Klaus Schulze - Body Love, Audentity, Dune, Miditerranean Pad
 
 

Klaus Schulze - Wiederveröffentlichungen von „Body Love“, „Dune“, „Audentity“ und „Miditerranean Pads“
4 / 75:00, 3 / 79:53, 11 / 154:01, 3 / 71:51revisited records (2005)

Es ist Juli 2005 und die nächste Runde der Klaus Schulze Wiederveröffentlichungen ist eingeläutet. Wie schon bei den vorhergehenden Re-Releases hat revisited records wieder ganze Arbeit geleistet, denn die vier Schulze-Alben kommen wieder in herrlichen sechseitigen Digipacks mit umfangreichen Booklets und einigen Bonusstücken raus.

„Body Love“ aus dem Jahr 1977 ist Schulze’s einziger Soundtrack zu einem Pornofilm. Elektronische Musik als Untermalung für einen Pornofilm? Geht das überhaupt? Nun, ich hab den Film zwar nicht gesehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die sanfte Steigerung in der Musik auch bei der körperlichen Zweisamkeit gut funktioniert. Der Regisseur Lasse Braun hatte damals den Film „zur Musik von „Timewind“ und „Moondawn“ gedreht.“ Da Klaus für den Film 60 bis 90 Minuten im Stil von „Moondawn“ machen sollte und Lasse Braun dann die Musik über den Film mit entsprechenden Fade-outs unterbrechen wollte, wo keine Musik hin sollte, stimmte Klaus zu, da er nicht kurze Stücke zu einzelnen Szenen machen musste, sondern im gewohnten Stil komponieren konnte. Und so entstand Musik, die er auf den beiden Alben „Body Love“ und „Body Love Vol. 2“ veröffentlichte. Das Re-Release stellt das erste Album dar und enthält wunderbare hypnotische Musik im Stile von „Moondawn“. Das Album hat mit dem Stück „Stardancer“ auch gleich einen beliebten Klassiker aus Klaus Repertoire zu bieten. Aber auch „Blanche“ - nach dem Namen seiner damaligen Freundin benannt und „P.T.O.“ sind zwei herrliche Tracks. Die CD enthält als Bonus noch den fast 23minütigen Track „Lasse Braun“, der ebenfalls aus der damaligen Aufnahmesession stammt.

Im Jahr 1979 veröffentlichte Klaus sein elftes Werk mit dem Titel „Dune“. Hatte er auf dem Vorgängeralbum „X“ schon dem Schriftsteller Frank Herbert ein Stück gewidmet, so setzte er auf „Dune“ dem Roman „Dune - Der Wüstenplanet“ ein Denkmal. Kernstück der CD ist der 30minütige Titeltrack, der irgendwo zwischen Klassik, Wolfgang Tiepold ist wieder am Cello zu hören, und Experimentalmusik anzusiedeln ist. Klaus las zu diesem Zeitpunkt die drei Bände seines Lieblingswerkes „Dune“ mehrfach hintereinander. Dies inspirierte ihn zu dem Soundtrackartigen Werk. Der zweite Longtrack auf diesem Album ist „Shadows Of Ignorance“, der völlig anders klingt. Hier stehen Klaus Synthiemelodien und Sequenzerrhythmen gleichberechtigt neben den Cellokaskaden von Wolfgang Tiepold. Dazu bietet Arthur Brown (wer kennt nicht mehr seinen Welthit „Fire“ aus dem Jahr 1968?) einen unter die Haut gehenden Sprechgesang. Als Bonus gibt es hier den Livemitschnitt „Le Mans“, der aus der 79’er Dune-Tour stammt. Der 23minütige Track stellt aufgrund der begrenzten Spieldauer der CD aber nur einen Auszug aus dem viel längeren Mitschnitt dar.

1983 erschien das Doppelalbum „Audentity“ auf dem Klaus zusammen mit Rainer Bloss (Sounds, Glockenspiel), Wolfgang Tiepold (Cello) und dem Schlagzeuger Michael Shrieve gearbeitet hat. Neben dem mitreißenden Track „Cellistica“ nimmt einen das durch die Glockenklänge angereicherte „Spielglocken“ sofort gefangen. Außergewöhnlich ist die musikalische Vertonung von Georg Trakels Gedicht „Sebastian im Traum“, die wie ein Hörspiel klingt. Faszinierend ist hier aber der perlende Mittelteil. CD 2 startet mit dem fetzig perkussiven „Tango-Saty“, geht über in das ruhige „Amourage“ und schließt wieder sehr perkussiv mit „Opheylissem“ ab. Die Neuanordnung der Titel hat dem Album keinen Bruch verliehen. Als Bonusmaterial findet sich dieses Mal der ca. 60minütige unveröffentlichte Soundtrack zu dem 83’er Horrorfilm „Next Of Kin“ auf der Scheibe, der in fünf Tracks unterteilt ist. Die Musik ist die erste Fassung, die Klaus für den australischen Film gemacht hat und nicht in der Form verwendet worden. Sie ist teilweise düster, aber über weite Strecken mit einem stampfenden, ständig vorantreibenden Sequenzerrhythmus versehen.

Die letzte CD im Bunde ist die 1990 erstveröffentlichte „Miditerranean Pads“. Die CD ist wohl die perkussivste, die Klaus je gemacht hat und stellte gleich einen Wandel in der musikalischen Entwicklung von Klaus dar. Hier experimentierte er nach Herzenslust mit gesampelten Percussion und Stimmen. Klaus hat beispielsweise die Stimme seiner Frau Elfi aufgenommen um diese Sounds dann im Titeltrack per Keyboard einzuspielen. Die Musik ist sehr vielschichtig angelegt mit übereinander gelegten unterschiedlichen Rhythmus- / Percussionsamples, Flächen und Chören. Das war für die damalige Zeit neu und ungewöhnlich. Und so war es auch nicht überraschend, dass die Hardcorefans die Platte nicht unbedingt mochten und viel lieber wieder ihren „alten“ Klaus haben wollten. Die damals schon als CD erschienene und mit 70 Minuten Laufzeit fast komplett ausgenutzte Scheibe, kommt ohne Bonustitel daher. Lediglich der Opener „Decent Changes“ ist in einer knapp zwei Minuten längeren Fassung zu hören.

Fazit: Hier haben wir also wieder vier Re-Releases, auf die ein Schulze-Fan nicht verzichten kann. Auch die Freunde guter Instrumentalmusik liegen hier absolut richtig.

Stephan Schelle, August 2005

 
   

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