, so hat Richard in „Bird’s View“
einige Vogelstimmen in den Track eingebaut. In diesem Stück hat er dann
aber den Rhythmus gegenüber den vorangegangenen Stücken leicht angezogen.
Wenn dann die Leadstimme des Synthies aufkommt ist wieder Gänsehaut
vorprogrammiert. Da hat Richard mal wieder eine klasse Melodielinie
rausgehauen, die mit einem sehr schönen Rhythmus unterlegt ist. „Isolation“
ist ein Track den Richard zusammen mit Stephen Sherrard geschrieben und
eingespielt hat. Da sich dieses Stück nicht wesentlich vom Stil der anderen
auf dem Album unterscheidet und auch keine näheren Angaben zu den
Instrumenten enthalten sind, die Stephen Sherrard verwendet hat, ist sein
Beitrag hier nicht erkennbar. „Memories
Of Blues“ ist wahrscheinlich an eine Stranderinnerung angelehnt, denn das
Stück beginnt mit Wellenrauschen, das sich durch das ganze Stück zieht.
Dazu erklingen anfangs einige Pianotupfer, woraus eine sehr ambiente Atmosphäre
entsteht. Auch wenn Richard einige weitere Klänge sporadisch einfließen lässt
so behält dieses Stück doch seinen ambienten Touch. Stimmgewirr
ist dann zu Beginn von „Leaving The Island“ zu hören, einem chilligen
Track, der in bester „Café del Mar“-Atmosphäre gehalten ist. Den
Abschluss bildet dann der einzige Song des Albums, das 7:30minütige „The
Moon“, das von Petra Bonmassar, die auch schon auf dem letzten Album
„Retrospective“ vertreten war, mitkomponiert und eingesungen wurde. Der
Song, dessen Intro aus dem Gedicht „An den Mond“ von Johann Wolfgang von
Goethe stammt (es wurden die Strophen 1 und 3 verwendet), ist ein eingängiger
Popsong. Dieser erinnert in einigen Phasen auch an Schiller, trägt aber
deutlich Stan Darts Handschrift. Der Song wurde zeitgleich auch als Single
veröffentlicht. Richard
Hasiba hat die Zeit des Corona-Lockdowns genutzt und Material für ein neues
Album eingespielt, das wieder die hohe Qualität seiner bisherigen Veröffentlichungen
aufweist. Dieses Mal hat er in „Murinsel Volume 3“ keine Liebeserklärung
an seine Heimatstadt Graz erstellt, sondern sieben Chillout-Perlen und einen
sehr eingängigen Popsong erstellt, die vom Lockdown des Frühjahres 2020
beeinflusst wurden. Ein klasse Album. Stephan Schelle, Juli 2020 |
||||