Sampler - Café de Luna
 

Sampler – Café de Luna Chill Out In Paradise
PRUDENCE 398.6689.2, 2004

Dieser neue PRUDENCE-Sampler ist bereits der zweite Teil der Café de Luna-Reihe und zeigt auf dem Cover eine mediterrane Abendlandschaft. Dem Cover entsprechend beginnt die CD mit einem akustischen Wüstenwind, der dem Hörer um die Ohren fegt. Dazu gesellen sich ethnische Gesangsstrukturen, die an den vorderen Orient erinnern. So beginnt der erste Track Voices In The Wind von Bernd Scholl. Der Eingangssong zeigt auch gleich die lockere, entspannte Stimmung, die sich über die komplette CD verbreitet.

Die insgesamt 14 Stücke mit Laufzeiten zwischen 2:55 und 6:33 Minuten Länge stellen für fast 70 Minuten einen Ausstieg aus der Realität dar, denn sie bieten dem Hörer die Möglichkeit gedanklich einfach abzuheben.
 

 

 

14 unterschiedliche Künstler/Gruppen des Labels wie zum Beispiel Alquimia, Potsch Potschka, Gleisberg oder Marcator sorgen mit bekannten oder aber bisher unveröffentlichten Stücken für diese Atmosphäre. Daher ist die CD sowohl für Einsteiger in die Szene aber auch für diejenigen, die einfach nur Musik zum relaxen suchen bestens geeignet. Besondere Highlights stellen vor allem die unveröffentlichten Titel dar, die auch Fans des Genres aufhorchen lassen.

Vor allem drei Titel möchte ich hier erwähnen. Da wäre zum einen der von Rüdiger Gleisberg in Zusammenarbeit mit Carsten Agthe gespielte Track Shiva OM Café, der einen asiatischen Touch und eine liebliche Melodie aufweist. Nach der beginnenden Dominanz der Perkussion und den darüber schwebenden Keyboardflächen übernimmt das von Rüdiger gespielte Piano die Oberhand. Ein sehr wohltuender Track, der auf diesem Silberling erstmals das Licht des Lasers erblickt.

Peter Mergener, der durch seine Soloalben sowie die Alben mit Software bekannt ist, hat über Jahre hinweg einen eignen Stil entwickelt, den man sofort heraushört. Für diesen Sampler steuerte er den bisher unveröffentlichten Titel Electronic Billiard Café bei, der so gar nicht nach Peter klingt. Gleich zu Beginn des Stückes betritt man dieses Billard Café durch die akustischen Samples und wird von den ersten Keyboardflächen hineingetragen. Es setzt eine Rhythmusbegleitung (ist das ein Rumba?) ein, den Peter aus einem alten Rhythmuscomputer herausgeholt hat - ähnlich den Rhythmusbegleitungen der Hammondorgeln. Dabei bleibt es aber nicht, denn es werden auch noch weitere Bassdrumsamples beigemischt und ein Clubsound erklingt. Das hat wirklich ein unwiderstehliches Flair. Ein wenig Easy Listening klingt da durch, was aber nicht abwertend gemeint ist. Einen derartigen Sound hätte ich nicht von Peter erwartet. Das Stück soll laut Peter’s Aussage auf der nächsten Mergener-CD erscheinen. Wenn alles klappt, wird die CD noch im April 2004 erscheinen. Sie soll dann in diesem, für Peter etwas ungewöhnlich Stil gehalten sein, ohne dass jedoch seine typischen Sounds fehlen.

Das zweite Highlight der CD stellt der Song Journey Of The Clouds von Ginkgo Garden dar. Hinter diesem Projektnamen verbirgt sich der Musiker Eddy F. Müller, der einen bekannten Instrumentaltitel aus den 70’ern hier als Gesangsstück arrangiert hat. Gut, Gesangsstück ist vielleicht etwas zuviel gesagt, denn eine Frauenstimme singt hier nur den Titel des Songs. Vom Titel her erkennt man den Klassiker noch nicht aber wenn ich jetzt den Namen Eroc ins Spiel bringe, klingelt es bei dem ein oder anderen. Eroc (auch bekannt als Schlagzeuger der deutschen Rocklegende Grobschnitt) hatte 1979 mit seinem Instrumentalstück Wolkenreise einen Überraschungshit. Und genau diesen Titel hat er einigen Musikern, darunter auch Eddy F. Müller, zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Aus dem Ziel ein Remix-Album zu Wolkenreise herauszubringen, ist leider bisher noch nichts geworden, aber hier können wir uns schon einmal eine Version anhören. Eddy hat diesem zeitlosen Titel eine Prise Frische, Rhythmus und einen aktuelleren Sound eingehaucht, ohne ihn stilistisch zu verändern. Ich mag diese Version und bin schon gespannt auf die hoffentlich noch weiteren Remixe dieses Titels.

Dem Label ist es mal wieder gelungen eine Mischung von Songs ihrer Künstler so aneinanderzureihen, dass eine relaxte Gesamtstimmung entstanden ist. Die CD ist aus einem Guss, das liegt auch daran, dass sich zwischen den einzelnen Stücken keine Pausen befinden, sondern die Tracks ineinander übergehen.

Es werden keine Soundteppiche gewebt, die endlos dahinschweben, vielmehr bieten die einzelnen Stücke schöne sanfte Melodien. Ich stelle mir beim hören vor, an einer Bar mit direktem Blick auf das Mittelmeer zu sitzen und meinen abendlichen Longdrink zu schlürfen, ein herrlicher Gedanke, wie ich finde.

Stephan Schelle, Februar 2004

 
   

CD-Kritiken-Menue