Sequentia Legenda – The 432 Hz Berlin School Box
 

Sequentia Legenda – The 432 Hz Berlin School Box
Eigenvertrieb (2022)

(5 Stücke, 123:52 Minuten Spielzeit)

Der französische Elektronikmusiker Laurent Schieber firmiert seit Jahren unter dem Namen Sequentia Legenda. Stilistisch bewegt er sich auf seinen Alben im Umfeld der „Berliner Schule“ und dort im Speziellen mit dem Stil von Klaus Schulze. Im Jahr 2020 hat er eine DoppelCD mit dem Titel „The 432 Hz Berlin School Box“ veröffentlicht, auf dem sich vier neue Versionen älterer Stücke von ihm, sowie ein neues Stück befinden.

 

 


Bei zwei Tracks hat Laurent den Remix und das Remastering von Nicolas Picciotto vornehmen lassen. Laurent Schieber sagt zu diesem Projekt: „Für mich war es wichtig, dass meine Kompositionen mit der warmen und natürlichen 432-Hz-Frequenz in Einklang gebracht werden. Es strafft mein musikalisches Visionskontinuum als ein Teilen von Herz zu Herz. Ich füge hinzu, dass ich das Vergnügen hatte, mit Nicolas Picciotto für das Remixing und Remastering von zwei meiner früheren Tracks zusammenzuarbeiten. Ich wünsche euch ein angenehmes Zuhören auf einer Reise der Schönheit und des Friedens“.

Nicolas Picciotto erklärt: „Obwohl ich ein langjähriger Fan und Freund von Laurent Schieber bin, konnte ich es nicht fassen, dass ich gesegnet und ausgewählt wurde, zwei außergewöhnliche Tracks aus seinen unglaublichen Werken zu remixen und zu remastern. Ich hoffe, ihr werdet sie genauso genießen wie er und ich. Vielen Dank lieber Laurent für dein Vertrauen und Wohlwollen.“

Das Album beginnt mit dem 49minütigen „The Return (Long Version)“. Es ist das bisher längste Stück in der Discografie von Seqeuntia Legenda. „The Return“ stammt ursprünglich vom 2019’er Album „Over There“ und war dort 27:13 Minuten lang. Der Anfang des Stückes mit dem Laurent gedanklich in die Mitte der 80’er Jahre zurückkehrt, startet - wie im Original mit echohaften Synthieklängen. Dann setzt nach gut einer halben Minute der Sequenzer ein und man hat förmlich auf der Bank der „Berliner Schule“ Platz genommen. Sehr rhythmisch zieht der Track nun seine Bahnen und entwickelt sich langsam aber stetig. Dahinein platziert Laurent wunderbare Harmonien und Flächen. Immer weitere Sounds und Rhythmuselemente werden hinzugefügt und so entwickelt sich ein hypnotischer Track, in den man sich fallen lassen kann. Einige Passagen erinnern dabei an den Stil von Klaus Schulze. Die ersten gut 27 Minuten kann ich keinen wirklichen Unterschied zu dem Original feststellen. Dann aber führt Laurent diesen Track unweigerlich weiter, ohne dass ein Abfall im Spannungsbogen zu erkennen ist.

„Around The Second Moon“ befand sich in einer 22:44minütigen Version auf dem Album „Ethereal“. Auf dem Doppelalbum wurde das Stück von Nicolas Picciotto remixt und remastert. Er hat das Stück, das hier in der Revisited Version vorliegt, auf 14 Minuten reduziert. Insgesamt klingt der Track etwas sanfter und nicht so kantig wie im Original. Während im Original Thomas „Tommy“ Betzler Laurent am elektronischen Schlagzeug unterstützte, fehlt diese Komponente in dieser Version komplett. Obwohl mir auch diese Version gefällt, muss ich aber gestehen, dass ich das Original vorziehe.

