Schiller - Sonne
 

Schiller - Sonne
Universal / Island (2012)
(Normalversion: 16 Stücke, 73:15 Minuten Spielzeit + 1 DVD)
Super Deluxe Edition: 29 Stücke, 141:37 Minuten Spielzeit + 2 DVD)

Zwei Jahre sind seit dem letzten Schiller-Studioalbum „Atemlos“ vergangen. Am 05.10.2012 erscheint endlich das siebte Studiowerk mit dem Titel „Sonne“. In der Zwischenzeit war Christopher von Deylen, Mastermind des erfolgreichen Musikprojektes, aber nicht untätig, hat er doch neben der „Atemlos“-Tour (erschienen als „Lichtblicke“) auch noch eine rein elektronische Konzertreihe unter dem Motto „Klangwelten“ absolviert. Das neue Album erscheint - wie bei Schiller üblich - in einer sehr opulenten Form und bietet wieder tolle Musik in klanglich hoher Qualität.

 


Zur ersten Besprechung liegt mir eine CD mit 18 Hörproben vor (gut je dreiminütige Kostproben der Stücke), aus denen man aber schon sehr schön erkennen kann, wie sich das neue Werk von Schiller darstellt. „Sonne“ ist unserem Lebensspendenden Stern gewidmet, der mit unglaublicher Kraft alles in und um uns herum erst existieren lässt. Und kraftvoll geht es auf dem neuen Schiller-Album ebenfalls zu, denn Christopher hat seinen typischen Sound um wahrlich unwiderstehliche und Energie geladene Rhythmen ergänzt. Neben den zahlreichen Instrumentalstücken finden sich auch wieder reichlich gesungene Stücke von den unterschiedlichsten Interpreten auf den beiden Silberlingen. Darunter sind unbekannte Sängerinnen und Sänger wie zum Beispiel die aus den USA stammende Meredith Call oder Sänger Tim Brownlow. Aber auch bekannte Namen sind zu finden, wie etwa Unheilig (hierzu muss man ja nun wirklich nichts mehr sagen), Kate Havnevik (sie ist vom Album „Atemlos“ bekannt) oder Andrea Corr (von The Corrs).

Wunderbare Instrumentals wie etwa das schwebende „Solaris“, zu dem es auch noch ein Video auf der DVD gibt, das in Zeitlupenbildern Christopher sowie eine weibliche Person zeigen, die im Sprung quasi durch den Song schweben, finden sich auf dem neuen Werk. Durch den Cello-Sound kommt bei diesem Stück eine gewisse wehmütige Stimmung auf. Da ist das Instrumental „Kon-Tiki“ schon aus ganz anderem Holz geschnitzt, denn es zeigt einen unwiderstehlichen Rhythmus, bei dem der Sequenzer und die Schlagzeugsounds eine perfekte Symbiose eingehen. Dazu gibt es noch eine eingängige, Gänsehaut treibende Melodielinie. Das ist Gute-Laune-Musik der besten Art.

Das Titelstück wird vom Graf (Unheilig) gesungen und verbindet den Gothic-Pop der derzeit erfolgreichsten Band Deutschlands mit dem Elektronik-Pop von Schiller in perfekter Form. Der Song klingt, als wenn er so und nicht anders hätte sein müssen. Ein Top-Track, der sicherlich die Charts stürmen wird.

„Mitternacht“ ist ein treibender Instrumentaltrack, der durch seinen kontinuierlichen Rhythmus wie eine Dampflok durch die Nacht fährt. Und in „Berlin-Moskau“ treffen Sequenzer im Stile der „Berliner Schule“ auf pumpende Beats. Ein mystischer Track. „Morgenrot“ bietet fernöstliche Stimmungen, die vor allem durch die Perkussion und die flötenähnlichen Klänge hervorgerufen werden. Dazu bietet Christopher ebenfalls einen unwiderstehlichen Rhythmus. Das geht sofort ins Ohr. Wie eine Reise zu den fernsten Sternen, so wirkt „Sonnenwelten“, ein weiterer Instrumentaltrack, der im Laufe seiner Spielzeit an Volumen gewinnt und in den man sich fallen lassen kann, spätestens wenn die E-Gitarre die Oberhand gewinnt.

Die norwegische Sängerin Kate Havnevik hatte bereits auf „Atemlos“ ihren erfolgreichen Einsatz und zeigt auch auf dem neuen Album, welch einfühlsame Stimme sie hat. Das kann sie unter anderem in „Hallucinating Beauty“, einem getragenen, aber trotzdem druckvollen Song beweisen. Der absolute Knaller kommt aber mit dem Stück „Velvet Aeroplane“, das neben ihrer zarten Stimme einen unglaublichen Rhythmus aufweist. Es ist fast unbeschreiblich, wie sich dieser gut strukturierte Rhythmus zusammensetzt. Da finden sich pumpende Beats und asiatisch anmutende Perkussion (so als würden Hölzer geschlagen) in perfekter Kombination nebeneinander.


