Schiller - Tag und Nacht
 

Schiller – Tag und Nacht
Universal (2005)

Wird die Musik von Schiller nur auf die Chart platzierten Stücke reduziert, könnte man da schon auf den Gedanken kommen, das Schiller nur für Popmusik steht. Aber das würde der Musik von Mastermind Christopher von Deylen in keinster Weise gerecht. Christopher schafft es, Elektronikmusik unter Hinzufügung von ethnischen Klängen und Elementen der Trance-, Ambient-, Chillout- und Popmusik zu einem Sound zu verschmelzen, der Fans in allen Musiklagern begeistert.

Dass die Musik nicht kühl und steril ist, hat Schiller spätestens mit dem Livealbum und der DVD „Live erleben“ bewiesen. Ende Oktober erscheint das vierte Studioalbum mit dem Titel „Tag und Nacht“. Auf der mir vorliegenden Promo sind zehn der endgültigen 18 Stücke enthalten. Neben vier Gesangsnummern und dem kurzen Ein- und Ausklang der CD finden sich noch vier Instrumentals auf der Scheibe.
 

 

 

Auf diesem Album hat Christopher wieder einige bekannte Musiker wie zum Beispiel Thomas D (Fantastischen Vier), Moya Brennan (Clannad) und Mike Oldfield für seine Produktion gewinnen können. Apropos Mike Oldfield. Interessant ist die Namensähnlichkeit des Schilleralbums „Tag und Nacht“ mit dem von Mike Oldfield betitelten „Light + Shade“. Nachdem Christopher auf dem Oldfield-Stück „Nightshade“ mitwirkte, revanchierte sich Mike und verziert den Track „Morgentau“ mit seiner unverkennbaren Gitarre. Obwohl ich sagen muss, dass mir „Nightshade“ besser gefällt. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass Mike auf der Schiller- und Christopher auf der Oldfield-Scheibe jeweils dominanter klingen. Hier sollte man die Zusammenarbeit auf dem jeweils anderen Album wohl deutlich hören.

Schiller-Alben fangen immer mit den Stücken „Der Anfang“ oder „Willkommen“ an, bei denen Ambientklänge präsentiert werden, auf denen dann Franziska Pigulla, besser bekannt als deutsche Stimme von Scully, den Hörer begrüßt. Dann kommt die drei Töne umfassende Tonfolge, bei der man sofort weiß: „Ich bin zu Hause, in der Welt von Schiller“. Bei „Tag und Nacht“ irritiert als erstes, dass den Eingangstext eine tiefe männliche Stimme spricht, jedoch sagt den letzten Satz Franziska, ihr einziger Einsatz auf der CD.

Das folgende „Nachtflug“ ist ein chilliger Track, der durch die weibliche Gesangsstimme einen asiatischen Flair bekommt. Rhythmus, Flächen und Melodie sind, wie auch auf den meisten anderen Stücken wieder Schiller-typisch. Der Bass von Thissy Thiers kommt hier streckenweise gut zur Geltung. Das auch als Single ausgekoppelte „Die Nacht … Du bist nicht allein“ wird von Thomas D. in seinem typischen Sprechgesang vorgetragen. Das ist was Neues für Schiller und klingt hervorragend zur Musik. Die Kombination des Sprechgesangs und die zarte weibliche Stimme, die den Refrain singt, ist eine Gänsehaut treibende Kombination.

Streicher eröffnen die „Jahresringe“ und diese herrliche Melodie, die Fernweh bei mir auslöst startet. Rhythmus und Melodie nehmen sofort gefangen. Kim Sanders, die bereits bei den vorhergehenden Produktionen dabei war, singt auf dem neuen Album mit „I Know“ wieder einen Titel, der unter die Haut geht. Bei „Feuerwerk“ wird es dann wieder sehr asiatisch. Diesem Stück verleiht aber gerade die Perkussion/Schlagzeugarbeit von Gary Wallis, der ja schon mit Pink Floyd unterwegs war, einen gnadenlosen Drive. Auch Thissy Thiers am Bass, Mickey Meinert an der Gitarre und Christoph Papendiek an den Keyboards, der auch schon mit Jarre zusammenarbeitete, sind wieder mit von der Partie. Dem Stück „Miles And Miles“ verleiht die Sängerin Moya Brennan von der Band Clannad eine mystische Komponente. Diese zarte Stimme bringt damit einen Hauch keltischer Romantik in den Song. Auf „Sleepy Storm“ singt die junge, aus Bremen stammende Jette von Roth in einer Weise, die leichte Anflüge von Björk (allerdings die sanfte Version) aufweist. In diesem Song kommt beim Refrain eine Melodie auf, die an das Kinderlied „Alle meine Entchen“ erinnert. Die Melodie wird allerdings in einer versetzten Stimmlage präsentiert, man muss schon genau hinhören um es zu erkennen.

Das sehr intensive Album „Tag und Nacht“ besticht neben den tollen Melodien vor allem auch wieder durch seine klangtechnisch perfekte Produktion. Der Sound umklammert einen förmlich. Auch dieses neue Werk von Schiller weiß den Hörer bedingungslos zu fesseln. Für mich ein absolutes Topalbum, auch wenn sich der Stil über die Alben hinweg kaum verändert hat. Aber Christopher hat einen Sound entwickelt, der einen hohen Wiedererkennungswert hat.

Stephan Schelle, September 2005

 
   

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