Rudy Adrian – Sequencer Rarities
 

Rudy Adrian – Sequencer Rarities
Groove Unlimited (2017)
(
6 Stücke, 54:50 Minuten Spielzeit)

Rudi Adrian stammt aus dem neuseeländischen Dunedin und veröffentlicht seit Anfang der 90’er Jahre elektronische Musik. Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht er seine Alben beim niederländischen Label Groove Unlimited. Passend zum E-Day 2017 in Oirschot ist sein Album „Sequencer Rarities“ erscheinen. Der Albumtitel weist schon darauf hin, dass es sich hier nicht um aktuell aufgenommene Stücke handelt. Vielmehr sind sechs Tracks enthalten, die Adrian im Zusammenhang mit den in den Jahren 2000 bis 2007 veröffentlichten Alben eingespielt hat, aber bisher nicht den Weg auf ein Album gefunden haben.

 

 


Die bisher unveröffentlichten Stücke haben Laufzeiten von 3:46 bis 23:01 Minuten Länge. Rudy ist bei der Zusammenstellung nicht chronologisch vorgegangen, was man aus den Angaben im Booklet entnehmen kann.

An den Anfang hat er mit „Sisters“ ein Stück gestellt, das in den Sessions zu seinem Album „Twilight“ entstand, das eine Hommage an den leider schon verstorbenen US-Elektronikmusiker Michael Garrison darstellt. Das aus dem Jahr 1998 stammende Stück hat Rudy seiner guten Freundin Barbara Stone und ihrer Schwester Alison gewidmet. Mit anschwellenden Synthiesounds beginnt „Sisters“ und bekommt nach gut 1:50 Minuten einen pumpenden Rhythmus verpasst, aus dem sich ein Stück transformiert, das eine Mischung aus den Stilen von Ron Boot und Michael Garrison darstellt.

Mit dem sechsminütigen „Solar Flares“ springen wir ins Jahr 2003. Das Stück entstand im Jahr der CD „ Concerts In The USA“. Das im Studio live eingespielte Stück entstand mit einigen der Instrumente, die Rudy bei seinen USA-Konzerten verwendet hat. Ursprünglich hat Rudy es für seinen Freund Mike Valent geschrieben. Spacig und verträumt kommt dieses Stück zunächst daher. Dann schwenkt es in Richtung „Berliner Schule“ der späten 70’er bzw. frühen 80’er Variante von Tangerine Dream. Herrlich pulsiert der Sequenzer auf den Rudy seine Melodielinie legt.

Das 8:42minütige „Kinetic Flow“ stammt aus dem Jahr 2000 und wurde auf der CDR-Beigabe des britischen Seqeunces Magazin von Mick Garlick erstmals veröffentlicht. Wellenrauschen leitet in dieses herrliche Stück ein. Sakrale Klangformationen werden von pulsierenden Sequenzern und Harmonien abgelöst und schrauben sich hypnotisch in die Höhe.

„Blue Waves“ ist mit 3:46 Minuten der kürzeste Track. Hierbei handelt es sich um eine Studioimprovisation, die 2005 live von Rudy Adrian eingespielt wurde. In diesem Track werden Sequenzer und Effekte sowie harmonische Synthiesounds zu einem Klangraum vermengt. Adrian legt hier weniger Wert auf Melodien. Der Track wirkt in der Tat wie eine Improvisation.

Der jüngste Titel der CD ist „ Wind In The Trees“ und stammt aus dem Jahr 2007. Rudy hat auch dieses Stück für seinen Freund Mike Valent aufgenommen. Eine Pianomelodie ist zu Beginn des 23minütigen Stückes zu hören, die sanft in einen synthetischen Part übergeleitet wird. Ein klasse Stück, in dem Rudy Adrian einige Struktur-, Rhythmus- und Melodiewechsel zusammengefasst hat. Tolle Sequenzerfolgen treffen auf eingängige Melodien.

Mit dem ältesten Stück, „Sommers At Ruby Bay“ aus dem Jahr 1995, endet dann das Album. Dieses Stück perlt förmlich aus den Boxen und ist mit einer unglaublichen Leichtigkeit gespielt. Man sieht hier Windspiele, Sonnen durchflutete Areale oder glitzernde Wellen genauso wie ein Weltraumszenario vor dem inneren Auge. Was sich der Hörer auch vorstellen mag, bei diesem Titel gibt es verschiedene Interpretationsmöglichkeiten.

Rudy Adrian hat auf „Sequencer Rarities“ ein buntes Sammelsurium aus Stücken, die er nicht auf seinen Alben platziert hat, zusammengestellt. Dass die einzelnen Tracks aus unterschiedlichen Dekaden stammen, hört man ihnen nicht an. Vielmehr passen sie recht gut zusammen und es wäre schade gewesen, wären sie in der Versenkung verschwunden.

Stephan Schelle, Mai 2017

 
   

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