Der zweite Silberling startet mit der einzigen Neukomposition, dem 18:26minütigen „Luminosa Veritas“. Laurent Schieber schreibt dazu im Booklet: „Bei dieser Komposition habe ich angefangen, die 432-Hz-Frequenz zu verwenden. „Luminosa Veritas“ ist den Lichtwesen gewidmet.“ Und er zitiert Albert Einstein mit den Worten:

„Was die Materie betrifft, haben wir uns geirrt. Was wir Materie genannt haben, ist Energie, deren Schwingung so weit herabgesetzt wurde, dass sie mit den Sinnen wahrnehmbar ist. Es gibt keine Materie.“

Ruhige Flächen und nach Regen klingende Sounds kommen zu Beginn des Stückes auf. Daraus entwickelt sich dann ein Sequenzerrhythmus, der zunächst noch recht repetitiv mäandert. Nach etwa zwei Minuten setzt Laurent dann herrliche weite Flächen auf diese Rhythmusstruktur. Und nach weiteren Minuten kommen Harmonien und nach zehn Minuten Synthchöre auf, mit denen der Track dann langsam ausläuft. Sie geben dem Track eine hymnische Form.

Der 24:29minütige Track „Elevation (Revisited Version)“ ist der zweite Track, der von Nicolas Picciotto remixt und remastert wurde. „Elevation“ war auf dem Album „Ethereal“ mit einer Spielzeit von 20:34 Minuten Länge. Laurent zum Stück: „Elevation“ ist der zweite Track dieses Doppelalbums, das von Nicolas Picciotto meisterhaft neu abgemischt und gemastert wurde. Diese Zusammenarbeit war in jeder Hinsicht ein reicher und intensiver Austausch. Wir haben es geschafft, unsere Herzen in Einklang zu bringen, um unsere gemeinsame Leidenschaft für präzise, harmonische und aufrichtige Musikalität zu unterstreichen.“ Das Stück beginnt, wie im Original mit recht futuristischen, unterkühlten, rauschenden Sounds. Erst langsam schleichen sich einige - zunächst noch basslastige - Klänge ein. Da flirrt es vor den Ohren wie bei einer Fata Morgana. Dann kommen aber sanfte Harmonien auf. Nach sechs Minuten wird es dann auch rhythmischer, wobei Laurent aber diesen rauschenden Sound als Unterboden beibehält. Das wirkt recht düster, auch wenn in der zweiten Hälfte Rhythmik und Harmonien zunehmen. Im Gegensatz zum Original ist das Rauschen der Synthies in dieser Version nicht so dominant und so klingt das Stück wesentlich harmonischer.

Das Doppelalbum schließt mit dem 17:57minütigen „Au Revoir (0.75 Speed Version)“ ab. Die Originalversion von „Au Revoir“ mit einer Länge von 21:55 Minuten Spielzeit ist auf dem Album „Extended“ zu finden. Dieses Stück hat Laurent seiner Mutter gewidmet. Er schreibt dazu im Booklet: „Dieser Track hat eine besondere Bedeutung, ursprünglich Edgar Froese gewidmet, ist diese neue Version meiner Mum gewidmet. Ich danke ihr. Ich entdeckte Mirage, das zeitlose Album von Klaus Schulze. Es war in ihrem Krankenhauszimmer, als ich ihr die Überraschung des Doppelalbums und seine Widmung enthüllte. Meine Mutter ging dann in Frieden in eine hellere Welt. Dieser Track wurde mit einem langsamen Tempo, einer 432-Hz-Anpassung und einer globalen Reorchestrierung neu aufgelegt.“ Das Stück beginnt etwas anders als das Original und besitzt einen etwas anderen Sequenzerrhythmus und eine leicht veränderte Tonlage. Allerdings ist der Spirit des Originals immer noch herauszuhören.

Laurent Schieber aka Sequentia Legenda hat auf seinem aktuellen Album „The 432 Hz Berlin School Box“ vier ältere Stücke in anderen Versionen sowie einen neuen, 18:26minütige Track veröffentlicht. Alle Stücke haben gemein, dass sie in der „Berliner Schule“ verortet sind und sich nach der Musik von Klaus Schulze anhören. Die Originaltracks waren schon sehr gut und wurden teils nur marginal verändert (in „Around The Second Moon“ wurde leider Tommy Betzlers Schlagzeugpart herausgenommen). Ob das für einen Erwerb reicht, wenn man die bisherigen Alben schon besitzt, muss jeder für sich entscheiden.

Stephan Schelle, Mai 2023

 
   

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