Sampler – Spheric Music - Silver
 

Sampler – Spheric Music - Silver
Spheric Music / H‘Art (2016)

(
10 Stücke, 59:49 Minuten Spielzeit)

Wie die Zeit vergeht erkennt man an seinen heranwachsenden Kindern oder an Geburtstagen oder Jubiläen. Spheric Music, das Label des Essener Elektronikmusikers Lambert Ringlage feiert dieser Tage ein silbernes Jubiläum, denn im Jahr 1991, vor 25 Jahren gründete Lambert dieses. Was zunächst als Label für die eigenen Veröffentlichungen gedacht war, mauserte sich schon nach einiger Zeit zu einem kleinen Unternehmen, das auch anderen Musikern die Möglichkeit bot, ihre Musik einem größeren Publikum zu offenbaren.

 

 


Das Jubiläum feiert Lambert mit einem Sampler, auf dem acht Elektronikmusiker jeweils ein bisher unveröffentlichtes Stück zur Verfügung stellten. Daneben findet sich noch ein Stück von Klaus Schulze’s mittlerweile vergriffenen Box „Contemporary Works Vol. 1“ sowie ein von Lambert selbst eingespieltes Stück, das auch gleichzeitig den Titel des Albums darstellt.

Lambert hat einen musikalischen Blumenstrauß zusammengestellt, der zehn unterschiedliche Elektronikmusiker vereint. Folgende Musiker sind vertreten:

Joel Fajerman – Late Evening
Robert Schroeder - AtmoSPHERIC
Klangwelt - Starlight
Axess – Edison’s Legacy
Vanderson – Ambient Garden
Rudolf Heimann – In hellem Blau
Mesmerised– Room Caught In A State Of Longing
Bertrand Loreau - Art Of The Sound Part 3
Klaus Schulze – The Breeze
Lambert - Silver

Sehr melodisch mit einem Hauch von französischem Charme in einer Mischung aus Jarre und Soundtrackmusik der Marke „Bilitis“ & Co. beginnt der Sampler mit Musik von Joel Fajerman. Ein sehr romantischer Einstieg in die CD. Dem folgen dann surreale Klanggebilde, die nach wenigen Momenten in einen loungigen Sound mit sanftem Rhythmus übergehen von Robert Schroeder im Titel „AtmoSPHERIC“. Nach weiteren Momenten schält sich dann ein Sound heraus, der so typisch ist für Robert Schroeder. Auch der Rhythmus zieht jetzt an und es wird eine Spur rockiger. Kein anderer bekommt diesen magischen Sound hin.

Klangwelt aka Gerald Arend bietet mit „Starllight“ ein melodisch/rhythmisches Stück, das nahtlos an seine herrlichen drei Alben, die er zu Beginn des neuen Jahrtausends herausgebracht hat, anschließt. In das Stück hat er dann auch noch eine Vocoder verfremdete Sprachpassage eingebaut, mit der er in Richtung Kraftwerk schielt. Man fragt sich bei diesem Track, wann es mal wieder ein komplettes Album von ihm geben wird, denn die Musik ist wirklich klasse.

Axel Stupplich aka Axess und Mitglied von Pyramid Peak hat das fast zehnminütige Stück „Edison’s Legacy“ beigesteuert. Mit schwebenden Flächen beginnt es, um nach einer Minute von warmen Percussion einen ethnischen Anstrich zu bekommen. Darauf setzt Axel dann streckenweise eine liebliche Melodie. Nach ca. der Hälfte wird aus einem treibenden Rhythmusmuster dann ein ganz anderer Track, denn der Sequenzer gesellt sich nun hinzu und es entwickelt sich ein Stück, das immer mehr an Fahrt aufnimmt und somit in bester Manier nach Axess bzw. Pyramid Peak klingt.

Mit wundervollen Harmonien, die teils mit Echo verziert sind, glänzt das Stück des polnischen Elektronikmusiker Maciej Wiezchowski, der als Vanderson firmiert. Das ist ambient und bekommt durch Sequenzen im zweiten Part noch eine ganz besondere Note. Der aus der Nähe von Iserlohn beheimatete Rudolf Heimann bietet einen rockigen Track mit sakralen Chören, die im Kontrast zum Schlagzeugrhythmus und der akustischen Gitarre stehen. Ein klasse Track, der recht mediterran rüberkommt.

Mesmerised (aka Chrstian Schimmöller, aka Palantir) bietet auf seinem Beitrag weite Klangflächen, die hymnisch durch den Raum ziehen. Schimmöller legt bei seinen Produktionen immer großen Wert auf einen glasklaren Klang und das merkt man auch seinem Stück an. Das Ganze entwickelt sich langsam und hat für mich auch etwas von Soundtrack. Es ist erstaunlich mit wie wenig Sounds und eher stoischem Rhythmus er ein fesselndes Stück zaubert.

Der zweite Franzose auf dem Album ist Bertrand Loreau, ein guter Bekannter, hat er doch schon einige Alben bei Spheric Music veröffentlicht. Die ersten gut anderthalb Minuten sind etwas sperrig, da Loreau hier eher experimentell zu Werke geht. Aber dann startet der Sequenzer und verbreitet bestes „Berliner Schule“-Flair. Passend folgt darauf ein Titel vom Großmeister Klaus Schulze. Das Stück „The Breeze“ stammt von der CD „Adds & Edits“ des 10-CD-Boxsets „Contemporary Works“, das in 2000 veröffentlicht wurde und mittlerweile vergriffen ist. Schulze bietet hier ein treibendes, sehr ethnisch wirkendes 5:32minütiges Stück. Als weiterer Musiker ist Thomas Kagermann auf der Produktion zu hören.

Den Schluss hat Lambert sich selbst vorbehalten und beschließt das Album mit dem eigens komponierten Titelstück. Sehr poppig kommt das Stück rüber. Das klingt wie ein Mischung aus Tangerine Dream und einer gehörigen Prise elektronischer Popmusik der 80’er Jahre. Einige Melodiefragmente kommen mir da doch aus dem Popbereich recht bekannt vor.

Lambert Ringlage hat mit dem Sampler „Silver“ den Freunden der elektronischen Musik ein schönes Geschenk zum 25jährigen Bestehen seines Labels zusammengestellt (auch wenn man es käuflich erwerben muss). Die Stücke zeigen eine gewisse Bandbreite der elektronischen Musik, darunter auch einige Künstler, die bei Spheric Music veröffentlichen. Da das meiste unveröffentlicht ist, eine tolle Sache.

Stephan Schelle, November 2016

 
   

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