Stan Dart – Murinsel Volume Six
 

Stan Dart – Murinsel Volume Six
Eigenvertrieb / bandcamp (2023)

(
7 Stücke, 39:30 Minuten Spielzeit)

Der Österreicher Richard Hasiba aka Stan Dart lässt zum Ende des Sommers 2023 seine Reihe „Murinsel“ in die sechste Runde gehen. Sein neues Werk trägt den Titel „Murinsel Volume Six“. Er hat die Summervibes, die er erlebte, in Klänge verwandelt. Auch wenn es für viele kein richtig toller Sommer war, so entschädigt doch die Musik auf diesem wundervollen Album.

 

 


In seinem Booklet schreibt er: Widersprüchlicher könnten die Zeiten gar nicht sein: nicht weit von uns führt ein Land einen verzweifelten Überlebenskampf gegen einen brutalen Aggressor und wir genießen hier das (viel zu) heiße Wetter und verdrängen die klimatischen Veränderungen um uns herum.

Und dennoch bin ich ein positiv gestimmter Mensch, der zutiefst davon überzeugt ist, dass die Menschheit sich eines Besseren besinnt und gemeinsam eine Zukunft erschaffen wird, in der wir alle einen Platz haben - egal welcher Religion wir angehören oder welche Hautfarbe wir haben. Diesen Wünschen kann man sich nur uneingeschränkt anschließen.

Zu den Stücken ist zu lesen: Ob ich nun Vögel aus nächster Nähe in ihrer natürlichen Umgebung beobachten durfte („Birds“), ob es der grandiose Anblick der Nordsee war („Open Sea“), ob ich die Perseiden („Perseids“) zum ersten Mal „live“ am Himmel erlebte, ob ich froh und dankbar über meine kleine Familie bin („Ankerplatz“) oder einfach nur auf ein paar wärmende Sonnenstrahlen wartete („Reach Out For The Sun“) - jeder dieser Momente brachte mich letztlich auf einen Song. Selbst der Ausblick aus einem Strandkorb war eine musikalische Idee wert.

Das Album ist dieses mal recht kurz und enthält sieben Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von knapp 40 Minuten. Bei den meisten der neuen Songs hat Richard bewusst einen Mittelteil eingebaut, der das Tempo zurücknimmt und dem Hörer so etwas wie eine Ruhepause beim Zuhören ermöglicht. Wie schon bei anderen Alben, so hat er auch hier derart komponiert, dass er zuerst die Titel fertig hatte (aufgrund eines Ausblicks, wenn er wo unterwegs war, oder was ihn sonst gerade im Moment inspirierte) um sich dann mit Hilfe der ebenfalls von ihm erstellten Fotos auf die Melodien zu konzentrieren.

Mit dem 5:48minütigen Stück „Birds“ startet Richard in das Album. Rauschen und entfernte Vogelstimmen sind zu hören, auf die sich dann Flächen und herrliche Harmonien legen die eine weite Landschaft vorm inneren Auge entstehen lassen. Dazu spendiert er einen sanften, im Hintergrund liegenden Rhythmus. Dem folgen dann noch romantische Pianoharmonien. Das ist einfach wohltuend und umschmeichelt die Seele.

Danach kommt der 5:15minütige Track „Natural Perspectives“. Auch hier gibt es wieder eine herrliche Melodielinie und einen sanften Rhythmus. Das ist loungig und lädt zum Träumen ein. So stelle ich mir auch einen musikalischen Spaziergang durch die Natur vor.

Mit 3:48 Minuten ist „Open Sea“ das kürzeste Stück auf dem Album. Natürlich findet sich hier zu Beginn auch Wellenrauschen. Dann legt Richard aber mit einem hinreißenden Groove und einer traumhafte Melodielinie los, so dass man gleich anfangen möchte zu Tanzen. Wo ist die nächste Strandbar?

5:23 Minuten lang wartet Richard dann auf die Sonne. „Reach Out For The Sun“ ist ein sanfter, verträumter Track, bei dem sich eine Melodielinie und Flächen umeinander bewegen. Nach gut zwei Minuten bekommt das Stück noch einige Rhythmusmuster. Insgesamt aber wieder ein Stück zum Träumen und Relaxen.

„Ankerplatz“ beginnt auch mit einer Art Wellenrauschen und es kommt eine Gesangsstimme auf, die die Melodie wie ein Instrument anstimmt (es wird kein Text gesungen). Durch die Stimme erhält der Track einen ethnischen Touch. Richard schreibt oben, dass er diesen Track aus Dankbarkeit für seine Familie geschrieben hat. Ich hatte mich bei diesem wunderbaren Stück mit seiner eingängigen Melodie gedanklich allerdings wieder direkt am Meer - vielleicht an einem Hafen - wieder gefunden.

Das 6:32minütige „Perseids“ ist dann ein sehr schöner Elektroniktrack mit einem tollen Groove. Wieder so ein Stück, bei dem man die Füße nicht still halten kann. Im Mittelteil kehrt dann ein wenig Ruhe ein, um zum Ende hin erneut rhythmisch auszuklingen.

Das 6:47minütige „Strandkorb_65“ beschließt dann das Album. Auch hier hat Richard wieder eine sehr eingängige Melodie mit einem herrlichen Groove verbunden. Das klingt in dieser Form auch ein wenig nach der Instrumentalmusik von Schiller.

Richard Hasiba aka Stan Dart hat seine sommerlichen Eindrücke in wunderbare Musik transformiert. Herausgekommen ist ein Album bei dem die Sonnenstrahlen aus dem Player förmlich heraus strahlen. Das tut der Seele einfach gut und man kann in Gedanken an den schönsten Orten verweilen.

Stephan Schelle, September 2023

 
   

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