Schiller - Erleben CD
 

Schiller - Live Erleben
Universal (2004)
12 / 60:43

Wir schreiben Ende August 2005 und ich schlendere so durch ein Kaufhaus. Da erblicke ich eine günstige SchillerCD und denke, o.k. die "Leben" hast du noch nicht und kaufe sie. Im Auto lege ich dann das Teil ein und wundere mich plötzlich, denn die CD beginnt mit Applaus und nach dem Intro kommt das Stück "Schiller". "Mist" denke ich, "da hast du eine falsche CD gekauft".

Doch nach wenigen Minuten merke ich, was für eine Kraft in dieser CD steckt. Nie hätte ich gedacht, das dieses Projekt live so explodieren kann. Um es schon mal vorweg zu nehmen, das Teil dreht derzeit reichlich Runden in meinem Player und ich bin quasi süchtig nach diesem Sound.
 

 

 

Woran liegt das aber, dass mir diese CD so unter die Haut geht? Nun, die Songs von Schiller sind eine Mischung aus Pop, House, Neo-Prog, Rock, Ambient, Elektronik, Soul und Weltmusik (hab ich noch was vergessen?). Irgendwie schafft es der Mastermind, Christopher von Deylen (Mirko von Schlieffen gehört nicht mehr zum Projekt), diese unterschiedlichen Elemente so zu vermengen, dass sie eine große Anzahl an Hörern anspricht, egal aus welchem Lager sie auch kommen.

Nun hatte ich nicht erwartet, dass dieses Projekt live großartig in Erscheinung tritt, aber da habe ich mich gründlich getäuscht. Christopher hat eine Reihe von Vollblutmusikern um sich geschart, die den Stücken live eine gehörige Portion Leben einhaucht und so passt der Titel auch recht gut. Die Liveband besteht aus Christopher von Deylen (Synthesizer), Christopher Papendieck (ebenfalls Synthesizer und Vocoder), Mickey Meinert (Akustische und elektrische Gitarre), Tissy Thiers (Bass) und Gary Wallis (Schlagzeug). Mickey spielt eine tolle Gitarre, die mal sphärisch ("Einklang"), dann funky (z. B. bei "Sommerregen", "Distance" und "Dream Of You"), floydig ("Schiller") und auch rockig ("Zukunft") klingt. Auch Tissy Thiers (er war früher bei Randy Pie und Moti Special) Bassspiel tut der Produktion merklich gut und bei dem Stück "Einklang" klingt sein Bass glatt nach dem alten Hit "Lovemachine" von Supermax.

Aber vor allem die unwiderstehliche Rhythmusarbeit von Gary Wallis, der bereits bei der Pink Floyd-Tour "Pulse" für den nötigen Druck gesorgt hat, hebt diese Scheibe noch einmal um einiges an. In "Zukunft" knallt er uns das erste Mal so richtig was vor den Bug und leistet sich mit Mickey ein wahres Duell, das einem vor Freude schwindlig wird.

Die Gesangsparts übernehmen u. a. natürlich wieder Peter Heppner, dessen Stimme einen hohen Wiedererkennungswert hat und Anke Hachfeld (aka Milu von Mila Mar), deren "Liebe" bei mir starke Gefühle auslöst, die mich in die Boxen springen lassen wollen. "The Smile" wird im Original von Sarah Brightman gesungen, hier jedoch singt Christopher Papendieck mit einer Vocoder verzerrten Stimme. Auch so klingt der Titel gut. Und dann darf natürlich nicht die tempramentvolle Kim Sanders fehlen, die das Publikum jederzeit im Griff hat. Da die Sängerin Maya Saban nicht live dabei war wird das Stück "I've Seen It All" von Kim Sanders gesungen. Sie interpretiert das Stück mit einer derartigen Energie, die mich in Trance versetzt und mir Freudentränen in die Augen drückt. Mit ihren Zwischenrufen packt sie mich förmlich direkt am Herz. Klingt komisch? Ist aber so. Das Stück ist der absolute Hammer und ich frage mich (sorry Maya), warum hat Kim das nicht schon in der Studioversion gesungen? Im Auto habe ich dann das Stück sechsmal hintereinander hören müssen und ich krieg immer noch nicht genug davon.

Mitgeschnitten wurde diese Aufnahme übrigens beim Konzert in Düsseldorf am 22.04.2004. Auch die Toningenieure haben hier ganze Arbeit geleistet denn der Klang ist 1 A und man hat trotzdem die Liveatmosphäre des Publikums mit eingefangen. Hört euch nur mal "I've Seen It All" an.

Ich bin froh, das ich diese CD noch durch Zufall für mich entdeckt habe, denn sie ist ein absolutes Muss für alle Musikliebhaber, egal welche Musikrichtung sie bevorzugen!!!!!! Seit ich die CD höre, gehen mir die Stücke nicht mehr aus dem Kopf und das will was heißen, denn ich höre ständig (unterschiedlichste) Musik.

Stephan Schelle, September 2005

 
   

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