Super Deluxe Edition

Eine - zumindest für mich - neue Stimme hat Christopher mit der Amerikanerin Meredith Call entdeckt, die ebenfalls sofort unter die Haut geht. Das von ihr gesungene „Epic Shores“ geht direkt ins Hirn. Und wenn dann der pumpende, heftige Beat einsetzt, dann bleibt kein Körperteil ruhig. Das ist Musik für die Tanzflächen, die überquellen, sobald das Stück gespielt wird. Dieses Stück - wie so viele andere des Albums - muss man bei voller Lautstärke hören, dann haut es einen förmlich um. Aber Vorsicht - nicht im Auto abspielen, das könnte die Konzentration auf den Verkehr erheblich mindern. Den Song „The Silence“ macht Meredith darüber hinaus zu einer eindringlichen und fesselnden Pop-Nummer.

Wem der Name Adam Young nichts sagt, dem sollte aber zumindest seine Stimme sofort bekannt vorkommen, hatte er doch als Owl City mit dem Song „Firefly“ einen Hit am Start. Seine klare und eindringliche Stimme verbindet sich mit der eingängigen Musik von Schiller in dem Song „Alive“ perfekt. Auch ein Song, der als Single zum Hit werden könnte. Ein wenig Chanson-Atmosphäre kommt dann mit dem Stück „Soleil De Nuit“ auf, das von Pierre Maubouché in einer Art Sprechgesang interpretiert wird.

Und noch so eine neue Stimme hat Christopher mit dem Sänger Tim Brownlow entdeckt. Der Song „Energy“ bekommt vom Klangbild und der Interpretation Tim’s so eine Spur von „Let It Rise“, das auf „Atemlos“ von Midge Ure gesungen wurde. Dieser Song trägt den Spirit des Electropop bzw. Wave der 80’er Jahre in sich, ohne verstaubt zu wirken. Dazu bietet Christopher wieder einen ausgefeilten Rhythmus, der sehr diffizil ausgearbeitet ist.

Das Stück „Pale Blue Eyes“ ist ein Song vom letzten Soloalbum der aus Irland stammenden Sängerin und Musikerin Andrea Corr, auf dem sie den Velvet Underground-Song neu interpretiert hat. War das Lied in der Version von Andrea schon ein Gänsehaut erzeugendes Stück, das vor allem durch ihre wunderbare Stimme getragen wird, so ist Schiller’s Remix noch einmal eine Steigerung. Ursprünglich nur als Remix für Andrea Corr gedacht, hat Christopher zum Glück diesen wunderbaren Titel auf sein Album bringen können, denn der Song / Remix ist eine wahre Popperle. Statt der ursprünglichen Instrumentierung hat Christopher dem Titel eine Pianomelodie und wunderbare Flächen spendiert. Damit hat der Song noch seine ursprüngliche Ausstrahlung, schiebt sich aber direkt unter die Haut. Das liegt vor allem an der Kombination aus Schiller-typischen Sounds und der wunderbaren Stimme von Andrea Corr, die somit noch mehr zur Geltung kommt. Von dieser Kombination wünsche ich mir mehr. Ein Hammer, der zu den zahlreichen Highlights des Albums gehört.

Die Stücke haben einen ungeheuren Druck, bei dem ich sehr gespannt auf die Liveumsetzung bin, denn da werden sie unglaublich abgehen, das kann man schon in den Studioversionen hören. Und auch Christopher brennt schon darauf die Titel im November und Dezember dieses Jahres auf die Bühne zu bringen, das war am offiziellen Pressetermin im August deutlich zu spüren. Seine Augen leuchteten förmlich bei der Frage nach den Liveinterpretationen.


Ultra Deluxe Edition

Das neue Werk wird, wie auch schon die vorhergehenden Alben, in verschiedenen Versionen herauskommen. Als DoppelCD, in der Deluxe Edition mit einer CD (Highlights des Albums plus DVD mit dem Klangwelten-Konzert), in der Super Deluxe Edition als DoppelCD mit zwei DVDs im Hardcover-Buch (DVD 2 enthält noch einen Auftritt im Rahmen der Clubwelten-Gigs) und der auf 2.500 Exemplare limitierten Ultra Deluxe Edition, die aus der Super Deluxe Edition besteht, eine weitere exklusive CD mit dem Titel „Sonnenwelten“ enthält und in einem handsignierten Leinwandruck verpackt ist. Außerdem erscheint eine Vinylausgabe in Form einer DoppelLP, auf der die Highlights des Albums enthalten sind und auch als Download ist das Werk bei ITunes zu bekommen. Klarer Favorit ist hier aber die Ultra Deluxe Edition, die in der Amazon-Version zusätzlich eine Eintrittskarte für den Secret-Gig am 18.11.2012 (quasi den Startschuss zur Tournee) enthält.

„Sonne“ ist ein sensationelles Album geworden, bei dem sich das Warten gelohnt hat. Vor allem in der tollen Aufmachung als Deluxe- oder Ultra Deluxe Edition bekommt man eine Menge für sein Geld geboten. Christopher ist es mal wieder gelungen seinen typischen Stil mit neuen Elementen zu verbinden (man höre sich nur den Rhythmus von „Velvet Aeroplane“ an) und das auf klanglich höchstem Niveau. Da bleibt eigentlich nur ein Wunsch offen: das Album hätte ich mir noch in der DTS 5.1-Version in dem Package gewünscht, aber das ist wirklich „Jammern auf hohem Niveau“. „Sonne“ ist ein Album, das man blind kaufen kann, da es nur so vor herrlichen Melodien und atemberaubenden Rhythmen strotzt. Hohe Empfehlungsstufe - Achtung Suchtgefahr !!!!

Stephan Schelle, August 2012

 
   

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